Wir bauen einen Rennwagen!
Ich kann den Reiz von professionellen Autorennen nicht verstehen. Einmal in meinem Leben habe ich versucht, mir ein Formel-1-Rennen anzuschauen und bin kläglich daran gescheitert. Klar, ich fahre gerne Auto und ich fahre auch gerne mal schnell (natürlich nur, wenn das auch gestattet ist 😉), aber Auto-Rennen finde ich persönlich ziemlich langweilig. Außer natürlich, Hollywood lädt mich dazu ein. Ron Howards „Rush“ war vor einigen Jahren so ein Ereignis, an das ich mich gerne zurück erinnere – gerade weil die Rennen so aufregend gefilmt wurden. Unter anderem wegen diesem Film habe ich mich dann doch irgendwie dazu hinreißen lassen, mir „Ford v Ferrari“ anzuschauen – oder wie der Film bei uns heißt: „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ (wer sich diese dummen Titel nur immer einfallen lässt…)
Wir schreiben das Jahr 1963: Henry Ford II. (Tracy Letts) will die Autofirma, die sein Vater so groß gemacht hat, auf ein neues Level heben. Dafür geht er auf den Vorschlag von Lee Iacocca (Jon Bernthal) ein, Ford solle doch ins Renn-Geschäft einsteigen. Und zwar richtig: Er will einen Wagen entwickeln lassen, der das berühmte 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewinnt und damit gleichzeitig den langjährigen Titelverteidiger Ferrari vom Thron stürzen. Den Ford-Traum verwirklichen soll Carroll Shelby (Matt Damon). Der gewann einst dieses Rennen und soll nun den Wagen designen, der es wieder schaffen soll. Für diesen Job holt sich Shelby den exzentrischen, aber genialen Fahrer und Ingenieur Ken Miles (Christian Bale) an Bord… eine Wahl, die den Großen bei Ford nicht wirklich passt.

„Logan“-Regisseur James Mangold erholt sich nach seinem Ausflug ins Superhelden-Genre damit, uns Real-Life-Heroes zu präsentieren. „Le Mans 66“ ist dabei ein klassisches Underdog-Biopic geworden, dass a) nicht sonderlich überrascht, b) voll auf den „American Dream“-Kitsch aufbaut und c) einfach mal eine Dreiviertelstunde zu lange ist. Aber fangen wir von vorne an…
Fast 2 Stunden lang sehen wir in diesem Film dabei zu, wie Damon und Bale ein Auto bauen… und sich mit der Obrigkeit streiten. Das funktioniert auf der einen Seite vor allem wegen der beiden großartigen Hauptdarsteller wirklich gut. Damon und Bale werfen sich gekonnt die Bälle zu und ergänzen sich wunderbar. Dabei übertrumpft keiner den anderen oder schiebt sich irgendwie in den Vordergrund. Sie sind ein Team und das bringt der Film wunderbar rüber. Es gibt mal bissigen, trockenen Humor, es gibt die übliche Bromance… alles wunderbar.
Was ich an dieser Stelle auch mal lobend erwähnen möchte, ist die Tatsache, dass „Le Mans 66“ den Rennsport mal als Technik-Sport präsentiert. Hier steht die Entwicklung, die Weiterentwicklung, das Technische im Vordergrund. Ohne Tests, Niederlagen würde das Auto gar nicht erst fahren können. Es geht nicht immer nur um den Fahrer im Auto, sondern um all die Ingenieure, die so etwas Unglaubliches leisten. Das bringt Mangold verdammt gut auf den Punkt… damit hätten wir dann aber auch mein Problem mit diesem Film: Das Ganze dauert zu lange.
Bis sich Bale für das Titel gebende Rennen ins Auto setzt, vergehen gut und gerne zwei Stunden. Bis dahin wird getestet, geschraubt, diskutiert und bla bla bla… versteht mich nicht falsch. Das ist alles wunderbar in Szene gesetzt, die Darsteller sind durch die Bank toll… aber der Film zieht sich irgendwann sehr in die Länge. Der ganze Prozess ist dann irgendwie doch nicht so aufregend, dass ich so lange damit Zeit verbringen möchte.
Interessant wird es dann aber natürlich wieder in den letzten Minuten des Films, wenn wir endlich das Rennen erleben dürfen. Da fühlte ich mich an meine Zeit mit den „Rocky“-Filmen zurückerinnert. Wo ich aufrecht und aufgeregt dasaß und mitschreien wollte, wenn Rocky kämpfte. Das gleiche Gefühl hatte ich jetzt auch. Die Renn-Sequenzen sind grandios inszeniert, rasend schnell rauscht die Kamera Millimeter über der Fahrbahn, wilde Überholmanöver, schlechtes Wetter, Unfälle – hier kommt dann die Sensation, das Spektakel. Die Motoren heulen auf, das Adrenalin steigt. Hier macht „Le Mans 66“ dann richtig Spaß…
Der Film ist ein schönes filmisches Denkmal für den großartigen Ken Miles, einem tragischen Helden des Rennsports. Dafür ist der Film perfekt… nur wie gesagt, ein bisschen zu lang.
Wertung: 7 von 10 Punkten (tatsächlich mehr ein Technik- als ein Rennfilm)
Also für mich kam da keine Millisekunde Langeweile auf. Ich finde es ja sehr spannend wenn Menschen an Autos schrauben, aber ich gucke ja auch jede Schrauber Serie, die es auf DMAX gibt :))
Nein nein, aber ich fand ihn wirklich deutlich besser. Sicher, er war sehr familiengerecht und ich hätte such auf die ein oder andere Szene verzichten können, aber insgesamt war der Prozess schon ganz gut eingefangen.
Vielleicht ist er im IMAX auch noch einen Tick besser. Hat mir echt Spaß gemacht.
Spaß gemacht hat der schon, das will ich nicht abstreiten. Er war mir nur am Anfang etwas zu lang…
Tja, also zu lang kam er mir wirklich überhaupt nicht vor. Im Gegenteil: Die finale Stunde verging für mich – wie ich ja schon schrieb – wie im Flug.
(Mal eine formale Anmerkung: Ich Weiß nicht, obs nur an der Darstellung auf dem Handy liegt, aber bei mir fehlt in deinen Texten seit einige Zeit alle zwei/drei Zeilen ein Leerzeichen)
Echt? Sehr mysteriös… vielleicht liegt das an diesem neuen WordPress Artikel Editor. Obwohl ich das eigentlich immer checke…
Danke für den Hinweis. Ich werde mal drauf achten.