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Viva Zombie Vegas

24. Mai 2021

Zack Snyder hat, so kann man es ohne großen Widerspruch sagen, einen grandiosen Start ins Jahr 2021 hingelegt. Seit „Justice League“ von 2017 war es ja recht still um den Regisseur geworden. Was nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass er seine Tochter verloren hatte. Doch so langsam kehrt Snyder zurück und das hat mit voller Wucht. Erst erfüllte er sich und allen Fans da draußen den sehnlichen Wunsch nach dem Snyder-Cut von „Justice League“. Jetzt darf er endlich ein Projekt veröffentlichen, das schon 2007 das erste Mal angekündigt wurde und seitdem in der Produktionshölle schmorrte: „ARMY OF THE DEAD“. Dieser neue Zombie-Film von Snyder kommt allerdings mit noch viel größeren Ambitionen daher als seine neue Version von „Justice League“. Aus „Army of the Dead“ soll ein ganzes Franchise werden. Ein Prequel-Film (unter der Regie von Matthias Schweighöfer namens „Army of Thieves“) ist bereits bestätigt… ebenso wie eine Animationsserie. Doch taugt „Army of the Dead“ zum Franchise? Wir wissen immerhin was mit Filmen passiert, die so großspurig daherkommen (husthustTheMummyhusthust).

Las Vegas wird von einer Horde Zombies überrannt. Das Einzige, was man tun kann: Die gesamte Stadt einzäunen und fertig. Doch die Regierung will ganz auf Nummer Sicher gehen und in einem Tag die Stadt mit einer Atombombe dem Erdboden gleichmachen. In dieser Zeit will der schmierige Casino-Besitzer Bly Tanaka (Hiroyuki Sanada spielt nach Scorpion nun einen Fiesling) noch an 200 Millionen Dollar kommen, die in der von Zombies überfluteten Stadt auf mutige Retter warten (klingt ein bisschen wie der Plot von „Peninsula“, nur mit weniger Geld). Tanaka heuert dafür den ehemaligen Söldner Scott (Dave Bautista) an, der schon während des Zombie-Ausbruchs in der Stadt gewesen ist. Scott stellt ein Team zusammen (in dem unter anderem auch der schon erwähnte Matthias Schweighöfer einen deutschen Safe-Knacker spielt) und geht in die Stadt… doch die Zombies sind ganz anders als übliche Zombies.

„Army of the Dead“ geht schon famos los. Das Intro erinnert an Snyders „Watchmen“-Anfang und erzählt in sich geschlossen schon die Geschichte eines eigenen Films: Wie nämlich die Zombie-Apokalypse ausbricht, wie Scott und sein Team darin eine hohe Persönlichkeit in bester „Escape from New York“-Manier retten. Das funktioniert alles in nur wenigen Minuten und stellt uns dabei gleichzeitig auch mal eben unsere wichtigsten Charaktere vor, ohne dass es irgendwelcher Worte bedarf. Damit legt Snyder schon mal gut vor. Danach allerdings erlebt der Film einen leichten Hänger, was bei einer insgesamten Länge von über zwei Stunden aber natürlich irgendwo auch normal ist, aber in diesem Fall ein klein wenig nervt. Der fulminante Start wird erstmal durch eine lange Charakter-Vorstellung abgelöst, in der Scott sein Team zusammenfügt. Das ist irgendwo okay, zieht sich aber ein bisschen. Am Ende dauert es knapp 50 Minuten, bis der tatsächliche Film überhaupt losgeht und die Truppe von Scott in Las Vegas einmarschiert. Dieser lange Vorlauf hätte nicht zwingend sein müssen, da Snyder den Charakteren im Gefecht und in Vegas genügend Zeit gibt, sich – jeder auf seine Weise – zu etablieren.

