The Living Vampire sucks!
Sonys Spider-Man Universe hat für mich nach wie vor ein extrem großes Problem. Obwohl es sich „Sony Spider-Man Universe“ nennt, fehlt der wichtigste Bestandteil: nämlich Spider-Man. Es gab ja im Vorfeld zu „No Way Home“ die Gerüchte, Tom Holland würde als Spidey komplett zu Sony wechseln und ein Miles Morales würde im MCU landen. So hätten beide Welten ihren Spider-Man gehabt und Sony hätte endlich damit anfangen können, die bisher eingeführten Antihelden auch mal auf Spider-Man selbst treffen lassen zu können. Leider ist das nie passiert und so kämpft sich Sony weiterhin mit Einzelfiguren herum. „Venom“ und „Venom: Let there be carnage“ fand ich aber schon langweilig, auch wenn Tom Hardy als Eddie Brock a.k.a. Venom gut gewählt ist. Doch jetzt kommt, nach ewigen Verschiebungen, eine neue Figur ins SSU, die ich so noch nie ohne Spider-Man gesehen habe: „MORBIUS“… und was soll ich sagen? Das lange Warten hat sich absolut nicht gelohnt.
Michael Morbius (Jared Leto) leidet seit seiner Geburt an einer schweren Blutkrankheit. Auch sein bester Freund aus Kindheitstagen, Milo (Matt Smith) hat diese Krankheit und finanziert Michael, der verbissen (Vampir-Wortspiel) daran arbeitet, eine Heilung zu finden. „Leider“ entwickelt er dabei nur ein Blutersatz, für den er sogar den Medizin-Nobelpreis bekommen soll (denn er aber ablehnt). Als Michael schließlich mit Vampir-Fledermäusen experimentiert, gelingt ihm der Durchbruch. Auf einmal fühlt er sich stark, kann sich wieder normal bewegen… und sogar fliegen. Michael Morbius wird zu Morbius, the Living Vampire. Er hat fast alle Stärken eines Vampirs, kann sogar das Sonnenlicht aushalten, braucht aber nach wie vor Blut. Dabei setzt er eher auf seinen Blutersatz… doch sein Freund Milo, der sich das gleiche Mittel spritzt, will lieber echtes Blut, weil es ihm mehr Kraft verleiht.
Man merkt schon an dieser uninspirierten Inhaltsangabe, dass „Morbius“ jetzt nicht unbedingt die Art von Comic-Film ist, die mit neuen Ideen daher kommt. Dieser Film ist eine absolut generische Origin-Story, die so vielleicht vor 15 Jahren irgendwen begeistert hätte, aber jetzt überhaupt niemanden locken kann. Es wird auch einfach nichts erklärt in diesem Film. Wie kommt Morbius auf die Idee mit den Fledermäusen? Was davon bewirkt jetzt seine neuen, tollen Fähigkeiten? Auch die Fähigkeiten selbst werden mal eben schnell runtergerattert und danach ist Morbius quasi schon perfekt… als hätte er sie sein Leben lang gehabt.
„Morbius“ verspielt einfach jede Chance, steckt doch durchaus Potenzial in diesem Film. Ich meine, Jared Leto ist ein guter, interessanter Schauspieler, der eigentlich wie geschaffen ist, um einen stylischen Vampir zu spielen. Nur das Drehbuch gibt ihm nicht wirklich viel. Auch ein Matt Smith, der hier leider nur die Kopie von Morbius spielt, wird unterfordert – bekommt aber eine Tanz-Sequenz, bei der Bully-Maguire vor Neid erblassen würde. Smith hat wenigstens ein wenig Spaß an seiner Rolle, auch wenn die Motivation seines Milos nicht wirklich nachvollziehbar sind. Jared Smith ist auch im Film, aber absolut vernachlässigbar. Leider! Das trifft auch auf Love-Interest Martine Bancroft zu. Adria Arjonas hat in diesem Film nichts zu tun… aber wirklich gar nichts. Man hätte sie auch einfach weglassen können, es wäre nicht weiter aufgefallen. Sie ist leider nur da, um gerettet zu werden – und damit wären wir halt wieder bei Dingen, die vielleicht vor 15 Jahren noch haltbar waren. Zwischendurch taucht auch noch ein Ermittler-Duo auf (Tyrese Gibson und Al Madrigal), die das Mysterium blutleerer Leichen untersuchen wollen… aber wie schon bei Harris und Arjonas muss man hier sagen: Verschenkt.
„Morbius“ hätte aber gerade mit diesen beiden Ermittlern einen interessanten Ansatz wählen können: Warum fängt der Film nicht als Thriller an, in dem zwei Polizisten ermitteln, was in der Stadt Leuten das Blut aussaugt? Man hätte so nicht sofort den Fokus auf Morbius, aber hätte seine Origin interessanter darstellen können und hätte so gesehen nicht einmal unbedingt noch einen weiteren „richtigen“ Schurken gebraucht. Damit wäre dann auch Adria Arjonas Rolle interessanter gewesen, hätte sie doch versuchen können, die Ermittlungen zu behindern, um Morbius zu schützen. Gleichzeitig hätte man auch mehr Horror-Elemente mit in den Film einbauen können, der das zwar hier und da versucht – leider wirkt das nur recht lieblos (wahrscheinlich auch deswegen, weil man natürlich immer noch ein junges Publikum abholen möchte).
So bleibt „Morbius“ halt furchtbar generischer Mist, der es dazu noch schafft, in seinen Effekten und mit seiner Action beschissener auszusehen als der Endkampf in „Venom“. Entweder alles wird hinter CGI-Fledermäusen und Quicksilver-artigen Bewegungen versteckt, die kurz mal für Super-Zeitlupen unterbrochen werden, damit wir sehen können, wie schlecht animiert das doch alles ist. Mit dem Serienkiller-Ansatz hätte es diese ganzen hier eher überflüssigen Action-Sequenzen gar nicht gebraucht… und wir hätten mal einen stylischen Vampir-Film im Comic-Universum gehabt.
Am Ende hat sich das Warten auf „Morbius“ einfach nicht gelohnt… und die Post-Credit-Scenes (von denen es zwei Stück gibt) versuchen dann, irgendwie dem Ganzen noch eine Bedeutung zu geben – scheitern aber auch erbärmlich. Sony hätte diesen Film auch gleich auf Netflix bringen können…
Wertung: 3 von 10 Punkten (das war lieblos, generisch und öde)
Das war doch soo klar und nein, Jared Leto war in letzter Zeit nur in House of Gucchi gut, als Karikatur meine ich. Wenn ich bei einem Trailer schon mehr Fremdschämmomente habe, als Neugier, ist das ein sicheres Zeichen, dass der Streifen nicht wirklich gut sein kann. Ich weiß auch nicht, warum man Leto immer wieder in Comicverfilmungen besetzt. Dann bin ich froh, dass ich statt in diesem Film Donnerstag in der Sneak war :))
Es war echt klar. Der erste Trailer war schon ne Katastrophe.
„und was soll ich sagen? Das lange Warten hat sich absolut nicht gelohnt.“ – da kann man fast mal kurz das nicht übersehen 😀
Oh je, klingt schlimm. Ich konnte mich ja schon beim Trailer nur mäßig begeistern, weil alle Origin-Storys dieser Tage so gleichförmig sind. Aber das klingt sogar noch schlimmer. Schade!
Es ist leider echt eine Tragödie. Man hätte wirklich was Gutes draus machen können, wenn man sich mal was getraut hätte. Aber es ist halt schlimmer als generisch…