Auf dem Feuerwachturm
Taylor Sheridan (nicht zu verwechseln mit Tye Sheridan) ist als Drehbuchautor in Hollywood ziemlich gut durchgestartet. Mit dem Skript zu Denis Villeneuves „Sicario“ lieferte er eine gekonnte Mischung aus Action und Thriller. Sein Drehbuch zu „Hell or High Water“ (ein Film, der immer noch auf meiner To-Do-Liste steht) wurde sogar für den Oscar nominiert. Danach verfilmte er mit „Wind River“ sein eigenes Drehbuch (ein Film, der wirklich in Ordnung ist), bevor er dann die Fortsetzung zu „Sicario“ schrieb und dann 2021 wieder mit einem eigenen Film um die Ecke kam: „THOSE WHO WISH ME DEAD“ oder wie er vereinfacht bei uns heißt: „THEY WANT ME DEAD“ (weil das natürlich so sehr viel mehr Sinn macht – aber über Sinn und Unsinn „deutscher“ Filmtitel könnte man sich stundenlang unterhalten).
Hannah Faber (Angelina Jolie) ist eine Feuerspringerin, die bei Waldbränden per Fallschirm in das Gebiet springt und das Feuer eindämmen soll. Vor ein paar Jahren kamen bei einem Waldbrand aber drei Jungen ums Leben, was sich Hannah bis heute nicht verzeihen… deswegen sitzt sie jetzt nur noch auf einem Feuerwachturm und berichtet, falls sie irgendwo einen Waldbrand entdeckt. Doch statt einem Feuer läuft ihr eines Tages Connor (Finn Little) über den Weg. Der wird von zwei Killern (Nicholas Hoult und Aidan Gillen) gejagt, die zuvor seinen Vater umgebracht haben. Mit Hilfe von Sheriff Ethan Sawyer (Jon Bernthal) will Hannah dem Jungen nun helfen… doch die beiden Killer haben im Wald ein Feuer gelegt und machen nun unerbittlich Jagd auf Hannah und Connor.
„Taylor Sheridan, die 90er Jahre haben angerufen und wollen ihr Action-Kino zurück!“ Genau so fühlt sich „They want me dead“ nämlich an. Ganz besonders bekommt man hier irgendwie „Cliffhanger“-Vibes: von der Vergangenheit geplagter Stallone kämpft in der Wildnis gegen fiese Schurken. Fehlte eigentlich nur das Kind, aber ansonsten… leider hat „They want me dead“ nur weder die Schauwerte noch die Spannung, die ein „Cliffhanger“ mit sich gebracht hat. Und so wird der Film ein ziemlich mühseliges Erlebnis, das aber eigentlich sein Potenzial zeigt, wenn man es nur freigelassen hätte.
Das größte Problem an diesem Film ist nämlich die Hauptfigur. Hannah ist so langweilig geschrieben und wird dann auch von Angelina Jolie genau so langweilig geschrieben. Sie hat ein paar dramatische Rückblenden, guckt ein bisschen bedrückt in die Ferne und das soll jetzt ausreichen, um sie als tragische Figur zu etablieren. Nicht wirklich… dabei hat der Film ein Paar, das man viel eher in den Vordergrund hätte stellen müssen: nämlich Sheriff Sawyer und seine schwangere Frau Allison (Medina Senghore). Mit Sawyer als werdendem Papa, der sich um den jungen Connor kümmern muss, hätte man schon mal eine interessantere Dynamik gemacht. Mit der Gewehr schwingenden schwangeren Mutter Allison hätte man dann noch die Löwin gehabt, die alles tut, um ihre Familie zu beschützen. Ein bisschen kommt das immerhin bei Allison auch im Film selbst durch – das ist auch ganz interessant – aber wenn man den Fokus auf die Beiden gelegt hätte, wäre „They want me dead“ ein sehr viel packender Film gewesen. Zumal Ethan und Allison ja auch wirklich was zu verlieren haben. Hannah wird uns schon direkt zu Beginn des Films als „lebensmüde“ gezeigt und, wie schon erwähnt, gut ausgeschrieben ist ihr Charakter einfach nicht. Da hätte ich Jon Bernthal und Medina Senghore eher den Vortritt gewährt. Weil Jolies Hannah hätte es dann nicht gebraucht.
Aber das sind wieder verdammt viele „Hättes“… haben wir alles nicht bekommen, deswegen also nur dieser sehr belanglose und leider auch recht lieblose Versuch, die 90er Jahre wiederzubeleben. Neben dem auf der Strecke bleibenden Potenzial punkten wenigstens Aiden Gillen und Nicholas Hoult als Schurken, die man theoretisch sogar auch mehr hätte ausbauen können. Auch das hätte dem Film einen anderen Twist gegeben, aber wäre innovativer als alles, was uns Sheridan hier liefert. Aber wieder: „Hätte, hätte, Fahrradkette!“
„They want me dead“ ist wirklich lahm, vor allem lahmes Action-Kino. Die paar Sequenzen, die der Film zu bieten hat, sind weder spannend noch aufregend inszeniert und fühlen sich auch wieder mehr nach schlechtem 90er Jahre Kino an. Damals hätte man diesen Stoff selbst besser umgesetzt.
So bleibt von diesem Film eigentlich nichts Nennenswertes in Erinnerung, außer, dass man daraus wirklich einen guten Film hätte machen können… schade, vor allem bei dem Cast.
Wertung: 4 von 10 Punkten (viel Potenzial, das einfach so untergeht)
Schade eigentlich, denn bis auf Jolie sind da drei meiner Lieblingsdarsteller unterwegs.
Es ist wirklich schade, weil hier verdammt viel Potenzial drin steckt, aus dem einfach nichts gemacht wird.