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The Lady of the Lake

11. November 2020

Letztes Jahr fand ich mit Mike Flanagans „The Haunting of Hill House“ eine meiner Lieblingsserien des Jahres. Ich fand diese Serie von vorne bis hinten einfach nur wunderbar. Herrlich gruselig, wunderbar emotional, optisch ein Traum, darstellerisch von den Kinderdarstellern bis hin zu den Erwachsenen einfach nur perfekt besetzt. „The Haunting of Hill House“ hatte wirklich alles, um es rundum zu einem sehr aufregenden Serien-Erlebnis zu machen. Ich war dann auch sehr froh, als es hieß, das Ganze würde man als Anthologie-Serie umsetzen und mit jeder Staffel eine neue Geschichte erzählen. Halt wie „American Horror Story“ – nur basierend auf alten Gruselgeschichten. Für Staffel 1 wurde Shirley Jacksons Roman umgesetzt, Staffel 2 sollte nun lose auf der Novelle „The Turn of the Screw“ von Henry James basieren.

Die junge Amerikanerin Dani (Victoria Pedretti) wird zum Kindermädchen auf dem Anwesen Bly Manor. Henry Wingrave (Henry Thomas) will, dass sie dort auf die Kinder seines Bruders aufpasst, der zusammen mit seiner Frau  sehr früh verstarb. Mit Flora (Amelie Bea Smith) und ihrem Bruder Miles (Benjamin Evan Ainsworth) hat Dani nun zwei Kinder unter ihrer Obhut, die es nicht leicht hatten… und deswegen etwas merkwürdig sind. Doch schnell muss Dani feststellen, dass nicht alles auf Bly Manor mit rechten Dingen zu geht. Die Geister der Vergangenheit lassen das Anwesen nicht in Ruhe.

Neue Story, fast neue Darsteller. Victoria Pedretti kennen wir aus Staffel 1 natürlich als Nell. Oliver Jackson-Cohen, der ihren Bruder Luke spielte, ist hier nun als undurchsichtiger Peter Quint zu sehen. E.T.s bester Freund Henry Thomas ist als Onkel mit dabei, seine einstige Frau Carla Gugino fungiert in Staffel 2 als Erzählerin. Kate Siegel, die wir als Theo kennenlernten in „Hill House“, taucht hier nur in einer Folge auf. Es ist halt wirklich wie bei „American Horror Story“… und auch wenn sie andere Figuren spielen, sorgt die Vertrautheit durch die „alten“ Gesichter für ein gutes Gefühl. Hier fühlt man sich sofort wieder „heimisch“… zumindest in dem Sinne, dass man mit diesen Leuten schon einmal Horror durchlitten hat und das verbindet ja irgendwie.

Doch auch die Neuzugänge sind wirklich toll. Die kleine Amelie Bea Smith als Flora ist einfach nur umwerfend… und merkwürdig, einfach weil bei ihr alles immer „perfectly splendid“ ist. Benjamin Evan Ainsworth hat es unglaublich gut drauf, einen kleinen, creepy Jungen zu spielen, bei dem wir erst im Verlauf der Serie erfahren, warum er so ist, wie er ist. „iZombie“-Star Rahul Kohli funktioniert wunderbar als Witze reißender Koch des Anwesens, Amelia Eve ist toll in der Rolle der Gärtnerin… aber mein Highlight der Serie bleibt T’Nia Miller als Haushälterin Hannah.

Und vielleicht fällt es schon auf, dass ich viel über die Darsteller schreibe und weniger über die Serie an sich. Das hat leider auch einen Grund. Optisch ist auch „Bly Manor“ wieder toll. Das Set erinnert gerade mit seiner großen Eingangshalle dezent an „Hill House“, aber es wird nicht komplett kopiert. Bly Manor wirkt imposant und erdrückend zugleich… damit steht es Hill House in nichts nach, ist aber dennoch (zum Glück) sein ganz eigenes Spukhaus.

Erzählerisch jedoch muss ich sagen, fand ich „Bly Manor“ viel zu zäh und leider auch streckenweise echt zu langweilig. Im Gegensatz zu „Hill House“ ist die zweite Staffel so gut wie gar nicht wirklich gruselig. In Staffel 2 setzt man aber auch nicht auf den versteckten Horror. Die Rätsel, die uns die Serie stellt, sind simpel und relativ leicht zu durchschauen. „Bly Manor“ ist lange nicht so fordernd wie „Hill House“, das ja durch seine verschiedenen Zeitebenen gekonnt Dinge im Dunkeln lassen konnte.

Danis Geschichte wird relativ schnell sehr offensichtlich und ist dann auch irgendwie ziemlich früh abgefrühstückt. Die Geschichte der Kinder zieht sich dann, webt sich dann noch um eine Liebesgeschichte zwischen dem bereits erwähnten Peter Quint und dem damaligen Kindermädchen. Es verschwinden viele Menschen, es gibt die mysteriöse Lady of the Lake, die eine eigene, viel zu lange Rückblenden-Story bekommt, bei der ich am liebsten fast ausgemacht hätte, weil sie so schleppend langsam erzählt wurde.

Darstellerisch kann man nicht meckern, erzählerisch hätte man diese ganze Geschichte auch in 5 Folgen erzählen können. Zwischenzeitig rettet sich „Bly Manor“ durch Folge 5: in dieser, der besten Folge der Staffel geht es um die Haushälterin und ihr „Geheimnis“. Die war spannend geschrieben und wie gesagt, T’Nia Miller ist wunderbar!!!!

Das Finale der Serie hat es dann auch nochmal ein wenig für mich rausgerissen und wurde hier sehr schön emotional und sehr rührend. Doch am Ende war ich von „Bly Manor“ nicht ansatzweise so begeistert wie von „Hill House“.

Wertung: 5 von 10 Punkten (die Schauspieler und das Setting sind wie schon in Staffel 1 toll, die Geschichte ist leider ziemlich öde erzählt)

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