Böser Superboy
Wenn das Beste an deinem Film die Szene im Abspann ist, dann solltest du dir vielleicht überlegen, was du falsch gemacht hast, lieber David Yarovesky. Du könntest das Ganze aber auch auf die furchtbare Vettern-Wirtschaft zurückführen, die dir eh keine Chance gelassen hat, in deinem zweiten Spielfilm irgendwie etwas zu sagen zu haben. Wenn dein Film nämlich produziert wird, von niemand anderem als James fucking Gunn, dann wird sich danach eh kein Mensch an dich erinnern. Klingt fies, ist aber so. Wenn dann auch noch Gunns Bruder Brian und sein Cousin Mark das Drehbuch schreiben, bist du, lieber Yarovesky, eh schon abgeschrieben. Dahinter kann man sich dann aber ganz gut verstecken… und sagen: „Naja, die Gunns haben eben keinen sonderlich guten Film abgeliefert, was soll ich als kleiner Regisseur da noch groß machen?“. So könnte sich der gute Yarovesky wirklich herausreden, wenn es darum geht, wie viel verschenktes Potenzial der erste „Superhero gone bad“-Horror-Film hat. Damals wollte ich „BRIGHTBURN“ noch im Kino sehen, jetzt war ich froh, dass ich ihn nur im Heimkino geguckt habe.
In Brightburn, Kansas stürzt eines Tages etwas vom Himmel… als Tori (Elizabeth Banks) und Kyle Breyer (David Denman) nachsehen, was es ist, finden sie ein kleines Baby, das mit seinem Raumschiff abgestürzt ist. Weil sich die Breyers eh schon lange ein Kind wünschen, ziehen sie den Jungen groß. Als Brandon (Jackson A. Dunn) größer wird, zeigen sich merkwürdige Wandlungen in dem Jungen. Was seine Eltern als pubertäres Verhalten abtun, ist in Wirklichkeit das Heranwachsen eines bösen Supermenschen, der die Welt erobern möchte.
„Brightburn“ möchte uns – ganz in der Tradition von DCs Elseworld-Geschichten – eine Superman-Geschichte erzählen, die uns aufzeigt, was wäre, wenn Superman nicht gut, sondern böse gewesen wäre. Natürlich hat der Film nichts mit DC zu tun (die würden einen Teufel tun, um ihren All-American-Superhero so zu beschmutzen – das Bart-Debakel von „Justice League“ hat da ausgereicht), aber die Parallelen zu Superman sind natürlich offensichtlich: kleine Farm, Ehepaar, das keine Kinder hat, Junge, der Superkräfte entwickelt und nicht weiß, wieso, Junge, der nach und nach seine wahre Bestimmung erfährt. Nur eben alles als Horror-Film.
An einigen Stellen funktioniert „Brightburn“ auch ganz gut. Gerade zu Beginn, wenn Brandon seine Fähigkeiten so langsam entdeckt, doch der Wandel zum Bösen kam irgendwie nicht wirklich gut rüber. Der Film gibt uns keinerlei Anhaltspunkte, warum Brandon die Welt zerstören will. Man muss einfach davon ausgehen, dass seine Spezies von Geburt an Böse ist. Obwohl man sich dann fragen müsste, warum es so lange dauert, bis das aus ihm herauskommt. Ist das dann der Versuch, zu sagen, die Pubertät ist schuld? Und während andere Kinder einfach nur ein bisschen rebellieren, werden Brandons Alien-Kräfte dadurch aktiviert? Ich gestehe, ich fand’s in diesem Fall wirklich ein bisschen blöd, dass ich einfach hinnehmen soll, dass dieser Junge, der bei liebenden Eltern aufgewachsen ist, von Grund auf böse war und nichts anderes will, als töten und zerstören. Sorry, der macht ja nicht einmal vor seinen eigenen Eltern Halt. Da hätte ich es schon interessanter gefunden, wenn er bei beschissenen Eltern aufgewachsen wäre, die quasi das Böse in ihm manifestieren, weil er nie Güte erfahren hat. Aber so… nee… das war leider nichts.
Man kann „Brightburn“ zwar dazu gratulieren, dass der Film den Superman-Mythos mal ein bisschen ins Wanken bringen will, aber das hätte ein wenig mehr Finesse gebraucht. Wie anfangs schon gesagt, das Beste am Film sieht man im Abspann. Wir erfahren, dass Brandon nun die ganze Welt unsicher macht… und oh Wunder, es noch andere Superschurken da draußen zu geben scheint. Offensichtlich war hier der Wunsch, die Anti-Justice-League aufzubauen.
Der Horror-Aspekt in einigen Szenen ist ganz nett, aber auch da hätte man gerade mit Brandons Superman-Fähigkeiten mehr draus machen können. So ist es nur eine nette Effekt-Show, die aber zu oft auch einfach nur billig aussieht. Am ganzen Film hat mir letztendlich nur die tapfere Elizabeth Banks gefallen, die wirklich gut spielt. Jackson A. Dunn hat nette Arschlochkind-Züge, aber kann aus seiner Rolle nicht so viel machen… weil man ihm einfach nichts gibt.
Mit einem clevereren Drehbuch hätte „Brightburn“ eine coole Antwort auf den ganzen Superhelden-Wahn sein können. So ist es nur ein müder Versuch, dagegen vorzugehen.
Wertung: 4 von 10 Punkten (davon gerne ein Reboot mit besserer Story und ich bin voll dabei)
Ja, der hatte viel Potential. Leider fast komplett ungenutzt
Ich mag die Idee. Gibt es denn Gerüchte über ein Reboot?
Nö, bislang nicht. Ich denke mal, Gunn und Co sind auch gerade mit anderen Dingen beschäftigt. Der Hauptdarsteller hat nur irgendwann mal in nem Interview erwähnt, dass er Bock auf mehr hätte.