Adieu, Pferdemann!
Das war es also. Sechs Staffeln, in denen wir das Leben eines einstigen Sitcom-Stars miterleben durften. Sechs Staffeln, in denen uns „Bojack Horseman“ in Untiefen der Psyche gebracht hat und uns mit Hilfe eines Pferdemannes einen Spiegel vorgehalten hat. Nachdem ich damals ewig gebraucht habe, um nur mit Staffel 1 anzufangen, wirkt es schon fast absurd, daran zu denken, dass ich das erst gar nicht sehen wollte. Jetzt ist „Bojack“ zu Ende… und wie bei jeder liebgewonnenen Serie schwingt natürlich die Angst mit, das Finale könnte zum Fiasko werden. Eine unberechtigte Angst, schaffen es die Macher rund um Erschaffer Raphael Bob-Waksberg, ein würdiges Ende abzuliefern. Vorher geraten sie jedoch leicht ins Schlingern.
Am Ende von Staffel 5 lässt sich Bojack (Will Arnett) in eine Reha einweisen, um den Pillen und dem Alkohol entsagen zu können. Währenddessen kämpft Princess Carolyn (Amy Sedaris) mit dem Leben als alleinerziehende, arbeitende Mutter – hat aber zum Glück Todd (Aaron Paul) an ihrer Seite. Diane (Alison Brie) will ein neues Buch schreiben und kämpft mit einer fiesen Schreib-Blockade. Ihr Ex-Mann Mr. Peanutbutter (Paul F. Tompkins) kämpft unterdessen für seine Verlobte… und dann kommen zwei Journalisten und fangen an, Bojacks Vergangenheit unter die Lupe zu nehmen, um mehr über den Tod von Sarah Lynn (Kristen Schaal) herauszufinden. Und so werden alte Wunden wieder aufgerissen.
Die erste Hälfte der sechsten Staffel ließ mich etwas unbefriedigt zurück, als sie letztes Jahr veröffentlicht wurde. Da kam dann direkt wieder meine Angst hervor, das Ende der Serie könnte vielleicht doch nicht so gut werden wie erhofft. Die ganze Handlung mit Bojack in der Reha plätschert gemütlich vor sich hin, hat auch durchaus ihre Lacher, aber in meinen Augen nicht die gleiche Durchschlagkraft, wie man es sonst von der Serie gewöhnt ist. Meine persönliche Highlight-Folge war da noch die Überraschungsparty für Mr. Peanutbutter und seine Verlobte, bei der alles schief geht, was nur schief gehen kann. Das ist auch eine Folge, in der mal wieder alle Charaktere ein wenig mehr mit einander agieren.
Viel, viel spannender und komplexer wird es dann in der zweiten Hälfte, die im Januar veröffentlicht wurde. Mr. Peanutbutter wird als „Sad Dog“ unfreiwillig zum Gesicht von Depression und muss sich dabei selbst einiges vor Augen führen, was er falsch gemacht. Diane verfällt in ihre Blockade und versucht verzweifelt ihr Buch zu schreiben (eine sehr krasse Folge, in der sie sich ihren eigenen Zweifeln stellen muss und was in der Episode auf sehr kreative Art und Weise dargestellt wird). Hier zeigt sich Staffel 6 von seiner starken Seite und beweist einmal mehr, dass „Bojack Horseman“ zu den intelligentesten Serie gehört, die in den letzten Jahren geschrieben wurden.
Richtig aufregend wird es natürlich für das Pferd der Stunde… Bojacks Entwicklung durch die Konfrontation mit der Vergangenheit geht einem unglaublich nahe. Durch die Ermittlung der beiden Journalisten wird alles aus allen vorherigen Staffeln nun zusammengeführt… und bündelt sich dann in den letzten beiden Folgen zum besten Finale, das die Serie nur haben konnte. In der vorletzten Folge, ergreifend und witzig zugleich, muss sich Bojack den Geistern seiner Vergangenheit stellen, um endlich zu lernen, was für ein Pferd er wirklich ist.
Die Erkenntnisse aus dieser Folge führen ihn dann zum großen Finale, in dem er sich ein letztes Mal an seine Freunde wenden kann. Es folgen rührende Abschiede, die perfekt auf die Charaktere gemünzt sind. Der Tanz mit Prinz Carolyn ist wunderschön… und die Szene, in der Bojack und Diane auf dem Dach sitzen – einfach nur ein perfekter, kleiner, feiner Moment mit einer starken Botschaft darüber, dass jeder Mensch in unserem Leben wichtig ist, hat er uns doch einen Schritt weit begleitet und uns dorthin gebracht, wo wir jetzt sind. Es braucht am Ende nicht viele Worte, um die Serie zu einem perfekten Ende zu bringen.
Adieu, Pferdemann! Du warst der Hammer! Auf der einen Seite komisch und albern, auf der anderen Seite herzergreifend, traurig und dramatisch. Auch wenn man sich hinter der Tatsache verstecken konnte, dass es „nur“ animierte Charaktere waren, wirkten sie doch alle sehr viel menschlicher als man manchmal wollte. Eine starke Serie geht zu Ende… aber bleibt uns ja erhalten. Ich werde garantiert des Öfteren nach Hollywoo zurückkehren.
Wertung: 9 von 10 Punkten (nach einer schwächeren ersten Hälfte schaffen die Macher mit dem Finale die Punktlandung und verabschieden sich würdevoll von ihren Charakteren)
Ich muss meine bessere Hälfte nochmal davon überzeugen, die Serie von Anfang an mit mir zu gucken. Bin irgendwo in der vierten Staffel hängen geblieben. Leider…
Oh ja… mach das mal. Ich will mir das Ganze auch irgendwann nochmal von Anfang an anschauen.