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Filmreise Etappe #69: Der Tod des Malers

5. März 2021

Meine vorletzte Filmreise Etappe… irgendwie kann ich es immer noch gar nicht so richtig fassen. Erst Bloggeburtstag, dann das… was kommt als nächstes? Alle sind geimpft und Corona gibt’s nicht mehr? Man wird ja noch träumen dürfen 😀 Aber gut, kommen wir wieder zurück zur Realität. Filmreise Etappe Nummer 69 bringt mich zu einem Künstler. Und auch hier habe ich wieder ziemlich lange gebraucht, bis ich mich für was entscheiden konnte. Ich hatte diesen Film „Max“, in dem es irgendwie darum geht (ich habe ihn nach wie vor nicht geguckt), dass Hitler vor seiner Zeit als Diktator und Massenmörder als Kunststudent gezeigt wird. Da spielt sogar John Cusack mit… aber irgendwie war mir einfach nicht wohl dabei. Also suchte ich mir doch was anderes – und stieß dabei auf „Loving Vincent“, ein Film über einen Künstler von Künstlern gemacht.

Wir schreiben das Jahr 1891. Ein Jahr ist nach dem vermeintlichen Selbstmord von Vincent van Gogh vergangen, als plötzlich ein Brief von ihm an seinen Bruder Theo auftaucht. Van Goghs alter Postbote Joseph Roulin (Chris O’Dowd) bittet daraufhin seinen Sohn Armand (Douglas Booth), den Brief zu überbringen. Also begibt sich der Sohn widerwillig auf die Suche nach Theo… bereist dabei halb Frankreich, trifft viele Menschen, die van Gogh kannten, die von ihm gemalt wurden und die Armand unterschiedliche Geschichten über den Tod des Malers erzählen.

Dieser Film hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es tatsächlich so etwas wie eine Kontroverse rund um den Tod von Vincent van Gogh gibt. Dass es sogar „Verschwörungstheorien“ gibt, die behaupten, der Maler hätte sich gar nicht selbst umgebracht, sondern wurde erschossen. Diese Kontroverse zieht sich durch den Film wie ein roter Faden. Armand wird zum Detektiv, der ständig Leute befragt und die unterschiedlichsten Meinungen zu diesem Thema hört. Dabei durchläuft „Loving Vincent“ selbst auch alle Argumentationen, die für und gegen diese Theorie sprechen. Als Laie bekommt man einen netten Überblick, was das Leben von van Gogh angeht…

… das Problem ist nur, dass das eher ziemlich zäh ist. Was klingt wie Stoff für einen faszinierenden Kunst-Thriller, erweist sich als mühselige Aneinanderreihung von Fakten und Theorien. Der Film springt einfach von einem Gespräch zum nächsten; endlose Monologe und Dialoge füttern uns mit Informationen, aber eine filmische Handlung entsteht dabei nicht. Fast wäre es mir da schon lieber gewesen, man hätte aus dem ganzen Ding einfach eine Dokumentation gemacht. Erzählerisch schwächelt „Loving Vincent“ einfach an allen Ecken und Enden. Zu viele Charaktere erscheinen, die kaum richtig ausgearbeitet werden, die aber wichtig sind, weil van Gogh sie irgendwann mal gezeichnet hat.

Die Story ist ermüdend, aber wo „Loving Vincent“ dann extrem punktet und wirklich zu einem absoluten Erlebnis wird, ist beim Aussehen. Die beiden Regisseure Dorota Kobiela und Hugh Welchman zeigen uns nämlich kein gewöhnliches, in Rückblenden ablaufendes Biopic. Sie ergeben sich voll und ganz dem Charme und der Faszination von van Goghs Gemälden und Skizzen. Dafür ließen sie 125 Maler aus über 20 Ländern weltweit einfliegen, die daraufhin – im Stile von van Gogh – Gemälde malten, die mittels Stop-Motion und Rotoskopie zu einem der faszinierendsten Animationsfilme überhaupt wurden. Da zig Gemälde für eine Szene gemalt werden mussten, hat das Ganze etwas Lebendiges. Wenn im Hintergrund die dicken Pinselstriche schwimmen wie kleine Fische, atmet das gesamte Bild. In minutiöser Kleinarbeit erwachen hier die bekanntesten Gemälde des berühmten Malers zum Leben. Die kräftigen Farben strahlen eine Magie aus, das man sich kaum vom Bildschirm abwenden mag. Wenn man sich van Goghs Bilder mal so anschaut und sie mit denen im Film vergleicht, spürt man, mit welcher Hingabe hier wirklich gearbeitet wurde.

Visuell ist „Loving Vincent“ eine perfekte und unglaublich schöne Verneigung vor einem großen Künstler… weswegen ich es dem Film auch irgendwie verzeihen muss, dass er mich erzählerisch dann doch eher gelangweilt hat.

Wertung: 7 von 10 Punkten (van Gogh erwacht mit größtmöglicher Strahlkraft zum Leben)

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