Mutter-Buddhas Fluch

Weil Oktober ist, gucke ich natürlich auch fleißig Horror-Filme. Ich bin zwar niemand, der jetzt unbedingt Halloween feiert, aber diese Tradition, sich im Oktober mit Horror-Filmen zu zuballern, finde ich schon ziemlich cool. Deswegen habe ich nicht nur die „Texas Chainsaw Massacre“-Reihe mal nachgeholt (dazu kommen noch Sachen), sondern auch den ein oder anderen Horror-Streifen nachgeholt (so wie eben „The Thing“ oder letztens erst auch wieder „A Cure for Wellness“, den ich nach wie vor sehr unterschätzt finde). Neben dem ganzen alten Zeug wollte ich aber auch unbedingt mal wieder was Neues sehen… deswegen hatte ich mir erst „The Night House“ angeschaut und anschließend „INCANTATION“, ein Horror-Film aus Taiwan, dessen Trailer ziemlich fies aussah und viel versprach.

Li Ronan (Tsai Hsuan-yen) zeichnet ein Video auf, in dem sie die Rückkehr ihrer kleinen Tochter Dodo (Huang Sin-ting) feiern möchte. Lange konnte sie ihre Tochter nicht sehen, weil sie unter psychiatrischer Betreuung war. Denn vor sechs Jahren war sie mit ihrem Freund Dom (Sean Lin) und dessen Cousin Yuan (RQ) als vermeintliche Geisterjäger unterwegs. Sie besuchten Yuans Verwandte, die einem merkwürdigen Kult angehörten, bei dem ein Wesen namens Mutter-Buddha angepriesen wurde… Unsere Geisterjäger stören jedoch nicht nur diese Truppe, sondern dringen auch noch in den Tunnel ein, in den eigentlich niemand darf… und bringen so eine Art Fluch auf sich. Li Ronan bittet selbst die Zuschauer immer wieder, einen Segensspruch für Mutter-Buddha zu sprechen, um sie und ihre Tochter von dem Fluch zu befreien.

„Incantation“ ist anfangs ein bisschen wirr. Gerade weil wir immer wieder diese Zeitsprünge haben und wir anfangs auch nicht so richtig wissen, was eigentlich los ist. Zuerst erscheint es so, als wäre Dodo diejenige, die dunkle Geister hervorruft. Weil sie redet immer von einem bösen Mann, der an der Decke hockt. Doch viel davon sehen wir nicht. Gleichzeitig ist „Incantation“ auch ein Found Footage Film, weswegen wir einfach viel von Li Ronans Wackelkamera haben. Aber das legt sich irgendwann alles… der Film braucht ein bisschen, aber wenn man die Zusammenhänge erstmal verstanden hat, ist es richtig spannend.

Dabei muss ich sagen, dass die ganze Rückblende zu Li Ronan und ihren Geisterjäger der viel spannendere Teil des Films ist. Hier kommt so richtig Spannung auf. Dieser Kult ist super creepy, deren Behausungen sind super creepy und was die da veranstalten sowieso. Hier baut Regisseur Kevin Ko richtig gut das Mysterium rund um diesen Fluch auf. Wir sehen Leute, die immer wieder die gleiche Handhaltung wiederholen, die immer wieder den gleichen Spruch brubbeln… den Spruch, den uns Li Ronan auch immer wieder aufzwingt, der sich wie hypnotischer Singsang durch den ganzen Film zieht. Wenn wir dann zum Ende hin auch in diesen Tunnel geraten, wird es richtig fies. Hier funktioniert dann auch das Konzept „Found Footage“. Und ich finde, der Film hätte zweigleisig fahren müssen…

… denn der Teil rund um Li-Ronan und Dodo funktioniert nicht so gut als Found Footage. Das wäre meiner Meinung nach atmosphärischer gewesen, wenn es normal gefilmt worden wäre. Dann hätte man noch mehr mit den merkwürdigen Erscheinungen spielen können.

Aber gut, trotzdem muss ich wirklich sagen, dass mich „Incantation“ so nach der Hälfte dann doch echt hatte. Wenn man auch endlich weiß, wie die Geschehnisse von vor sechs Jahren mit der Gegenwart zusammenhängen, wird es herrlich creepy. Und das Finale ist in sich richtig fies und bezieht sogar uns als Zuschauer auf eine höchst interessante Art und Weise ein. Das hatte ich so auch noch nicht, nutzt aber gekonnt diesen Found-Footage-Charakter aus. So macht das Ganze dann doch echt Spaß, ist schön unheimlich und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.

Wertung: 7 von 10 Punkten (hätte ein bisschen runder sein können, funktioniert aber ab der Hälfte richtig gut)