Die Serie des Pferdes
Wenn man mir vor einiger Zeit gesagt hätte, dass ich für ein Pferd alles stehen und liegen lassen würde, dann hätte ich laut gelacht. Ich bin wirklich kein Pferde-Mensch, aber es ist ja eh die Frage, ob man eher Pferde-Mensch oder doch Mensch-Pferd ist. Und spätestens jetzt dürften alle Fans eines ganz bestimmten Pferdes wissen, warum ich hier merkwürdiges Zeug über Pferde rede. Natürlich geht es um „Bojack Horseman“ – jenes Pferd, das mich seit Staffel 1 nicht mehr los lässt und weswegen ich super gespannt auf Staffel 5 gewartet habe (und nebenbei einfach noch einmal alle vorherigen Staffeln durchgesuchtet habe).
Wir sind endlich wieder zurück in Hollywoo… und es ist alles irgendwie anders. Bojack (Will Arnett) dreht jetzt seine eigene Serie „Philbert“, die er Princess Carolyn (Amy Sedaris) zu verdanken hat – auch wenn er selbst nie dafür unterschrieben hat. Mr. Peanutbutter (Paul F. Tompkins) und Diane (Alison Brie) leben mittlerweile getrennt… doch Peanutbutter findet in der Kellnerin Pickles (Hong Chau) sehr schnell Ersatz. Ach ja… und Todd (Aaron Paul) ist als Mitbewohner von Carolyn keine große Hilfe, bis er auf ziemlich alberne Art und Weise Werbe-Chef der Webseite wird, die Bojacks neue Serie produziert.
Ich fange kurz mit den Kleinigkeiten an, die mich jetzt nicht so umgehauen haben. Ich war ja in Staffel 4 nicht der größte Fan der ganzen Hollyhock-Story. Ist sie nun die Tochter von Bojack oder nicht? War mir relativ egal… und irgendwie scheint das den Machern der Serie ähnlich gegangen zu sein. Denn im Finale von Staffel 4 erfahren wir zwar, dass die beiden Bruder und Schwester sind, aber mehr darf man zu diesem Gespann in Staffel 5 nicht erwarten. Ein kurzer Telefon-Anruf und das war alles. Staffel 5 verzichtet komplett auf Hollyhock und hat ganz andere Sorgen…
… und so kümmert sich Staffel 5, ganz zeitgemäß, erst einmal um die Belange der Frauen. Diane geht in einer etwas durchwachsenen Folge auf Sinnsuche nach Vietnam und versucht, herauszufinden, wer sie wirklich ist. Princess Carolyn will adoptieren und verbringt eine Folge lang mit einer möglichen Mutter (Jaime Pressly), die ihr Kind abgeben möchte. Beides waren jetzt nicht die stärksten Folgen und auch das wirklich aktuelle #metoo-Thema kommt in den ersten paar Folgen etwas schwerfällig und sehr erzwungen rüber. Was aber meiner Meinung nach daran lag, dass die Macher a) nicht so wirklich wussten, wie sie das Thema anpacken sollen und b) weil sie es nicht so richtig um ihren eigentlichen Hauptcharakter Bojack wickeln. Doch im Laufe der Staffel gelingt es ihnen dann doch noch die ganze Thematik gekonnt und kritisch zu beäugen.
Das Spannende daran ist, dass sie es schaffen, verschiedene Blickwinkel dafür zu finden. Zum einen verurteilen sie es auf Schärfste, dann zeigen sie auch, mit welchen billigen Tricks einige Darsteller versuchen, von Anschuldigungen abzulenken und dann gibt es da den Sonderfall Gina (Stephanie Beatriz), Bojacks Co-Star. Sie stört sich nicht daran, dass ihre Figur „Sassy“ eigentlich fast nur nackt herumläuft, selbst zum Schluss, als es zu einem Vorfall kommt, den sie „ausnutzen“ könnte, will sie es nicht, weil sie ihrer Karriere nicht schaden will. Ein ungemütlicher Standpunkt… aber es ist gut, dass er auch Erwähnung findet.
„Bojack Horseman“ hat in der fünften Staffel also auch wieder die kritischen Momente, die tragischen Momente, die wir schon immer so an diesem Pferd lieben. Bojack selbst wird zu seinem schärfsten Kritiker und spannend wird auch, dass er von bestimmten Ereignissen (Penny in Staffel 2, sage ich nur) heimgesucht wird, die er verzweifelt in Pillen zu ertränken versucht (was mal wieder zu einer absolut großartigen Drogen-Episode führt, die brillant zwischen Drogen-Traum und Realität hin und her springt, so dass man irgendwann selbst nicht mehr weiß, was was ist).
Die Folge, die definitiv auch wieder sehr stark im Gedächtnis bleiben wird, ist die, in der Bojack eine Trauerrede auf seine gestorbene Mutter hält… und irgendwie über kostenlose Churros und andere Dinge redet – und das volle 22 Minuten lang. Die ganze Folge ist ein einziger Bojack-Monolog und eine der absoluten Highlight-Folgen der gesamten Serie. Hier zeigt sich mal wieder, dass man sich mit diesem Pferd auch immer auf etwas Neues gefasst machen muss.
Ich muss auch sagen, dass ich es nach wie vor großartig finde, wie sie die Beziehung zwischen Todd und Bojack weiterhin auf Distanz halten… hier hat wirklich alles Konsequenzen, die sich durch die ganze Serie ziehen. Todd ist aber ebenfalls wieder ein Highlight der Staffel (vor allem sein Sex-Roboter, der plötzlich CEO wird).
Ich muss gestehen, ich war anfangs ein wenig enttäuscht von Staffel 5… was aber vielleicht auch am langen Warten und den hohen Erwartungen lag. Doch die Staffel fängt sich ziemlich schnell und fährt wieder richtig auf. „Bojack Horseman“ bleibt spannende Unterhaltung mit viel Tiefgang.
Wertung: 8 von 10 Punkten (jetzt heißt es wieder Warten auf Staffel 6…)
Bin jetzt auch durch. Von wegen, ein Pferd springt nur so hoch, wie es muss. BoJack gibt immer alles – wieder eine tadellose Staffel! (Nur ich finde ja Todd oft etwas nervig) Und Hollyhock hatte doch auch ihre Episode…
Ich mag Todd, der ist doof.
Und stimmt, du hast Recht. Hollyhock hatte auch ihre Episode und ihre Momente. Ich hatte nur (und das obwohl ich ihren Charakter nie so richtig mochte) ein wenig mehr erwartet.