Tränen des Mondes
Mit „Fluch der Karibik“ gelang Disney vor Jahren etwas, was man eigentlich nicht für möglich hätte halten können: Ein Film basierend auf einer Themen-Park-Attraktion. Wer hätte damals ahnen können, dass ein gewisser Captain Jack Sparrow so eine Kultfigur und aus dem einen Film ein ganzes Franchise werden würde? Wohl wirklich niemand… aber 2003 wurde der Grundstein gelegt, ein Johnny Depp wurde sogar als Bester Hauptdarsteller für einen Oscar nominiert. Unglaublich, aber wahr. Und Disney wäre nicht Disney, wenn man das jetzt nicht wieder versuchen würde. Disneyland hat ja genügend Attraktionen und Pläne daraus Filme zu machen, gab es seit dem Erfolg von „Fluch der Karibik“. So überlegte man wohl schon 2004 aus der Fahrt auf dem Amazonas einen Film zu machen, doch erst 2021 war es soweit: Ich habe mir jetzt mal, weil ich irgendwie Langeweile hatte, „JUNGLE CRUISE“ angeguckt… und ja, wenn man Langeweile hat, ist das ein „okayer“ Film.
Die Wissenschaftlerin Lily Houghton (Emily Blunt) ist im Jahr 1916 auf der Suche nach den Tränen des Mondes. Das sind die Blüten eines legendären Baumes irgendwo im Dschungel am Amazonas, die wundersame Kräfte haben. Nach diesem Baum suchten schon die Konquistadoren unter Aquirre (nicht Kinski, sondern dieses Mal Edgar Ramirez) und jetzt eben Lily. Gemeinsam mit ihrem Bruder MacGregor (Jack Whitehall) chartert sie das Boot von Frank Wolff (Dwayne Johnson) und macht sich auf die Suche. Doch natürlich ist sie nicht die Einzige, die nach den Tränen sucht: Der deutsche Prinz Joachim (Jesse Plemons) will sich durch die Tränen Unsterblichkeit erschaffen und geht dabei einen Deal mit gewissen verfluchten Konquistadoren ein.
Ja… was soll man dazu sagen? „Jungle Cruise“ ist unterhaltsam. „Jungle Cruise“ ist kurzweilig. „Jungle Cruise“ ist aber auch manchmal zum Haare raufen.
Unterhaltsam ist das Ganze, weil wir gerade mit Emily Blunt und Dwayne Johnson ein wirklich gutes Leinwandpärchen haben, die einfach dank der wunderbaren Chemie perfekt miteinander funktionieren. Emily Blunt wird uns direkt am Anfang ein bisschen wie eine weibliche Version von Indiana Jones vorgestellt und natürlich auch gleichzeitig als eine, die sich den strengen Regeln der Männer-Domäne des Erforschens und Forschens nicht beugen will. Blunt macht das auf eine charmante und unterhaltsame Art und Weise… und diese Frau hat ja auch einfach Charisma. Besser hätte man diese Rolle nicht casten können. Dwayne Johnson spielt ja gefühlt seit zig Jahren die immer gleiche Rolle und sein Frank Wolff ist eigentlich nur eine leichte Abweichung von Dr. Smolder Bravestone aus den „Jumanji“-Filmen. Johnson muss echt aufpassen, dass er nicht ewig die gleiche Rolle spielt – weil irgendwann ist das auch einfach ausgelutscht (mit „Black Adam“ scheint er ja jetzt mal was anderes versuchen zu wollen, da müssen wir einfach mal abwarten).
Kurzweilig ist das Ganze, weil Regisseur Jaume Collet-Serra (der ja viele, sehr viele Liam-Neeson-Action-Filme und mit „The Shallows“ einen kurzweiligen und guten Hai-Film gedreht hat) hier nicht groß rumfackelt. Wie es sich für eine Themenpark-Attraktion gehört, geht die Action direkt los und geht eigentlich konstant weiter. Da wird zwar viel auf CGI gesetzt und rein optisch kommt das nicht an ein „Fluch der Karibik“ heran. Aber das Tempo stimmt, Collet-Serra streut auch mal ein paar ruhige Momente ein, konzentriert sich aber darauf, dass die Action nie zu kurz kommt.
Zum Haare raufen ist das Ganze aber leider eben auch. Wieder einmal kommt nicht so richtig Abenteuer-Film-Feeling auf. Ich habe echt das Gefühl, dass dieses Genre einfach nicht mehr gewürdigt wird. „Uncharted“ hat es schon nicht geschafft und auch „Jungle Cruise“ tut sich da schwer und hätte ein paar mehr Abenteuer-Elemente echt vertragen können. Dazu kommt leider auch, dass tolle Schauspieler ziemlich verschwendet werden und Disney mal wieder sehr lieblos versucht, ein paar Themen abzufrühstücken, zu denen sie sich im Sinne der Diversität gezwungen fühlen.
Fangen wir aber bei den Schauspielern an: Jesse Plemons ist so toll und spricht erstaunlich gutes Deutsch für seinen deutschen Prinz. Aber leider ist er komplett verschwendet in diesem Film. Anfangs mochte ich ihn noch wirklich sehr, wenn er damit seinem „Hällöchen“ und seinem U-Boot mitten im Amazonas auftaucht, aber später weiß der Film mit ihm nicht mehr so richtig was anzufangen. Das Gleiche gilt auch für Edgar Ramirez, der hier nur in eine recht lieblose Schergenrolle gesteckt wird. Richtig peinlich wird es aber, wenn Disney hier versucht, das Thema Homosexualität einzubringen. Da outet sich MacGregor in einem Gespräch kurz als schwul, danach kommt ein äußerst merkwürdiger Dialog mit Frank Wolff, der „das ja total okay findet“ (oder irgendwas in die Richtung) und das war’s dann. Fühlt sich halt sehr lieblos an, aber frei nach dem Motto: Dann haben wir das Thema auch wieder mal in einen Film eingearbeitet.
Insgesamt ist „Jungle Cruise“ halt nett… mehr nicht. Da hätte man echt mehr draus machen können, aber leider fehlt das einfach das gewisse Etwas, um hier einen wirklich spannenden und spaßigen Abenteuer-Film abzuliefern.
Wertung: 6 von 10 Punkten (ein typischer Dwayne-Johnson-Film, der durch Emily Blunt besser gemacht wird)
Habe ich ganz ähnlich wahrgenommen und sogar noch einen Punkt schlechter bewertet. Da ich gerade wieder aktuell zu Pirates habe, fällt umso mehr auf, wie viel besser dieses Franchise in den ersten Filmen funktioniert.
Ja, absolut. Da haben sie sich echt viel Mühe gegeben damals. Hier ruhen sie sich zu sehr auf dieser Star Power von Johnson aus.