Flight Mission: Impossible
Über Sinn und Unsinn dieser sogenannten „Legacy Sequels“ müssen wir eigentlich nicht mehr sprechen, oder? Man nehme einen Kultklassiker, der schon einige Jahre auf dem Buckel hat und mache eine Fortsetzung dazu. Warum? Tja, das ist die Frage… fehlende Kreativität, Geld durch Nostalgie-Bonus oder einfach Faulheit? Vielleicht ist es auch alles drei. Aber wir bekommen halt immer mehr von solchen Sachen. Alte Charaktere von anno dazumal tauchen wieder auf und erleben neue Abenteuer. Manchmal funktioniert das sogar noch recht gut, manchmal fragt man sich schon, warum das überhaupt irgendwer gebraucht hat. Ich meine, nehmen wir mal das aktuelle Beispiel von „TOP GUN: MAVERICK“. Wer zur Hölle hat eine Fortsetzung zu „Top Gun“, Tom Cruises Jetpiloten-Action-Kracher aus den 80er Jahren gebraucht? Die Antwort: Niemand. Trotzdem muss ich neidlos anerkennen: „Top Gun 2“ ist unterhaltsam und sogar besser als der erste Teil!
Pete „Maverick“ Mitchell (Tom Cruise) verdingt sich als Test-Pilot, als er von seinem aktuellen Posten abgezogen wird. Er soll an der Top-Gun-Schule für Piloten ein Team für eine besondere Mission ausbilden. Unter seinen neuen Rekruten, die alle die Besten der Besten sind, befindet sich auch Bradley Bradshaw, Call-Sign „Rooster“ (Miles Teller). Rooster ist der Sohn von Mavericks einstigem Partner Goose, der ja in Teil 1 gestorben ist. Das sorgt für ein wenig Stress… aber die Mission, die scheinbar unmögliche Mission, steht im Vordergrund und so müssen Rooster und Maverick irgendwie miteinander klarkommen.
„Top Gun 2“ ist ein perfekter 80er-Jahre-Film, den wir jetzt 2022 gucken. Was soll das heißen? Nun ja, es ist ein Film, der sich um seine Action sehr bemüht (ist ja auch Tom Cruise), aber der Rest ist so dermaßen vernachlässigbar, dass es schon fast schade ist – vor allem um den tollen Cast. Dazu ist der Film gerade in der ersten Hälfte einfach mal 1:1 eine Kopie von „Top Gun“ – oder wie man wahrscheinlich eher sagen würde: Der Film ehrt das Original mit zahlreichen Easter Eggs und Anspielungen. Das funktioniert aber erstaunlich gut. Das Intro, wenn wir – wie schon im ersten Teil – Jets zu Kenny Loggins „Danger Zone“ starten sehen, schmeißt einen voll rein. Danach bemüht sich Regisseur John Kosinski sehr, das alte Top-Gun-Feeling wieder aufzubauen. Deswegen werden die Feinde auch wieder nicht näher beschrieben. Deswegen wird wieder mit freiem Oberkörper am Strand gespielt. Deswegen wird wieder am Klavier „Great Balls of Fire“ gesungen und und und… auch die Beziehung zwischen Maverick und seiner neuen alten Flamme Penny (Jennifer Connelly) könnte nicht konstruierter wirken als im ersten Teil. Allerdings funktioniert sie trotzdem ein bisschen besser, einfach weil Connelly und Cruise eine gute Chemie haben.
Das ist auch das Stichwort: „Chemie“. Denn auch der neue Cast rund um Miles Teller, Glen Powell, Lewis Pullman, Monica Barbaro und und und… bleibt zwar relativ gesichtslos (weil die Figuren einfach kaum ausgearbeitet werden), aber weil man sie uns die ganze Zeit als Team präsentiert (und sie eben eine gute Chemie haben) macht es hier eher Spaß, ihnen zu zusehen, wie sie für ihre unmögliche Mission trainieren. Was ein weiterer Pluspunkt für das Sequel ist: Hier wird wenigstens von Anfang an auf etwas hingearbeitet… Teil 1 schwebte für mich immer etwas leer im Raum. „Top Gun 2“ hat ein Ziel, dadurch wird direkt auch die Spannungsschraube ein wenig angezogen.
Man kann über die fehlende Story meckern, über die unausgereiften, klischee-behafteten Charaktere… oder man kann sich daran erinnern, warum man sich einen Tom-Cruise-Film anschaut: Wegen der abnormalen Action-Sequenzen. In diesem Punkt liefert auch „Top Gun 2“ auf jeder Linie ab. Das ist wie Achterbahn fahren im Kino – nur noch krasser. Der komplette Cast musste in den Flieger, musste selbst fliegen (weil wenn Tom Cruise das macht, machst du es auch) und das merkt man diesem Film an. Tony Scott hat damals 1986 schon tolle Action geliefert, aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was Cruise und Kosinski präsentieren. Es gibt erstmal verdammt viel Action und verdammt abwechslungsreiche Sequenzen. Man spürt das Dröhnen der Motoren in seinem Kinosessel, man sieht die Anziehungskräfte in den Gesichtsentgleisungen der Darsteller… man weiß einfach, die sitzen gerade wirklich im Flieger. Hier ist nichts vor Green-Screen gedreht, nichts im Studio… sondern alles in der Luft. Und das ist einfach nur fantastisch. Die Dog-Fights, die Flugmanöver, all das zieht einen einfach komplett in den Bann. Wer Action-Fan ist, wird um diesen Film nicht herumkommen, weil Tom Cruise zeigt einfach einmal mehr, wie sehr im realistische Action wirklich am Herzen liegt.
So gesehen ist „Top Gun 2“ wie sein Vorgänger, aber er verbessert ihn tatsächlich. Es gibt zwischendurch auch ein paar gute emotionale Momente (ich sage nur: Val Kilmer), viele kitschige und sehr vorhersehbare und manchmal auch lustige Momente, aber die Action macht einfach Spaß. Das entschädigt dann doch für viel.
Wertung: 7 von 10 Punkten (das Actionhighlight des Jahres)
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