Zum Inhalt springen

LSD – Der Film

5. November 2018

Ich freue mich ja schon, wie wahrscheinlich viele begeisterte Nic-Cage-Fans, auf seinen neuesten Film „Mandy“. Beim guten Onkel Cage ist das ja mittlerweile wie Lotto-Spielen mit seinem Filmen, Da der Mann gefühlt jeden Monat einen merkwürdigen Direct-to-DVD-Film raushaut, sind halt mehr Nieten als Gewinne dabei. „Mandy“ soll aber ganz anders sein. Warum ist das nur so? Warum vorvertrauen so viele Menschen diesem Panos Cosmatos? Wer ist dieser Mensch überhaupt? Das waren so die ersten Gedanken, die ich hatte (einfach, um nicht zu schnell auf den „Mandy“-Hype aufzuspringen). Der einzige Film, den jener Cosmatos noch gemacht hat, ist ein kleiner Film namens „Beyond the Black Rainbow“ (den ich jetzt mal sehen konnte, weil er in sehr guter Qualität auf youTube zu finden ist – Link packe ich ans Ende der Kritik).

In den 60er Jahren gründet Dr. Arboria (Scott Hylands) das Arboria Institute, eine New Age Institution, in der er einen Weg finden will, dass Menschen ihr volles Potenzial ausschöpfen können, um das perfekte Glück zu finden. Sprung in die 80er Jahre: Arborias Protegé Barry Nyle (Michael Rogers) führt die Forschung im Institut weiter – an der stummen Elena (Eva Allan), die durch die Experimente tatsächlich besondere psychische Fähigkeiten erlangt hat. Problem ist nur: Nyle hält Elena wie ein Tier und ist wie besessen von der jungen Frau. Die ist im Institut gefangen – kontrolliert von einer merkwürdigen Licht-Pyramide. Doch dann eines Tages ergibt sich die Möglichkeit zur Flucht.

Ich weiß gar nicht, wo oder wie ich anfangen soll. „Beyond the Black Rainbow“ ist ein Film, auf den man sich wirklich einlassen muss. Es ist ein extremer Kunstfilm, der mehr über die Poesie seiner Bilder funktioniert als über die „Story“. Die ist letztendlich nur so ein rudimentäres Gerüst, auf dem der Film dann den Rest aufbaut. Zu Beginn des Films habe ich wirklich noch gedacht: „Oh mein Gott, das ist so ein komischer Kunstfilm, der einfach nur wirre Bilder aneinander klatscht und damit versucht, seine Inhaltslosigkeit zu übertönen!“ Aber nach einer Weile entfaltet sich die unglaublich hypnotische Wirkung von „Beyond the Black Rainbow“ und ich war gefangen in dieser mysteriösen kleinen Welt, in die uns Cosmatos entführt.

Die Bilder sind wirklich der Wahnsinn, manchmal blendend grell, übersättigte, körnige Farbgebung, lense flares, die selbst einen J.J. Abrams neidisch machen würden und und und. Es gibt eine Rückblende in Schwarz-Weiß gehalten, die einfach nur extrem unheimlich wirkt. Das Weiß ist so weiß, dass man nicht direkt hingucken kann. Es frisst alles andere irgendwie auf – und wenn dann Nyle aus einer schwarzen Soße wie ein Dämon hervorsteigt, sind das Bilder, die sich einbrennen. Eines kann man „Beyond the Black Rainbow“ wirklich bestätigen: Bildgewaltig kann dieser Film. Cosmatos spielt mit Farben und Bildern und liefert wirklich einen kleinen LSD-Rausch als Film, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Immer vorausgesetzt, man kann sich dem Film wirklich so hingeben.

Denn die Geschichte wird sehr langsam erzählt. Da kommt dann wieder das Experimentelle in „Beyond the Black Rainbow“ zum Vorschein. Der Zuschauer wird gefordert, muss sich das Geschehen selbst zusammenbauen. Dialoge sind spärlich, eigentlich lauschen wir meist nur den Monologen von Nyle. Den Rest puzzeln wir uns einfach so zu einem großen Ganzen. Klingt irgendwie anstrengend, ist es aber nicht: Denn es entsteht ein ziemlich deutliches Bild von dem, was in diesem Institut vorgefallen ist. „Beyond the Black Rainbow“ wird da sehr schnell zu einem spannenden Horror-Trip, der sich langsam im Kopf des Zuschauers ausbreitet.

Zu den Farben und der sehr entschleunigten Erzählweise kommt dann noch die Musik, die ebenso stark dazu beiträgt, dass man sich diesen Filmen ab einem bestimmten Zeitpunkt wie in Trance anschaut. Ich glaube, dieser Film ist wirklich „LSD – Der Film“.

Darstellerisch kann man leider nicht zu viel sagen, da Cosmatos‘ Bild- und Farbspiel alles in den Schatten stellt. Dennoch muss ich einfach Michael Rogers erwähnen, der wunderbar eklig ist und ein wirklich guten verrückten Professor abgibt, der auf seine schleimig-schmierige Art ziemlich schnell deutlich macht, dass er der absolute Widerling ist.

„Beyond the Black Rainbow“ ist schon eine faszinierende Film-Erfahrung, die man dringend mal gemacht haben sollte. Nach diesem Film steige ich jetzt aber auf jeden Fall auf den „Mandy“-Hype mit auf und freue mich schon riesig!

Wertung: 9 von 10 Punkten (ein wilder Horror-Trip)

P.S.: Hier ist, wie versprochen, der Link zum Film: „Beyond the Black Rainbow“! Guckt ihn, solange er noch da ist 😀

4 Kommentare leave one →
  1. 5. Dezember 2018 20:51

    Danke für den Link und den Tipp 😉 Den Film wollte ich schon länger mal sehen. Was die Faszination rund um „Mandy“ betrifft, dachte ich aber bis vor Kurzem noch, dass das alles ironisch gemeint ist ;D

    • donpozuelo permalink*
      6. Dezember 2018 06:49

      Der Film ist wirklich sehr zu empfehlen. „Mandy“ habe ich mittlerweile auch gesehen, der ist aber bei weitem nicht so stark wie „Black Rainbow“. Trotzdem immer noch gut… gerade wegen Nic Cage.

Trackbacks

  1. Gretel allein im Wald | Going To The Movies
  2. Geschichten aus dem Horror-Nähkästchen | Going To The Movies

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: