Die Greendale-Hexen
Als Kind der 90er (darf ich das sagen, wenn ich in den 80ern geboren bin oder bin ich dann ein Kind der 80er, aber ein Teenie der 90er???) bin ich natürlich irgendwie auch mit Melissa Joan Hart aufgewachsen. „Clarissa“ habe ich immer gern geguckt (einfach weil ich das Konzept cool fand, dass sie mit mir, dem Zuschauer, redete) und später fand ich natürlich „Sabrina – Total verhext“ auch ziemlich cool. Die witzige, amüsante Hexen-Sitcom, in der viel Quatsch passierte. Das ist auch die Sabrina, die ich kenne – ich stecke in den Archie-Comics halt gar nicht drin. Deswegen habe ich mir bis heute auch nicht „Riverdale“ angeschaut – doch als es hieß, „Sabrina“ würde einen Neuanstrich bekommen, war ich vorsichtig neugierig. Als ich dann noch hörte, dass die neue Hexen-Serie sehr viel düsterer sein sollte und nichts mehr mit Sitcom und Highschool-Quatsch am Hut haben soll, wurde meine Neugier weniger vorsichtig. Als dann auch noch mein bester Freund, der sonst eher schwer für neue Serien zu begeistern ist, von „Chilling Adventures of Sabrina“ zu schwärmen anfing, musste ich der Serie einfach eine Chance geben.
Sabrina Spellman (Kiernan Shipka) lebt mit ihren beiden Tanten Zelda (Miranda Otto) und Hilda (Lucy Davis) in dem kleinen beschaulichen Örtchen Greendale (was, übrigens, mal so gar nichts mit „Community“ zu tun hat – kleiner Skandal am Rande!). Die Spellmans haben ein Geheimnis: Sie sind Hexen… wobei Sabrina nur eine Halb-Hexe ist, da ihre Mutter eine „normale“ Sterbliche war. Doch an ihrem 16. Geburtstag verlangt der Dunkle Lord von ihr, dass sie ihren Namen in sein Buch einträgt, um zu seiner Dienerin und zu einer vollfertigen Hexe zu werden. Doch Sabrina wehrt sich dagegen, will sie doch ihre menschlichen Freunde – und vor allem ihre große Liebe Harvey (Ross Lynch) – nicht aufgeben. Das sorgt für ordentlich Ärger – nicht nur mit dem Dunklen Lord, sondern auch mit dem Hohepriester Satans Father Faustus Blackwood (Richard Coyle). Als wenn das noch nicht schlimm genug wäre, ahnt Sabrina nicht einmal, dass ihre Lieblingslehrerin (Michelle Gomez) von einem gefährlichen und bösen Wesen besessen wird.
Ich habe nicht mit dem gerechnet, was ich am Ende von „Chilling Adventures of Sabrina“ bekommen habe. Ich dachte, ich kriege so eine moderat gruselige Version einer Sitcom. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht wirklich, was ich erwartet hatte. Auf keinen Fall habe ich jedoch erwartet, dass ich von Sekunde Eins an schwer begeistert von dieser Serie sein würde.
Fangen wir mal bei der Story an: Die ganze erste Staffel hat eine schön durchstrukturierte und vor allem spannende Geschichte, die sich eigentlich nur eine richtige Füller-Episode leistet (die ist dann aber so eine schöne „Nightmare on Elm Street“-Hommage, so dass sie ebenfalls sehr zu empfehlen ist). „Sabrina“ (ich kürze das jetzt einfach mal) ist eine aufregende Coming-Of-Story, in der es weniger ums Erwachsen-Werden geht, sondern mehr darum, ob sich die junge Sabrina nun für die dunkle oder die helle Seite der Macht entscheidet. Naja, eigentlich eher für die richtig dunkle Seite der Macht oder die nicht ganz so dunkle. Die Story ist abwechslungsreich, führt uns mal in die Welt der Hexen, dann in die Welt der Menschen und vermischt nach und nach all diese Welten. Die Risiken, die Sabrina eingehen muss, werden immer größer und die Entscheidungen, die sie treffen muss, immer härter. Ich muss wirklich gestehen, dass ich irgendwann einfach nicht mehr aufhören konnte, weil die Geschichte irgendwann so ordentlich Fahrt aufnimmt und viele spannende Aspekte aus dem Leben der Hexen offenbart, die sehr faszinierend sind.
Auch die Darsteller sind einfach nur spitze: Die junge Kiernan Shipka ist wirklich toll in der Rolle. Sie sieht schon so unschuldig, süß aus, dass man gar nicht glauben möchte, dass sie eine Hexe sein könnte. Das einzige Problem mit ihrem Charakter ist die Tatsache, dass sie ein wenig wie Rey aus „Star Wars“ ist: Sie soll eigentlich noch soo viel lernen, doch muss sie nur einmal in einem Buch blättern und schon kann sie so ziemlich alles, was sonst ach so schwer sein soll. Das hätte man ein wenig runterstufen können, aber auch so bringt sie sich noch in viele Schwierigkeiten, aus denen ihre Tanten sie retten müssen.
