Die Anfänge königlicher Männer
Heutzutage muss ja alles zum Franchise ausgebaut werden. Selbst tolle Filme wie „The Batman“ bekommen direkt mal zig Serien, um das Universum auszubauen (oder eher um HBO Max noch ein bisschen attraktiver unter den Streamning-Anbietern zu machen)… und so ist es mittlerweile eigentlich mit jedem neueren Film, der sich wagt, das Licht der Kinoleinwand zu erblicken. Matthew Vaughn möchte das Gleiche ja schon lange mit seiner „Kingsman“-Reihe auch machen. Was ich auch nicht ganz verstehen konnte: Ich mochte die ersten beiden Filme wirklich wahnsinnig gerne. Gerade Teil 1 ist lustig, liefert Action satt und einen tollen Cast. Aber als es dann mit Teil 2 losging, was man alles noch ausbauen möchte, wurde ich schon wieder skeptisch. Wozu das alles? (Natürlich wegen Geld!)… jetzt ist endlich nach langen Verschiebungen das Prequel zu „Kingsman“ auf Disney+ erschienen und nach der Sichtung von „THE KING’S MAN“ bleibt die Frage bestehen: WOZU DAS ALLES???
Orlando Oxford (Ralph Fiennes) ist ein britischer Adliger, der sich sehr um die Belange seines Landes kümmert. Dafür etabliert er ein kleines Agenten-Netzwerk, mit dem er 1914 verhindern will, dass die Welt in einen großen Krieg gerät. Doch sowohl der deutsche Kaiser, der russische Zar als auch die britische Regierung arbeiten eher gegeneinander als miteinander. Um einen Krieg zu verhindern, will Oxford mit seinem Team (Gemma Arterton als Agentin Polly und Djimon Hounsou als Agent Shola) Rasputin (Rhys Ifans) ausschalten… Rapsutin wiederum arbeitet in einer Gruppe von Verschwörern, die von dem mysteriösen Sheperd angeführt werden, der mit seinen Machenschaften die Welt ins Chaos stürzen will. Und ausgerechnet Oxfords eigener Sohn Conrad (Harris Dickinson) will seinem Vater helfen.
Die „Kingsman“-Filme haben sich nie wirklich ernst genommen. Sie waren eine Bond-Persiflage, die uns mit verrückten Gadgets, irrsinnigen Schurken und cooler Action gelockt haben. „The King’s Man“ ist nichts mehr davon, aber auch wirklich gar nichts mehr davon. Und das, obwohl Matthew Vaughn auch hier wieder mit am Start ist und das Ganze inszeniert. Aber weder der Charme noch der Witz oder gar die gute Action lassen sich in „The King’s Man“ wiederfinden.
Zum einen liegt das an diesem extrem Prequel-Ansatz des Films. Alle anderen Filme waren losgelöst vom tatsächlichen weltlichen Geschehen. „The King’s Man“ möchte jetzt quasi unsere Geschichte umschreiben, schickt uns in die Komplikationen rund um den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und darüber hinaus. Und an dieser Größe scheitert der Film katastrophal… denn man kann das Sterben im Ersten Weltkrieg einfach nicht lustig inszenieren. Was „The King’s Man“ auch nicht versucht, aber die großen Intrigen im Hintergrund werden halt auch einfach nicht wirklich genutzt. Die Story springt wirr kreuz und quer, möchte uns möglichst viel in die Irre locken, gleichzeitig aber auch historische Figuren aufbauen und auch das wird einfach alles viel zu viel… vor allem für eine Reihe, die einfach nur unterhaltsam war.
Klar, der Ansatz, hier mal historische Fakten ein bisschen unterhaltsam zu verfälschen, ist ganz nett, funktioniert aber in diesem Franchise einfach nicht. „The King’s Man“ möchte emotionaler und dramatischer sein als seine Vorgänger… versucht verzweifelt diesen Vater-Sohn-Konflikt aufzubauen und uns mit einer harten Szene sogar regelrecht zu schocken (auch wenn das irgendwie nicht so richtig zündet). Auf der einen Seite könnte man Vaughn natürlich auch dafür loben, dass er wirklich mal was Neues ausprobiert, auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass „The King’s Man“ einfach ein absolut unnötiges Prequel ist. Denn warum die „Kingsman“ alle Namen aus der Arthus-Saga tragen oder sich in einer Schneiderei treffen, war jetzt nicht wirklich relevant für irgendwas… wird aber hier mal ganz kurz erklärt, bevor man sich dann wieder mit der Schwere seiner eigentlichen Story beschäftigt.
Was mich dann aber komplett abgezogen hat von „The King’s Man“ ist die Tatsache, dass die Action leider nicht einmal ansatzweise an die Vorgänger herankommt. Es gibt eine merkwürdige Tanz-Action-Sequenz mit Rasputin, aber ansonsten ist hier jetzt nicht dabei gewesen, was in Erinnerung bleibt… im Gegensatz zu der grandiosen Kirchenszene oder den verrückten Sachen in „Kingsman 2“.
„The King’s Man“ möchte erwachsener und ernster sein, vergisst dabei aber irgendwie, welches Publikum er eigentlich ansprechen sollte. Als Prequel baut er die vorangegangen Filme zu wenig aus, als Solo-Film ist er einfach zu überfrachtet.
Wertung: 4 von 10 Punkten (nicht wirklich Kingsman, nicht wirklich zu empfehlen)