Der Hacker mit dem Fisch
Ich hinke mal wieder ganz schön hinterher, was einige gefeierte Serien angeht. Aber hey, besser spät als nie. Immer wieder habe ich gehört, wie toll, wie fantastisch, wie großartig, „MR ROBOT“ sein soll. Aber so richtig interessiert hat mich diese Hacker-Serie nie so wirklich. Vielleicht lag es am Thema? Vielleicht daran, dass eben alle Welt schrie, wie geil das alles sein würde? Ich weiß es nicht… normalerweise kriegt man mich mit Hypes ja auch vor den Fernseher gelockt. Deswegen schiebe ich es vielleicht wirklich aufs Thema… konnte mir einfach nie so wirklich vorstellen, dass eine Hackerstory spannend genug für vier Staffeln sein könnte. Doch ich wollte dem Ganzen jetzt doch mal eine Chance geben… gerade nachdem mich ja „Mad Men“ schon so positiv überrascht hatte. Also: Staffel 1 an und los ging’s.
Elliot Alderson (Rami Malek) ist ein Superheld der etwas anderen Art: Tagsüber arbeitet er für ein IT-Security-Unternehmen, nachts hackt er sich in fremde Computer und will somit für Recht und Ordnung sorgen (allein die erste Szene, wo er einen Café-Besitzer zur Rechenschaft zieht, ist großartig). Besondere Sorgen macht ihm dabei das Riesenkonglomerat E Corp, das Elliot immer nur Evil Corp nennt. Denn die sind überall. Eines Tages wird Elliot dann von Mr. Robot (Christian Slater) für dessen Hackergruppe Fsociety angeheuert. Gemeinsam mit Elliot will Mr. Robot sämtliche Kredite, die Menschen bei Evil Corp haben, löschen…
Was mich an „Mr. Robot“ direkt fasziniert hat, ist nicht mal die Story… sondern einfach diese Figur Elliot Alderson. Der leidet an einer dissoziativen Identitätsstörung, lebt einsiedlerisch für sich allein und wirkt unter Menschen so zerbrechlich und verwirrt von deren Aktionen. Nur in der Welt von Nullen und Einsen fühlt sich Elliot wohl, weil er diese Welt kontrollieren kann. Und was soll ich sagen, was wahrscheinlich schon zig Menschen vor mir erkannt haben: Rami Malek ist in dieser Rolle einfach perfekt. Er hat diesen Mix aus Norman Bates meets Tyler Durden meets Sheldon Cooper meets John Nash einfach so gut drauf. Den „Fight Club“-Touch haben wir dann noch zusätzlich dadurch, dass Elliot uns als Erzähler auch direkt in die Story mit einbindet… und ja, ich mag sowas.
Bei all den genannten Varianten, die die Figur Elliot an sich verkörpert, wird dann eigentlich auch ziemlich schnell klar, was einer der großen Twists in der ersten Staffel sein wird. Das war mir gefühlt schon nach der ersten Episode klar. Aber „Mr. Robot“ ist gut genug erzählt, dass das absolut nichts ausmacht. Der Plot dreht sich nicht darum, diese eine Wendung aufzubauen, sondern um den Plot und die Charaktere, die ihn vorantreiben. An Charakteren, die gut geschrieben und faszinierend sind, mangelt es der Serie auch kein bisschen. Nehmen wir nur mal Tyrell Wellick (Martin Wallström), der für Evil Corp arbeitet und seine Frau Joanna (Stephanie Corneliussen). Wallströms Tyrell ist ja mal „American Psycho“ in Perfektion – nur eben nicht „american“. Meine Fresse, dieser Typ ist schmierig, eklig, intrigant und was nicht noch alles. Aber Wallström spielt ihn einfach so unfassbar gut. Allerdings habe ich echt das Gefühl, dass die nicht weniger großartig aufspielende Stephanie Corneliussen das wahre Master-Mind zu sein scheint. Die ist ja noch eiskalter als eiskalt. Meine Güte… so erschafft „Mr. Robot“ in der ersten Staffel allein schon ein wunderbar fiesen Gegenpol zu dem fürs Gute kämpfenden Elliot und zum Beispiel auch dessen langjährigen Freundin Angela Moss (Portia Doubleday), bei der ich sehr gespannt bin, was sie aus ihr in kommenden Staffeln noch machen werden. Im Moment wirkt sie manchmal noch recht hilflos und verzweifelt… eine Frau, die ausgerechnet bei Elliot Hilfe sucht, dem asozialen Hacker, der mit Menschen nichts anfangen kann.