Die Charaktere sind dabei echt gut und bunt gemischt. Bautista funktioniert echt gut als Anführer, bekommt sogar eine echt tragische Familiengeschichte auf den bulligen Leib geschrieben, die in ihren emotionalen Momenten wahnsinnig gut rüberkommt. Überhaupt haben mir die kleinen, gefühlvollen Momente in diesem Film echt verdammt gut gefallen… und die gibt es auf beiden Seiten (Mensch und Zombie). Aber kurz zurück zu den Charakteren: Matthias Schweighöfer nervt mal nicht, sondern ist als ängstlicher Safe-Knacker echt gut (ich frage mich nur, wie sein Charakter im Prequel sein wird, da sollte er sich doch eigentlich mit Zombies schon auskennen und in diesem Film ist er da noch echt sehr schreckhaft). „Sons of Anarchy“-Star Theo Rossi hat eine witzige kleine Nebenrolle und auch „Fear The Walking Dead“-Star Garret Dillahunt ist mit dabei und ist wunderbar undurchsichtig. Der gesamte Cast passt wunderbar zusammen. Die Damen, allen voran Ana  de la Reguera und Ella Purnell, sind herrlich badass und Comedian Tig Notaro gibt dem Ganzen immer mal wieder einen sympathisch-zynischen Unterton. „Army of the Dead“ liefert wirklich ein klasse Team vor der Kamera ab (die übrigens von Snyder selbst gehalten wurde 😀 )

Die Zombies sind aber auch sehr erwähnenswert, denn die sind nicht unbedingt wie normale Zombie. Was auch mal erfrischend anders, wenn auch nichts Neues ist. Aber selbst bei denen gibt es starke emotionale Momente (die – leichter Spoiler – ein wenig an „I am Legend“ erinnern). Selbst die Zombies werden richtige Charaktere, werden nachvollziehbare Tötungsmaschinen und haben eine interessante Hintergrundgeschichte, die im Anfang des Films angedeutet, aber aus der später nicht mehr gemacht wird. Da könnten das Prequel und / oder die Serie das Ganze etwas weiter ausbauen. Auf jeden Fall ist es sehr unterhaltsam, was Snyder aus diesen Zombies macht… die haben eine richtige Hierarchie, die haben sogar Zombie-Pferde, auf denen sie reiten können und Zombie-Tiger.

Die Action, die „Army of the Dead“ dann mit diesen Zombies und dem Team verbindet, ist herrlich over-the-top, schön brutal und abwechslungsreich. Es gibt eine tolle Szene mit „schlafenden“ Zombies, die dann aber natürlich irgendwann wach werden und in der sich dann der Cast, Kamera-Mann Snyder und die Blutfontänen so richtig austoben.

Abgesehen von ein paar Längen gerade am Anfang entwickelt „Army of the Dead“ einen richtig guten Sog. Die Story ist nicht das Gelbe vom Ei, funktioniert für das, was sie sein soll aber gut. Die Action und der Cast sind unschlagbar gut. Das ist mal ein Zombie-Film, der wirklich Spaß macht. Ein riesiger Blockbuster mit der richtigen Mischung an Gore, Emotionen und guten Figuren. Daraus darf von mir aus gerne mehr werden. Der Film lässt sich da ja auch alle Möglichkeiten offen.

Wertung: 8 von 10 Punkten (Zack Snyder is back – und das mit einem mehr als nur unterhaltsamen Knall)

6 Kommentare leave one →
  1. 24. Mai 2021 14:03

    Yep, auch an den Punkten merkt man, dass du noch einen Tick begeisterter warst, als ich. Was das Franchise angeht, bin ich noch skeptisch, aber mal abwarten… 🙂

    • donpozuelo permalink*
      24. Mai 2021 19:43

      Beim Franchise bin ich auch eher skeptisch. Die Trickfilm-Serie kann ich mir noch interessant vorstellen. Aber ein Prequel mit Dieter sagt mir nicht sonderlich zu 🤣

      • 24. Mai 2021 20:17

        Ja, was will man dann erzählen? Ohne Zombies, nur Dieter? Nee, brauche ich auch nicht.

        • donpozuelo permalink*
          24. Mai 2021 21:13

          Ja, geht mir auch so… na mal gucken. Vielleicht wird’s ja okay. 🤣

  2. 6. Juni 2021 11:15

    Habe ihn gestern abend gesehen und fühlte mich auch ganz gut unterhalten. Die ersten 20 Minuten sind die besten, danach flacht es etwas ab. Und insgesamt hätte eine Straffung ganz gut getan und ein Ausbau des Heist Elements hätte auch nicht geschadet. Aber doch, insgeamt ganz gut.

    • donpozuelo permalink*
      6. Juni 2021 18:50

      Ja, das Ganze hätte man auch in 90 bis 100 Minuten bringen können. 🤣 Der war einfach doch etwas zu lang für die dünne Story

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