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Verloren im Internet

13. Februar 2019

Das mit dem Internet ist schon eine verrückte Sache. Das Internet lässt mich wirklich manchmal (in Gedanken) schon zu einem halben Fossil werden. Denn ich gehöre tatsächlich noch zu der Generation, die mit Fug und Recht behaupten kann, eine Zeit ohne das Internet zu kennen. Ich kann mich noch ziemlich genau erinnern, wie es für mich war, das erste Mal dieses Ding namens Internet zu betreten. Es war vollkommen unspektakulär. Das Modem piepte ewig laut und ich wartete ewig lange, damit sich die unspektakulärste Seite öffnete. Das war überhaupt nicht so, wie es mir Filme vorgegaukelt haben, ich wollte doch eigentlich, dass das wie bei „Johnny Mnemonic“ aussieht – in dieser Szene, in der Keanu Reeves per Brille fast wortwörtlich durchs Netz surft. Ich hockte einfach nur vor meinem Rechner und wartete mehr als alles andere. Aber gut, Opa regt sich wieder auf… doch ganz ehrlich: Ich wünschte wirklich, ich hätte das Internet wie Ralph aus „Ralph Reicht’s 2: Chaos im Netz“ erkunden können. Egal, so habe ich wenigstens jetzt schon opa-mässige Geschichten über das Internet zu erzählen, die mir meine Enkelkinder (sofern ich je welche haben werde) eh niemals glauben werden. Ich schweife jedoch zu weit ab, kümmern wir uns lieber um das Disney’sche „Chaos im Netz“.

Nach seinem wilden Abenteuer in „Ralph reicht’s“ (mir fehlt gerade auf, dass im deutschen Titel ja wirklich das Apostroph fehlt und dadurch der Titel „Ralph reichts“ ja einfach irgendwie falsch ist…) genießen Ralph (John C. Reilly) und Vanellope (Sarah Silverman) ihr Leben in ihren Spielen. Doch Vanellope langweilt sich, weswegen Ralph versucht, ihr eigenes Raser-Spiel ein wenig interessanter zu gestalten. Problem dabei ist, dass Ralph wieder einmal mehr Schaden anrichtet als gedacht. Das Spiel geht kaputt und droht zerstört zu werden. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: Ein Ersatzteil aus dem Internet… und so machen sich die beiden Freunde auf den Weg ins Internet – und wissen gar nicht, worauf sie sich da einlassen.

Ich war ja schon ein großer Fan des ersten Teils, der den Gamer in mir bestens unterhalten und mich mit gefühlt Millionen Easter Eggs bei Laune gehalten hat. „Ralph reicht’s“ war ein Film mit so vielen kleinen Details, so vielen liebevollen Elementen, die einfach ein nahezu perfektes Gesamtbild abgegeben haben. Wie kann man das überhaupt toppen? Kann man das überhaupt toppen? Die schlichte und einfach Antwort lautet in diesem Fall „Ja!“

„Chaos im Netz“ (wieder einer dieser furchtbar tollen deutschen Titel) ist umwerfend. Es gibt ja viele Filme, die versuchen, das Gewimmel des Internets irgendwie in schöne Bilder zu packen. Zuletzt hat „Ready Player One“ versucht, so eine virtuelle Welt zu schaffen oder ich erinnere mich noch an „Summer Wars“. Aber „Ralph reicht’s 2“ macht es einfach perfekt, dieser Film hat das Internet verstanden. Dieses Internet ist voll von skurrilen Charakteren (wie Pop-Up-Bewerbern), überlagert mit tausenden Dingen, die man entdecken kann und ja, es gibt sogar bei Disney das Dark Web. „Ralph reicht’s 2“ ist ein Film, den man wahrscheinlich 10 Mal gucken und immer noch was Neues entdecken könnte. Das ist einfach wirklich toll. Optisch opulent und mit einer kreativen Flut an Ideen baut Disney eine faszinierende Welt auf, aus der man gar nicht wieder raus möchte.

Dazu gibt es eine Story, die zudem noch sehr viel emotionaler ist als im ersten Teil. Hier wird die langjährige Freundschaft von Ralph und Vanellope auf interessante Weise auf die Probe gestellt. Schön fand ich einfach, dass dieses Mal beide wirklich ihre eigenen Probleme haben, ihren eigenen Träumen nachjagen und jeder für sich Hürden überwinden muss, bevor sie sich dann gemeinsam ihren Ängsten und Problemen stellen müssen. Das hat beide Charaktere einfach noch um so viel mehr erweitert.

Trotzdem kommt der Spaß auch nicht zu kurz. Die ganze Sequenz mit den ganzen Disney-Prinzessinnen ist einfach nur spitze, Vanellopes neueste Racing-Entdeckung ist action-reich in Szene gesetzt (und nicht nur Gal Gadot als Sprecherin lässt hier Erinnerungen an „Fast and Furious“ aufkommen) und wie gesagt, die Welt ist einfach nur der Hammer. Den Vogel schießt der Film dann zum Schluss noch mit Marvel-mäßigen Post-Credit-Szenen ab (von denen vor allem die allerletzte einfach nur perfekt zeigt, dass Disney das Internet wirklich gut verstanden hat 😛 )

Wertung: 10 von 10 Punkten (das Internet in 2 Stunden auf amüsante Weise erklärt, besser geht’s nicht)

7 Kommentare leave one →
  1. 15. Februar 2019 17:47

    Sag ich doch 🙂

    • donpozuelo permalink*
      15. Februar 2019 18:23

      Hast du gesagt und Recht behalten. Allerdings hast du mich nicht gewarnt, dass ich den Song aus der Post Credit Szene nicht mehr aus meinem Kopf kriege 😂

  2. 18. Februar 2019 21:32

    Oh ha, das überrascht mich jetzt wirklich. Ich hatte nach dem für mich nur mittelmäßigen ersten Teil eher gedacht, dass die Fortsetzung ziemlich mies werden könnte. Aber wenn du ihn so über die grünen Klee lobst (und damit ja auch nicht der einzige bist), muss ich mir den wohl doch mal anschauen.

    • donpozuelo permalink*
      19. Februar 2019 07:17

      Ich war nun aber auch ein riesiger Fan vom ersten Teil. Das spielt wahrscheinlich auch noch mit rein. Aber ja, ich fand Teil 2 auch echt toll.

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