Die Frauen hinter der Werbung
Es war anfangs ein etwas schweres Unterfangen. „MAD MEN“ Staffel 1 wollte sich mir anfangs nicht so richtig erschließen. Es wirkte alle recht belanglos, sehr oberflächlich. Doch irgendwann entdeckte ich zwei Dinge: 1) ich darf die Serie nicht bingen und 2) die Frauen hinter der Werbeagentur Sterling Cooper sind so viel faszinierender als die Männer. Ich frage mich, ob das gewollt ist oder nicht. Während Don Draper und Co. recht klar zur Schau gestellt sind und eindeutig in Schubladen zu packen sind, sind es die Frauen – Peggy, Joan und Betty – die Staffel 1 sehr interessant gemacht haben. Und deswegen war ich dann auch gewillt, Staffel 2 eine Chance zu geben. Und was soll ich sagen? So langsam werde ich zum Mad Men… bleibe aber auch in Staffel 2 dabei: Die Frauen hinter der Werbung sind um einiges interessanter – was man in Staffel 2 auch deutlicher noch hervorhebt.
Der größte Schock ist wohl immer noch Peggys (Elisabeth Moss) Schwangerschaft. Am Ende von Staffel 1 bringt sie das Kind zur Welt, das sie Pete (Vincent Kartheiser) zu „verdanken“ hat. Dennoch hält sie das nicht von ihrer Karriere ab. Das Kind wird bei der Mutter abgeladen und Peggy bemüht sich weiter, ihre Position unter den männlichen Copywritern auszubauen. Bei den Drapers kriselt es gefährlich: Betty (January Jones) erfährt nun sicher von einer Affäre ihres Mannes und schmeißt Don (Jon Hamm) daraufhin aus dem Haus. Der begibt sich auf „Sinnsuche“ – und es werden wieder ein paar Geheimnisse aus der Vergangenheit Drapers offenbart. Außerdem sorgt dann auch noch die Kubakrise für Panik.
Staffel 2 von „Mad Men“ ist wirklich eine enorme Steigerung zur ersten. Was vielleicht auch einfach daran liegt, dass man diesen Wust an Charakteren etwas besser überblicken kann. Gleichzeitig hatte ich aber auch das Gefühl, dass die Macher sich nun doch mehr um einzelne Schicksale bemühen und nicht mehr so breit gefächert erzählen. Das Draper’sche Drama nimmt natürlich einen Hauptteil ein… und hier ist wieder dieser Punkt. Don habe ich in diesem Augenblick nie bemitleidet. Mein Mitgefühl galt immer eher der armen Betty, die an dieser Situation unterzugehen scheint. Staffel 1 hat uns ja gezeigt, wie man geschiedene Frauen in den 60er Jahren gesehen hat – Betty war selbst eine von denen, die der neuen Nachbarin Helen das Leben nicht einfach machte. Betty jetzt selbst in dieser Situation zu sehen, ist verdammt hart…
Ich fand’s gut, dass „Mad Men“ in Staffel 2 gerade Dons Leben umkrempelt. Wenn er als vermeintlicher Held dieser Serie funktionieren soll, kann halt nicht einfach alles so laufen, wie er das gerne hätte. Allerdings fand ich die Kalifornien-Episoden mit Don auf Sinnsuche ein bisschen öde, aber sie gibt uns auch wieder einen netten, wenn auch kurzen Einblick in die ganze Dick-Whitman-wird-Don-Draper-Nummer.
Neben all dem wird es bei Sterling Cooper auch viel interessanter. Ich habe es ja schon bei Staffel 1 gesagt: Aber ich finde die Figur der Peggy Olsen einfach nur super. Elisabeth Moss ist wunderbar in dieser Rolle. Wie die sich durch diesen Haufen an Kerlen kämpft und jetzt auch noch in Staffel 2 gegen ihre Mutter und ihre Schwester ankämpfen muss. Der Neuzugang Colin Hanks als Pfarrer Gill erschwert ihr Gemüt noch mehr… und wenn sie am Ende Pete gesteht, dass sie sein Kind geboren und weggegeben hat, ist einer der heftigsten Momente, den ich bislang bei „Mad Men“ erlebt habe.
Womit ich dann – nachdem ich ihn in meiner Kritik zu Staffel 1 ignoriert habe – kurz noch zu Vincent Kartheiser kommen will. Ich kannte ihn bislang nur als Connor bei „Angel“, jetzt hier in „Mad Men“ ist er noch besser. In Staffel 1 fand ich ihn einfach nur widerlich und unangenehm – was zeigt, wie gut er diesen Pete spielt, der so gerne und ganz verzweifelt zu den Großen gehören möchte. Staffel 2 stellt ihn vor neue Herausforderung und es ist am Ende extrem makaber, dass er mit seiner Trudy (Alison Brie) nicht schwanger werden kann und seine kurze Affäre mit Peggy ihn sein Kind kostet. Ich bin gespannt, was daraus noch gemacht wird.
„Mad Men“ Staffel 2 konzentriert sich jetzt stärker auf die Dramen hinter den Damen und Herren der glitzernden Werbe-Welt… und das sorgt dann auch bei mir dafür, dass ich dem Bingen jetzt doch nicht mehr ganz so abgeneigt bin. Zwischen den einzelnen Episoden liegt in Staffel 2 mehr Kontinuität, wodurch die Spannung einfach besser gehalten wird.
Wertung: 8 von 10 Punkten (packender und emotionaler als Staffel 1)
Freut mich, dass du doch noch drangeblieben bist. Könnte mir gut vorstellen, dass dir die weitere Entwicklung der Serie zusagt, denn gerade Peggy wird immer wichtiger.
Mittlerweile bin ich auch der Meinung 😁 hätte ich nach Staffel 1 gar nicht gedacht. Aber ja, die Serie hat mich 😊
Ja cool. Glaube die Serie hatte mich auch erst so richtig ab Staffel 2. Aber da kommen noch einige heftige Szenen. Ich hab gerade die 5. geschaut und die toppt für mich bisher alles. Vielleicht kann man das über alle Staffeln (bis dahin) sagen, dass die nächste die vorherige toppt.
Was ich auch sehr heftig fand war die Reaktion der Männer der Agentur auf Peggy als sie alle dachten sie hätte zugenommen.
Ja, bis jetzt steigert sich die Serie wirklich mit jeder Staffel… ich bin echt mal gespannt, wie es alles noch weitergehen wird.