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Die Lizenz zum Stalken

20. August 2018

Alles, was man von James Cameron zur Zeit noch hört, ist „Avatar“, „Avatar“, „Avatar“. Seit 2009 hat Cameron keinen Film mehr in die Kinos gebracht, der direkt von ihm stammt. Stattdessen taucht er in die Tiefsee und träumt davon, uns irgendwann wieder nach Pandora zu bringen. Doch ist nicht eigentlich schon lange die Faszination Pandora vorbei? Wenn diese Filme irgendwann rauskommen, müssen sie das großartigste sein, was es jemals auf der Leinwand zu sehen gab. Ansonsten wird dieses lange (sehr lange) angekündigte Projekt doch einfach nur eine Katastrophe. Aber gut, was anderes ist man ja von Cameron nicht gewohnt. Der Mann versucht immer, Innovationen zu liefern, was Neues zu machen – wenn er denn kann. Also warten wir mal ab, wie „Avatar 2“ dann am Ende sein wird. Und wenden uns einem „kleineren“ Film von Cameron zu, der dennoch einen Rekord brechen konnte: „True Lies“, der erste Film überhaupt mit einem Budget über 100 Millionen US-Dollar.

Harry (Arnold Schwarzenegger) führt ein wildes Doppelleben. Für seine Frau Helen (Jamie Lee Curtis) und seine Tochter Dana (Eliza Dushku) ist er ein langweiliger Computer-Verkäufer, während er doch in Wirklichkeit Geheimagent für die USA ist. Als solcher jagt er eine Terror-Gruppe, die mehrere Atomsprengköpfe gestohlen haben und diese in den USA zünden wollen. Diese Arbeit jedoch führt immer wieder dazu, dass Harry seine Familie vernachlässigen muss, weswegen seine Frau sich auf die Avancen des schmierigen Autoverkäufers Simon (Bill Paxton) einlässt, der ihr vorgaukelt, ein Spion zu sein. Als Harry das herausfindet, nutzt er all seine Fähigkeiten, um Helen zu stalken und sie zu „bestrafen“. Doch dann ruft irgendwann auch wieder die wahre Pflicht…

Über 100 Millionen Dollar für eine Action-Komödie… es ist irgendwie kaum zu glauben, dass Cameron diesen Rekord nicht davor mit seinem „Terminator 2“ gebrochen hat, aber gut… „True Lies“ darf sich damit brüsten. Und warum auch nicht, immerhin kloppt Cameron ordentlich was rein in diesen zweieinhalb Stunden Arnie-Show. „True Lies“ fängt an wie James Bond, wird dann zu einer etwas fragwürdigen Stalker-Rache-Komödie, bevor dann die Terroristen-Jagd folgt mit vielen Explosionen, zerstörten Brücken und Hochhäusern und Jets. „True Lies“ ist das volle Paket, bei dem man auch nicht zu viel drüber nachdenken darf.

Als Kind habe ich diesen Film geliebt, mittlerweile muss ich doch gestehen, dass mir Teile des Films nicht mehr ganz so zusagen. Anfang und Ende sind okay, aber ich weiß nicht mehr so richtig, was ich zu diesem ganzen Mittelteil sagen soll, in dem Harry seine Frau an der Nase herumführt. Keine Ahnung, als ich den Film jetzt so gesehen habe, fand ich viele Teile ein wenig zum Fremdschämen, wenn ich ehrlich sein soll. Die ganze Nummer mit dem Striptease wirkt ein wenig peinlich – und irgendwie tat’s mir da auch ein wenig für Jamie Lee Curtis leid, die doch ein bisschen mehr kann als das. Allgemein ist dieser ganze Teil so ein Schadenfreuden-Teil, den ich heute nicht mehr so teilen kann.

Und trotzdem ist „True Lies“ ein unterhaltsamer Film, der halt einfach wirklich auch kürzer hätte sein können, aber immerhin kriegt man wirklich viele verschiedene Aspekte so einer Action-Komödie. Ich frage mich, wie das wohl damals in den 90ern gewesen sein muss. Nach „Terminator“ und „Terminator 2“ „True Lies“ als dritte Kollaboration zwischen Cameron und Schwarzenegger zu sehen 😀 Schönes Kontrastprogramm – vor allem für Cameron. Schwarzenegger muss man in dieser Rolle einfach lieben. Überhaupt finde ich ihn in diesen leicht komischen Rollen irgendwie super. Mein bester Freund hat es mal gut auf den Punkt gebracht: Er spielt immer wieder diesen All-American-Hero, der dann trotzdem mit dem dicksten Akzent spricht. Allein das macht Schwarzenegger-Filme immer wieder so verdammt unterhaltsam.

„True Lies“ ist Hochglanz-Kopf-Aus-Kino, das ich besser in Erinnerung hatte, aber ich immer noch angucken kann. Man merkt aber einfach auch an dieser vermeintlichen Action-Komödie, dass das nicht so Camerons Metier ist. Als knallharter Action-Film unter seiner Regie hätte das sicher mehr Wumms gehabt.

Wertung: 7 von 10 Punkten (Arnie rettet mal wieder die Welt, stalkt aber vorher noch ordentlich rum)

2 Kommentare leave one →
  1. 24. August 2018 17:35

    Habe den ja auch vor kurzem gesehen und gereviewt. Mein Kumpel meinte, dass der Film eigentlich eine Agentenfilm-Parodie sei, dem kann ich aber nicht wirklich zustimmen. Was denkst du?

    • donpozuelo permalink*
      25. August 2018 12:44

      Als Parodie würde ich den Film wirklich nicht bezeichnen, dafür nimmt er sich selbst dann doch zu ernst und ist zu selten selbstironisch. Es wirkt halt durch Arnies etwas steife Art manchmal unfreiwillig wie eine Parodie. Für mich ist der Film aber wirklich mehr Actionkomödie

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