„Wonder Woman“-Helferin Lucy Davis ist zuckersüß als liebe Tante Hilda, während Miranda Otto eine herrlich strenge, aber doch auch liebende Tante Zelda spielt. Michelle Gomez ist das eigentliche Highlight, ich mochte ihre Mentorinnen-Rolle, die so herrlich intrigant, beide Seiten ausspielt. Es würde jetzt zu weit führen, jeden Charakter durchzuarbeiten, aber sie sind alle toll. Sabrinas menschliche Freunde (gerade Harvey) entwickeln sich erst zum Ende der ersten Staffel zu wirklich interessanten Charakteren. Vorher sind die Hexen (und auch die Warlocks – wie Sabrinas Cousin Ambrose [Chance Perdomo]) viel packender – aber wie gesagt, je mehr sich alles vermischt, desto spannender werden auch diese Figuren.
„Sabrina“ sieht wie ein schöner Mix aus 60er Jahre Grusel-Horror und Neuzeit aus. Die Serie liefert tolle Bilder (auch wenn es mich immer aufgeregt hat, dass so viel Unschärfe in vielen Einstellungen verwendet wird), einen coolen Soundtrack und tatsächlich schöne Grusel-Momente – kurz gesagt: „Sabrina“ ist schwer unterhaltsam. Ich bin jetzt schon auf Staffel 2 und das kommende Weihnachtsspecial gespannt.
Wertung: 8 von 10 Punkten (eine ganz andere Sabrina für eine ganz andere Zeit)
Jaaa, die Serie ist toll! So ein beiläufiger feministischer Anstrich (like!) und eine fabelhafte Hauptdarstellerin. Und alles wirklich spannend erzählt. Ich bin wirklich ein Fan.
Und ich bin 1978 geboren und definitiv ein Kinder der 90er. Die Teenagerzeit sind eben die prägendsten Jahre. Ich würde demnach vermuten, Du bist auch eins 😉
Danke! Dann bin ich also ein Kind der 90er 😀
Den feministischen Anstrich fand ich anfangs etwas zu plakativ in einigen Szenen, später haben sie das subtiler, aber nicht weniger wirkungsvoll gemacht. Die Hauptdarstellerin ist toll, aber ich mag auch wirklich jeden anderen Darsteller in dieser Serie. Die sind alle toll.
Ich freue mich jetzt auch schon sehr auf Staffel 2. Im Dezember gibt’s ja sogar ein Weihnachtsspecial. Da kannst du dich auch schon mal drauf freuen 😀
Weihnachtsspecial!!! 😍
Ich finde ja, es darf ruhig ein bisschen plakativ sein, zumal es sich eigentlich an eine jüngere Zielgruppe richtet. Wenn Sabrina darüber sinniert, was der Dark Lord mit ihrer körperlichen Selbstbestimmung zu schaffen hat, finde ich das schon gut. Sowas würde ich meine Tochter gern gucken lassen 😉 Auch Ambroses total beiläufig inszeniertes Schwulsein find ich super.
Gerade Ambrose fand ich wirklich sehr toll als Charakter. Und da fand ich es eben auch sehr schön, dass sein Schwulsein jetzt nicht wie sonst so extrem an die große Glocke gehängt wird. Das hätte das alles wieder so blöd gemacht. Dann hätte es gewirkt, als hätten sie es nur gemacht, um sich offen zu zeigen. So wie sie es aber gemacht haben, ist es genau richtig. (Was sie ja ähnlich auch in der neuen Star Trek Discovery Serie gemacht haben).
Ja, Sabrina und das Thema ihrer Selbstbestimmung fand ich auch super. Echt gut gemacht, ohne das es erzwungen wirkte.
Und jaaaaaa, Weihnachtsspecial!!!!!
Wir beide so #happydance 😁
😀 😀 😀 Absolut. „Sabrina“ macht es halt richtig.
Ich nenne mich auch Kind der 90er, den an den Teil der 80er in dem ich gelandet und aufgewachsen, kann ich mich nicht erinnern 😉 Und CAoS ist tatsächlich eine der wenigen Remakes von Serien, die ich sooo viel besser als das Original finde. Meines Erachtens nach trauen sie sich zwar etwas zuviel in punkto sexy Darstellung von Teens, eigentlich von Kindern – aber nun ja …
Ja, diese Übersexualisierung… da könnte man wahrscheinlich Doktorarbeiten drüber verfassen, wie überzogen das alles ist. Hässliche Menschen darf es einfach nicht geben – außer sie sind böse. Das ist so die gute alte Disney-Logik…, aber naja…
Ja, ich mochte das Remake aber auch.