Bei ihm muss ich dann auch gestehen, hat mich die ganze Story mit seiner Nachbarin Shayla (Frankie Shaw) und diesem Nebenplot mit dem Drogendealer ein bisschen gestört. War zwar auch alles gut, aber mir fast schon ein bisschen zu viel des Guten. Da hätte mir alles rund um Elliots Hacker-Geschichten rund um seine Therapeutin gereicht. Aber letztendlich ist das Meckern auf sehr, sehr, sehr hohem Niveau.
„Mr. Robot“ Staffel 1 hat mich echt von Sekunde 1 gepackt. Das Ganze sieht auch unglaublich stylisch aus (diese Bilder, die teilweise perfekt gegen die Norm gehen, wenn Charaktere ganz klein im Bild und aus dem Bild herausreden; die perfekten Linien, denen manch Bildaufbau folgt – einfach auch optisch ein echter Hingucker). Christian Slater, den ich schändlicherweise noch gar nicht erwähnt habe, ist so gut wie schon lange nicht mehr… von daher bin ich echt froh, dass ich endlich auch mal mit „Mr. Robot“ angefangen habe. Und ich freue mich schon auf mehr.
Wertung: 8 von 10 Punkten (der Hacker mit Herz und einer leichten Psychose ist der Held, von dem ich nicht gedacht hätte, das ich ihn brauche)
Ohja gute Serie! Nach zwei Staffeln war ich aber raus, dann sind die Folgen nicht mehr auf Sky aufgetaucht. Schade eigentlich.
Oh, okay. Das ist ja echt ärgerlich… hab sie jetzt alle auf Prime geguckt 😁
Ich war auch anfangs etwas skeptisch, aber die Serie ist der Hammer und gerade die anderen Staffeln zünden richtig. Nur die letzte Staffel habe ich noch nicht zuende geguckt.
Waaas? Du kannst dir nicht vorstellen wie eine Hackerserie vier Staffeln lang spannend sein soll!? 🙂 Aber in unserer digitalen Ära kann man schon mit IT eine Menge kaputt machen. Vom Kernkraftwerk bis zum Verkehrssystem bis Kriege anzetteln bis Identitätsdiebstahl. Vllt liegts an meinem Job, aber ich finde das gibt eine ganze Menge her. 😉
Fraglich ist wohl eher, ob das begeistern und spannend sein kann und dabei nachvollziehbar bleibt. Typischerweise versagen IT- und Hackerserien sobald sie nur einen Hauch des Tech-Speak benutzen. Oder sie werden müde belächelt von den Profis, weil sei Quatsch labern.
Mr Robot hat sich seine Lorbeeren dadurch verdient (mMn), dass es den Spagat schafft spannend zu sein und Tech-Speak aufs Minimum zu reduzieren UND ein realistisches Bild abzuliefern. Die Technologien, viel der Software, die Eliot benutzt, gibt es wirklich. Das sollte an der Stelle auch erschreckend sein. Das Zeug kann jeder überall runterladen und sich daran versuchen einen Honeypot einzurichten oder unsere Passwörter zu brute-forcen.
Das andere sind die globalen Auswirkungen und die Aufgabe von IT darin. Da gehts dann später noch ziemlich rund.
Was die Qualität der Serie ansonsten betrifft, ging es mir ähnlich wie dir. Mein Hauptkritikpunkt an der Satffel ist auch die etwas öde und zuviel Raum einnehmende Drogenstory. Den Twist habe ich auch vorhergesehen. Aber nicht ganz so weit vorher. Stattdessen habe ich mich lange darauf festgebissen, ob Darlene nicht vielleicht nur in Eliots Kopf existiert. Das war dann doch nicht ganz so bis mir der andere Twist aufging.
Ich finde die Serie steigert sich nach der ersten Staffel sehr. Viel Spaß damit!
Ja, die globalen Ausmaße, die hier deutlich werden, sind schon erschreckend gruselig. Und auch, wie das Hacken hier dargestellt wird. Nachdem ich auch gelesen hatte, dass die da sehr akkurat in der Umsetzung umgegangen sind, wirkt das gleich noch sehr viel unheimlicher.
Letztendlich zeigt die Serie ziemlich gut, wie verletzlich wir doch gerade auch wegen der Übermacht der Technologisierung geworden sind. Jedes Gerät hört mit, der Algorithmus ist überall… das ist schon wirklich gruselig.
Staffel 1 hat mir aber echt gefallen und ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird.