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Das Buch Kevin

17. März 2021

Ich habe eine neue Lieblingsserie, über die ich jedem das Ohr abkauen werde, auch wenn er oder sie nicht danach fragt. Es passiert ja schließlich nicht oft, dass man eine Serie findet, die wirklich rund um perfekt ist und die einen nachhaltig noch so beschäftigt und so bewegt, dass man nicht anders kann, als sich jetzt schon drauf zu freuen, sie noch mehr als einmal zu schauen. Als ich vor einiger Zeit mit „THE LEFTOVERS“ anfing, war mir bewusst, dass viele, viele Menschen diese Serie sehr lieben. Nach Staffel 1 hatte ich noch nicht so das Gefühl, das wirklich nachvollziehen zu können. Staffel 1 war schon ziemlich verdammt gut, aber noch nicht soooo abgefahren. Das änderte sich dann schlagartig mit Staffel 2, bei der ich vollkommen geplättet war. Doch nachdem ich Staffel 2 durch hatte wurde ich skeptisch… die dritte Staffel von „The Leftovers“ würde ja nicht nur die letzte sein, sondern ist sogar auch noch um zwei Folgen gekürzt. Also nur noch acht Folgen, um alles irgendwie aufzuklären… funktioniert das??? Und ja, ja, ja… es funktioniert. Es funktioniert so gut… aber der Reihe nach.

Drei Jahre sind seit den Ereignissen von Staffel 2 vergangen. Kevin (Justin Theroux) und Co. haben sich in Miracle gut eingelebt. Er ist mittlerweile wieder richtig als Polizist unterwegs… und muss sich irgendwie damit arrangieren, dass er offensichtlich unsterblich ist (wir erinnern uns: er ist in Staffel 2 gleich zwei Mal gestorben). Priester Matt (Chrisoph Ecclestone) glaubt an Kevin als den neuen Propheten, schreibt deswegen das Buch Kevin und klammert seine ganze Hoffnung so an ihn. Währenddessen will Nora (Carrie Coon) nach Australien, weil es dort angeblich eine Möglichkeit gibt, wie sie ihre Kinder wiedersehen kann, die ja verschwunden sind. Gemeinsam mit Kevin macht sie sich auf den Weg… und dort wird der neue Messias schon von seinem Vater erwartet, der glaubt, am siebten Jahrestag des Verschwindens wird eine Flut kommen – und nur mit Hilfe von Kevin kann er den Weltuntergang verhindern.

Das Krasse an Staffel 3 ist, dass hier noch einmal richtig aufgedreht wird. Aber so richtig, richtig. Kevins Unsterblichkeit zum einen, dann ein drohendes Armageddon zum anderen. Nora wird ebenfalls auf die Probe gestellt – nicht nur in Bezug darauf, wie sie zu Kevin steht, sondern eben auch, wie sie mit dem Angebot umgehen soll, ihre Kinder wiedersehen zu können. Ist das ein echtes Angebot oder versucht da jemand nur, Geld von Betroffenen zu nehmen? Gleichzeitig wird zu Beginn von Folge 1 einfach mal eben diese Kette rauchende Sekte in die Luft gejagt… und so ein wenig fragt man sich, ob der gute Damen Lindelof es wirklich schaffen wird, das alles unter einen Hut zu bekommen.

Die Performances sind wieder einmal einfach nur stark – gerade Carrie Coon und Justin Theroux sind einfach unglaublich gut. Und sorry, wenn ich das hier mal sagen muss, aber meine Güte: Wenn Theroux sein Shirt auszieht, bekomme ich als Mann schon leichte Minderwertigkeitsgefühle 😀 😀 😀 Aber gut, damit kann ich leben, denn er spielt sich zudem hier auch echt die Seele aus dem Leib.

Aber ich lenke nur ab… also, die wichtigste Frage: Kriegt Lindelof das alles gut zusammen? Die einfache Antwort: Ja. Die längere Antwort: Oh mein Gott, ja. Die ausführliche Antwort: Es ist unglaublich, wie gut Lindelof mit uns spielt. In der vorletzten Folge dreht er noch einmal so richtig frei… und lässt Kevin noch einmal ins Jenseits gehen. Hier kommt es dann zu einer der verrücktesten Folgen der Serie. Hier wird alles auf den Kopf gestellt. Alte Charaktere tauchen noch einmal auf, damit sich Kevin all seinen Dämonen noch einmal stellen kann. Die Art und Weise, wie er sich ihnen stellt, ist mehr als nur spektakulär – und schon hier offenbart sich, dass im Kern von „The Leftovers“ die Liebe zwischen Kevin und Nora steht.

Dann kommt aber die letzte Folge… und die ganze Zeit habe ich drauf gewartet, was wohl passiert… und lange, lange passiert nichts. Die Folge ist schon fast vorbei, ich bekomme Schnappatmung – und dann kommt es zu einer Szene, in der einfach nur geredet wird: Nora redet, Kevin hört zu, wir als Zuschauer hören zu. Und normalerweise hätte das auch richtig in die Hose gehen können, aber in diesem Fall funktioniert es so wunderbar. Wenn Nora am Ende Kevin fragt, ob er ihr das glaubt, fragt sie gleichzeitig auch uns als Zuschauer… und jeder kann sich dann sein eigenes Bild davon machen, was er nun glauben möchte und was nicht.

Wie schon bei „LOST“ wird auch in „The Leftovers“ längst nicht alles erklärt, aber es wird genug erklärt bzw. gesagt, damit wir ein Ende bekommen, das zum Heulen schön ist und so perfekt in diese kleine verrückte Serie passt, dass ich nicht aufhören kann, es zu feiern. Nach diesem Finale kann ich verstehen, warum Leute so austicken, wenn es um „The Leftovers“ geht – einfach nur grandios!!!

Wertung: 10 von 10 Punkten (ein Serie-Muss für jeden Mystery-Fan)

3 Kommentare leave one →
  1. 17. März 2021 07:15

    Es freut mich wirklich sehr, dass die Serie bei dir auch so gut angekommen ist. Ich bin komplett bei dir und mich hat das Finale ebenso begeistert. Gerade dass es bis auf die letzten 10 Minuten „nur“ eine normale Folge war, hat mich fast wahnsinnig gemacht. Dann das letzte Gespräch mit der Frage. Einfach perfekt.

    • donpozuelo permalink*
      17. März 2021 09:25

      „Wahnsinnig gemacht“ fasst es gut zusammen. Ich dachte schon, sie verkacken das Finale, ich war schon richtig unter Strom… und dann dieses Gespräch… da war ich einfach nur fertig. Tolle, tolle Serie… die hat mich echt mitgenommen.

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