Zum Inhalt springen

Hello there!

29. Juni 2022

Was habe ich mich gefreut, als es nach ewigem Hin und Her tatsächlich hieß, Ewan McGregor würde als Obi-Wan noch einmal zurückkehren… schon seit Jahren wurde immer wieder mal über so ein Projekt nachgedacht, und wenn eine Sache aus den Star-Wars-Prequels als wirklich positiv in Erinnerung geblieben ist, dann eben McGregor als Obi-Wan. Und wie gesagt: Ich habe mich wirklich sehr auf die „Obi-Wan Kenobi“-Serie gefreut – auch nach dem „The Book of Boba Fett“-Fiasko. Leider hat sich die Kenobi-Serie dann auch zu einem halben Fiasko entwickelt – was ich nicht habe kommen sehen.

Obi-Wan (McGregor) sitzt auf Tatooine und versucht seit 10 Jahren hier ein ruhiges Leben zu führen. Von der Macht hat er sich komplett entsagt, nur ein kleiner Junge namens Luke Skywalker erinnert ihn immer noch daran, was mal gewesen ist. Doch als erst die Inquisitoren auf Tatooine landen (ein Jedi-Jäger-Trupp unter der Führung des Großinquisitors und von Darth Vader höchstpersönlich ins Leben gerufen), wird es für Obi-Wan gefährlich. Als dann auch noch die junge Prinzessin Leia (Vivien Lyra Blair) entführt wird, muss der alte Jedi-Meister handeln.

„Obi-Wan Kenobi“ ist die Serie der vertanen Chancen… anders kann man das wirklich nicht bezeichnen.

Vertane Chance Nr. 1: Obi-Wan weiterentwickeln. Die Frage ist natürlich, haben wir eine Geschichte von Obi-Wan zwischen Episode 3 und Episode 4 wirklich gebraucht? Die Antwort ist schlicht und ergreifend: „NEIN!“. Aber ich habe auch „Rogue One“ nicht gebraucht und war schwer begeistert. Bei „Obi-Wan Kenobi“ ist aber einfach das Problem, dass sich die Hauptfigur nicht wirklich weiterentwickelt. Ja, er hat Schwierigkeiten mit der Macht, weil er sie lange nicht mehr eingesetzt hat, aber er wird am Ende doch noch der Jedi, den wir kennen und lieben. Ewan McGregor an sich ist nach wie vor toll in der Rolle und es ist unglaublich, wie scheinbar problemlos er wieder zu diesem Charakter wird.

Aber sein Obi-Wan ist halt auch einfach irgendwie nur da. Am Anfang und am Ende unterscheidet sich die Figur letztlich nicht groß. Außer halt diese Sache mit der Macht und dass er irgendwie doch noch einmal mit seinem Schüler Anakin konfrontiert wird. Eine wirkliche Charakterstudie über einen verzweifelten, alten Jedi, der von seiner Vergangenheit gejagt wird, bekommen wir aber trotzdem nicht… weil sich die Serie nie so richtig für Obi-Wan interessiert. Er ist eben einfach nur da. Mehr nicht.

Vertane Chance Nr. 2: Aus Reva mehr machen. Mit den Inquisitoren hatte man mich schon in „Rebels“ fasziniert und später dann auch in „Star Wars: Jedi Fallen Order“. Diese Institution war echt sehr spannend. Böse Jedi-Jäger, von Vader angeführt. Tolle Idee. In „Obi-Wan Kenobi“ lernen wir da unter anderem Reva (Moses Ingram) kennen, die Third Sister. Sie hat es ganz besonders auf Obi-Wan abgesehen, um Vader zu beeindrucken. Dabei verfolgt sie ihre ganz eigene Agenda, gerät auch immer wieder in Konflikte mit den anderen Inquisitoren. Klingt alles super spannend…

… nur macht die Serie auch daraus nichts. Revas wahre Gründe kann man sich schon von Folge 1 an denken, was an sich nicht schlimm ist. Schlimmer ist, dass alles um sie herum einfach fallen gelassen wird wie faules Obst. Die Streitigkeiten mit den Inquisitoren – schneller vergessen, als ihr „Helft mir, Obi-Wan Kenobi“ sagen könnt. Ihre eigene Geschichte steckt voller schlecht geschriebener Entscheidungen und bescheuerter Momente. Es tut mir um Moses Ingram echt Leid, weil sie hier eigentlich eine äußerst interessante Figur spielt, die aber kaum genutzt wird.

Vertane Chance Nr. 3: Leias Geschichte. Leia nervt in dieser Serie einfach nur. Was auch ein bisschen daran liegt, dass Jungdarstellerin Vivien Lyra Blair manchmal ein wenig hölzern wirkt. Was aber noch sehr viel mehr daran liegt, dass ihre Figur einfach nicht gut geschrieben wurde. Man hätte sich hier echt an „Logan“ orientieren können, aber irgendwie zieht das einfach nicht. Gleichzeitig stört diese große Freundschaft zwischen den Beiden auch ein bisschen die Kontinuität der Filme. Warum ist Leia kein bisschen traurig, wenn Obi-Wan in „Krieg der Sterne“ stirbt? Naja… immerhin schaffen sie es durch diese Leia-Sache, dass „Obi-Wan Kenobi“ nicht komplett auf Tatooine spielt.

Vertane Chance Nr. 4: Meister vs. Padawan. Hayden Christensen wurde groß angekündigt… viel sieht man von ihm nicht. Dabei hätte ich mir gerne gewünscht, dass man gerade von ihm – und natürlich seinem Meister sieht. Es gibt zwar zwei große Konfrontationen zwischen den Beiden – und ja, die Kämpfe (gerade der im Finale) sind nicht schlecht. Aber so richtig was aus Vader macht die Serie auch nicht. Sie zeigen ihn etwas brutaler, impulsiver – aber genau von Vader hätte ich mir auch hier einfach mehr gewünscht. Ich finde, „Obi-Wan Kenobi“ hätte sich wirklich nur auf die Beiden konzentrieren sollen.

Vertane Chance Nr. 5: Die Lars-Farm und Luke. Ja, das kommt mal alles irgendwie vor… aber mehr auch nicht. Zumal gerade die Beziehung zwischen Owen Lars (Joel Edgerton) und Obi-Wan spannend gewesen wäre. Da wird der große Streit in Folge 1 mal angekratzt, aber mehr auch nicht.

Ich könnte noch ewig so weitermachen. Aus den Inquisitoren allein hätte man mehr machen können. Aus dem „Pfad“, den Rebellen, hätte man mehr machen können. Die neu dazu kommende Tala (Indira Varma) wird auch recht stiefmütterlich behandelt… und so verläuft sich „Obi-Wan Kenobi“ ziemlich im Sand. Die Story erzählt nicht wirklich viel Neues und bleibt, was die Figur von Obi-Wan angeht, ziemlich auf der Stelle stehen. Optisch hat das Ganze auch nicht sonderlich viel zu bieten… und so, finde ich, vergeigt Disney Star Wars einen weiteren tollen Charakter.

Bleibt nur zu hoffen, dass „The Mandalorian“ Staffel 3 wenigstens unterhaltsam wird und das mit der „Andor“-Serie vielleicht wieder ein bisschen Schwung in all das kommt. Aber allgemein sollte sich Disney endlich damit abfinden, dass die Skywalker-Saga vorbei ist und sich in der weit, weit entfernten Galaxie mal wirklich neuen Themen widmen. Sonst bin ich irgendwann auch einfach raus.

Wertung: 4 von 10 Punkten (war nett, General Kenobi noch mal zu sehen, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt)

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..