To the Batman…
… endlich hat es doch noch geklappt. Immerhin gab es seit 2012, dem Ende der Nolan-Dark-Knight-Trilogie, keinen eigenständigen Batman-Film mehr. Ben Afflecks Version des Dunklen Ritters war immer „nur“ Teil des DCEUS, kämpfte erst gegen Superman, später dann mit ihm und dann noch mal mit ihm in der besseren Variante. Ich muss aber gestehen, ich finde es schon ein bisschen schade, dass Affleck nie einen Solo-Film bekommen hat. Ursprünglich sollte er unter Eigenregie was aufbauen, das wurde dann verschoben, dann sprang Batfleck ab und irgendwie schwebte der Fledermausmann auf einmal im luftleeren Raum… bis der Mann, der König der Affen, Matt Reeves auf den Plan trat, sich einen ehemaligen Vampir schnappte und sich daran machte uns einen neuen Batman zu liefern, der jetzt unter dem simplen Titel „THE BATMAN“ nach langer, langer Wartezeit endlich im Kino läuft.
Seit nunmehr zwei Jahren prügelt sich Batman (Robert Pattinson) als wütender Racheengel durch die Unterwelt von Gotham City und ist zu einem Symbol der Angst unter den Kriminellen geworden. Doch dann wird erst der Bürgermeister von Gotham brutal getötet, andere Opfer folgen aber. An jedem Tatort hinterlässt der Riddler (Paul Dano) Briefe mit der Aufschrift „To the Batman“ und schickt den Dunklen Ritter gemeinsam mit James Gordon (Jeffrey Wright) auf die Suche nach dem Motiv des Rätsel-Liebhabers. Dabei stößt Batsy auf Selena Kyle (Zoe Kravitz), die ebenfalls eine offene Rechnung mit der Unterwelt von Gotham zu begleichen hat.
Matt Reeves hat in Interviews seinen „The Batman“ immer wieder als Detektiv-Geschichte und als film noir bezeichnet… und genau auch das abgeliefert. So als Detektiv auf der Jagd nach einem Serienkiller haben wir Batman in Live-Action auch noch nicht gesehen. Was ich wirklich sehr erfrischend fand… vor allem, weil Reeves Batman hier in eine sehr enge Beziehung mit James Gordon steckt. Die Beiden werden ein Ermittler-Duo, jagen von Tatort zu Tatort und müssen die Rätsel des Riddlers zusammensetzen. Das wird überall immer gerne mit „Sieben“ von David Fincher verglichen – und so ganz abwegig ist dieser Vergleich auch nicht. Statt auf Action setzt Reeves halt wirklich auf Atmosphäre, schickt sein Duo gegen einen schier wahnsinnigen Killer.
Was mir daran gefallen hat, ist einfach die Tatsache, wie Reeves diesen „neuen“ Batman darstellt. Er ist ein Hitzkopf, der sich selbst als Rache bezeichnet und sich mehr als einmal in seiner Wut ergeht. Kurz hat man hier und da das Gefühl, Batman steht kurz vorm Ausrasten und es fehlt nicht mehr viel und er wird zu dem, was er eigentlich verachtet. „The Batman“ zeigt uns nicht noch einmal den Tod von Thomas und Martha Wayne, aber die Trauer und die Wut über diese ungeklärte Tat ist genau das, was Batman in diesem Film mehr denn je antreibt. Er ist nicht mehr wirklich Bruce Wayne, er sagt es selbst: Er ist ein Nachtlebewesen geworden, der selbst im Sonnenlicht die Augen zusammenkneifen muss, der geblendet ist von der Normalität. Dieser Bruce Wayne ist in seinem jungen Wahn der Idee verfallen, dass er mit seinen Fäusten und der Angst als Werkzeug alles regeln kann. Aber zum Glück belässt es Reeves nicht dabei und schickt Batman in diesem Film auch auf eine Reise der Selbsterkenntnis, die ich jetzt nicht spoilern will, die Reeves aber in starken Bildern einfängt.
