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Müll-Insel der Hunde

5. Oktober 2018

Letztens hatte ich den perfekten Film für Katzenliebhaber mit „Bob, der Streuner“. Deswegen kümmere ich mich jetzt mal um die Hundeliebhaber – und muss gleich mal eine Sache vorweg sagen. Ich war damals schon ein bisschen stolz auf mich, als ich das versteckte und doch irgendwie sehr offensichtliche Wortspiel im Titel von Wes Andersons „Isle of Dogs“ gefunden hatte. Denn die Insel der Hunde klingt auch ein bisschen so wie „I love dogs“ (im Büro wurde ich für diese Erkenntnis sogar fünf Sekunden lang gefeiert, aber ich denke mal, das war nur aus Nettigkeit). Aber „I love dogs“ kann ich so unterschreiben und tatsächlich auch „I love Isle of Dogs“. Denn Wes Andersons neuer Stop-Motion-Film ist wieder mal ein wunderschön schräger Wes-Anderson-Film geworden.

Japan, irgendwann in der Zukunft: Alle Hunde der Metropole Megasaki City leiden unter dem Schnauzenfieber. Der Bürgermeister Kobayashi (Kunichi Nomura), dessen Clan schon seit Urzeiten eher zu den Katzenliebhabern zählt, erlässt eine Notverordnung: Alle Hunde werden zwangsumgesiedelt – nach Trash Island, eine Müll-Insel im Meer vor Megasaki City. Der erste Hund, der deportiert wird, ist Spots (Liev Schreiber), der Hund von Kobayashis Neffen Atari (Koyu Rankin). Der macht sich später auf die Suche nach Spots und trifft auf Trash Island auf die Hunde Chief (Bryan Cranston), Rex (Edward Norton), Boss (Bill Murray), Duke (Jeff Goldblum) und King (Bob Balaban). Gemeinsam macht sich diese Truppe auf den Weg, Spots zu finden. Auf dem Festland deckt die Austauschschülerin Tracy Walker (Greta Gerwig) währenddessen eine unglaubliche Verschwörung auf.

Gruppen-Selfie mit Mensch

Ich bin ein großer Wes-Anderson-Fan und gerade beim Stop-Motion finde ich, dass sein Stil mit diesen Theater-artigen Bildern sehr gut rüberkommt. Ich mochte schon sein „Fantastic Mr. Fox“ und auch „Isle of Dogs“ ist ein wunderschöner und vor allem wieder mal sehr kreativer Stop-Motion-Film geworden. Jeder einzelne Hund ist liebevoll gestaltet (und ich weiß auch nicht, aber ich mag diese Fellbewegungen immer sehr – das mochte ich schon bei „Fantastic Mr. Fox“ und hier ist es jetzt auch wieder so), dagegen sind die Menschen nicht immer so perfekt gemacht. Doch wenn man jetzt wollte, könnte man das einfach als Statement des Regisseurs verstehen, der den Hunden hier ohnehin sehr viel mehr zu traut. Weswegen ihr Gebell ins Englische übersetzt wurde, aber das Japanische der meisten Menschen in diesem Film nicht. Was immer wieder ziemlich clever durch Dolmetscher oder ähnliches an den wichtigen Stellen abgedeckt wird. Am Ende ist es nicht wichtig, was die dummen Menschen reden, sondern was die cleveren Hunde so von sich geben.

Damit das auch alles perfekt funktioniert, castet Wes Anderson einfach mal wieder die Darsteller, mit denen er eh schon so oft zusammengearbeitet hat und die schon so sehr zu seinen Filmen gehören wie seine statischen Kamera-Einstellungen. Neu dabei ist jetzt Bryan Cranston, alte Bekannte sind Jeff Goldblum, Ed Norton, Bill Murray und und und… die ersten paar Minuten wird „Isle of Dogs“ deswegen so ein bisschen zu einem Rate-Spiel: Erkenne schnell den Schauspieler, der diese Rolle spricht! Was mich ehrlich gesagt auch ein bisschen vom Film abgelenkt hat, weswegen ich ihn dringend noch einmal in Ruhe gucken muss.

Aber davon mal ab… die Geschichte von Ataris Reise ist spannend inszeniert – vor allem mit der parallel verlaufenden Aufdeckung der Verschwörung der Kobayahis. „Isle of Dogs“ ist wunderbar verschroben und voller Kreativität. Doch einen Abstrich muss ich dann doch machen – im Gegensatz zu „Fantastic Mr. Fox“ war mir „Isle of Dogs“ manchmal auch etwas zu steril. Das liegt natürlich sehr an diesem düsteren Zukunftsszenario und der Müll-Insel, auf der nun nicht gerade viele Farben herrschen. Zumal Anderson auf der Insel auch immer wieder sehr starke Bilder zeichnet, die an die Schrecken des Holocaust und die Vernichtungslager erinnern – nur halt jetzt anders dargestellt mit den Hunden als Opfer der Vernichtung und Ausgrenzung. Da wird dann auch wieder deutlich, dass dieser Film nicht immer die leichte Unterhaltung ist, die sein Stop-Motion-Vorgänger noch war. In „Isle of Dogs“ geht Anderson auch etwas ernstere Themen an… wodurch der Film auch etwas von seiner Leichtigkeit verliert. Da war „Fantastic Mr. Fox“ doch noch eher was nur zum Schmunzeln. Dennoch ist „Isle of Dogs“ jetzt auch kein überschweres Drama, nach dem man sich erst einmal in der dunkelsten Ecke verkriechen möchte. Es bleibt ein toller Film, den man Hunde-Liebhabern, Stop-Motion-Fans und Wes-Anderson-Fanatikern nur sehr ans Herz legen kann 😉

Wertung: 8 von 10 Punkten (Wes Anderson funktioniert in Stop Motion wie in echt)

3 Kommentare leave one →
  1. 5. Oktober 2018 20:18

    Also mir kommen noch immer die Tränen, wenn ich an die ein oder andere Szene denke. Ich fand ihn ja deutlich besser, auch wenn er etwas schwermütig war. Mr. Fox muss ich auch mal wieder ansehen 🙂

    • donpozuelo permalink*
      7. Oktober 2018 15:47

      Mr. Fox will ich nach dem hier auch dringend mal wieder sehen.

Trackbacks

  1. Müll-Insel der Hunde – DVDBiZZ.de

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