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Nachts im Haus am See

19. Oktober 2022

Regisseur David Bruckner scheint eigentlich einen ziemlich guten Lauf zu haben, auch wenn die meisten ihn vielleicht nicht einmal kennen. Aber er beschert uns das „Hellraiser“-Reboot, das zumindest von den Trailern her wirklich sehr interessant aussah – und das sage ich als jemand, der das Original aus den 80er Jahren wirklich mag. Aber zurück zu Bruckner. Ich wurde das erste Mal durch „The Ritual“ auf ihn aufmerksam, ein Netflix-Horrorfilm, von dem ich dachte, er würde wie jeder andere Netflix-Kram sein: Schlecht! Aber das Gegenteil war der Fall. Bruckner zeigte in diesem Film, dass er sich im Horror-Genre zuhause fühlt und liefert ordentlich was ab. Ich halte nach wie vor für diesen Film die Flagge aufrecht, der ist gut und sollte von mehr Leuten gesehen werden. Jetzt habe ich es endlich mal geschafft, mir Bruckners zweiten Solo-Film anzuschauen (Solo-Film deshalb, weil er in einem Regie-Trio mit „The Signal“ zum ersten Mal so richtig auf sich aufmerksam machte, dann aber allein „The Ritual“ drehte): „THE NIGHT HOUSE“ (oder „THE HOUSE AT NIGHT“, wie der Film auf Disney+ heißt).

Beth (Rebecca Hall) hat gerade ihren Mann Owen (Evan Jonigkeit) durch Selbstmord verloren. Seitdem lebt sie allein in dem großen Haus am See, das er für das Paar entwickelt hat. Doch nachts beginnt Beth merkwürdige Sachen zu hören und auch zu sehen… und bald wird deutlich, nicht nur das Haus, sondern auch Beth‘ Ehemann hatten ein dunkles Geheimnis.

Was David Bruckner wirklich gut kann, ist Atmosphäre. Hat er in „The Ritual“ schon bewiesen und das beweist „The Night House“ jetzt noch sehr viel mehr. Hier ist es in dem Sinne auch noch sehr viel klassischer, weil wir es mit einem sehr begrenzten Setting zu tun haben und eigentlich auch nur mit einer Person. Beth ist die meiste Zeit allein, allein in diesem großen Haus. Das macht es natürlich doppelt spannend, weil – ähnlich wie viele ihrer Freunde – gehen wir erstmal davon aus, dass der Tod ihres Mannes eine zu große Belastung für sie ist. Rebecca Hall spielt diese Frau in Trauer dabei wirklich wahnsinnig gut, so dass man sich halt wirklich fragt, ist das Einbildung oder passiert das wirklich. Wie Hall hier aber schauspielerisch mehr und mehr abdriftet, trägt einfach dazu bei, wie effektiv David Bruckner dann den Rest inszenieren kann. „The Night House“ lebt einfach sehr von der Performance von Rebecca Hall, die das hier als One-Woman-Show ganz auf sich allein gestellt tragen muss.

Zusätzlich gibt es dann aber natürlich noch das ganze Haunted-House-Thema… und dem gibt Bruckner hier eine ganz besondere Note. Für vermeintliche, schattenhafte Gestalten, die wir vielleicht oder vielleicht auch nicht in Beth‘ Haus sehen, findet Bruckner Formen durch Regale, Bücherwände, Vorhänge, etc. Kennt ihr diese optischen Illusionen, die erst durch die Bewegung der Kamera als solche deutlich werden? Was aussieht wie ein normaler Durchgang, ein normales Regal bekommt Silhouetten durch die Kamerabewegung. Dadurch hat man das Gefühl, was auch immer man gesehen hat, ist Teil des Hauses und nur eine leichte Drehung mit dem Kopf könnte dafür sorgen, dass es wieder zurückkommt. Das sind technische Spielereien, die hier mit schönen old-school-Jump Scares verbunden werden und „The Night House“ ein paar sehr schaurige Sequenzen beschert.

Die ganze Story, die sich  dann am Ende offenbart, hat mich erst an einen bestimmten anderen Horror-Film erinnert, in dem eine Frau ebenfalls von Geistern heimgesucht wird. Ich müsste jetzt nur die zwei Namen der Hauptdarsteller nennen und ihr wüsstet, welchen Film ich meine (der wurde mir sogar direkt nach „The Night House“ von Disney+ vorgeschlagen, also liege ich nicht so weit davon entfernt). Aber das wäre jetzt zu sehr gespoilert, zumal „The Night House“ dann doch nochmal eine ganz andere Richtung einschlägt, die ich durchaus sehr interessant fand – zumal dieser Storytwist alles in ein anderes Licht rückt. So wie Bruckner mit seinen optischen Illusionen in diesem Film.

„The Night House“ ist klassischer Haunted-House-Film mit einer starken Rebecca Hall und einem coolen Twist. Kann man sich schön zu Halloween gönnen.

Wertung: 8 von 10 Punkten (atmosphärisch dicht und spannend)

2 Kommentare leave one →
  1. leonmmelander permalink
    19. Oktober 2022 11:36

    Ich habe den Film letzte Woche zum ersten Mal geschaut und war wirklich begeistert! Ich werde mir dann auch mal auf jeden Fall The Ritual auf Netflix geben

    • donpozuelo permalink*
      23. Oktober 2022 18:30

      Glaub mir, „The Ritual“ ist super. Aber auch was ganz anderes als „The Night House“.

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