Apropos starke Bilder: Meine Güte… „The Batman“ ist ein Film, den man auf der großen Leinwand sehen muss. Was Reeves und Kameramann Greig Fraser uns hier vorsetzen, ist großes Kino. Gut, damit kennt sich Fraser aus, hat ja gerade erst „Dune“ für Villeneuve gedreht. Aber davon mal abgesehen: Gotham City sah noch nie besser aus. Beziehungsweise war noch nie so ein lebender Organismus, wie in diesem Film. Der ständige Regen, die ständige Dunkelheit zeichnen die Stadt schwarz, nur hier und da glitzern das Neonlicht in den Pfützen, schimmert etwas Licht aus Fenstern. Ansonsten ist die Stadt ein dunkles Monster, das ein dunkles Monster namens The Batman beherbergt. Die Sets sind unglaublich, Gotham wirkt wirklich wie etwas Eigenständiges und wird so zum passenden Hintergrund für diese kaputte Serienkiller-Jagd. Dazu kommt ein Sound und ein Soundtrack, der dieses Düstere und Beengende grandios unterstreichen. Fraser gibt uns Bilder, die sich in den Kopf brennen; Reeves inszeniert Action und Thriller in perfektem Einklang und macht aus „The Batman“ eine Drei-Stunden Tour de Force, die aber immer getrieben wird von den Charakteren.
Robert Pattinson ist ein toller Batman… aber eben auch nur das. Seinen Bruce Wayne hat er so gut wie abgelegt, was sich aber im Film gut durch seine eigene Sichtweise auf Batman und dessen Aufgaben erklärt. Aber Pattinson als Batman ist wirklich stark. Wenn der aus dem Dunklen schreitet wie ein Westernheld, mit dröhnenden Schritten, ist das einfach großartig. Zoe Kravitz liefert diesem Detektiv die perfekte femme fatale, die gut auserzählt wird und ihre eigene Agenda verfolgt, wie es sich gehört. Ein nicht wiederzuerkennender Colin Farrell als Penguin channelt seinen inneren Robert De Niro und ist das stille Highlight des Films. Paul Dano zeigt einmal mehr, dass er für diese leicht psychopathischen Rollen einfach wie geschaffen ist… Jeffrey Wright ist ein toller Jim Gordon und Andy Serkis… tja, Andy Serkis ist leider nur anwesend. Aus seinem Alfred, der hier auch auf interessante Art und Weise anders interpretiert wird, wird jetzt nicht so viel herausgeholt. Aber das ist jetzt auch nicht so schlimm zu werten.
„The Batman“ ist ein toller Film. Ein großer Blockbuster in einem düsteren Gewand, der weniger auf Action und mehr auf Atmosphäre setzt, der Batman auf eine Reise zur Selbsterkenntnis schickt und dabei den Charakter mal etwas anders auf der Kinoleinwand interpretiert. Matt Reeves liefert großes Superhelden-Kino ab, das mich einfach nur umgehauen hat.
Wertung: 10 von 10 Punkten (grandioser Neustart für Batman in eine hoffentlich gute neue Trilogie)
Oha – das klingt ja sehr gut. Mich schreckt die lange Spieldauer allerdings noch etwas ab…
Kann ich verstehen, aber der Film trägt das ziemlich gut.
Schau ich nächste Woche und freu mich schon riesig drauf 🙂
Bin gespannt, was du davon hälst.
Also wirklich, ich glaub das nicht, also dass er für mich genauso funktioniert. Schon in den Trailer fand ich Patterson peinlich und Kravitz finde ich immer richtig schlecht – sie ist keine Catwoman. Oh man, das muss ich mir überlegen. Er ist auch viel zu lang.
Bei Kravitz war ich auch skeptisch, vor allem vor ihrem Strickmützchen, das sie die ganze Zeit auf hat. Aber sie hat echt gut funktioniert, ihre Catwoman war wirklich interessant… und der Patman ist echt ziemlich gut geschrieben. Vielleicht gibst du dem Ganzen nochmal ne Chance 😁🙈