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Han Solos Würfel

25. Mai 2018

Als in „Star Wars – Die letzten Jedi“ Luke Skywalker Leia ein Paar goldene Würfel an einer Kette in die Hand drückt, war ich mehr als nur verwirrt. Was zur Hölle war mit diesen Würfeln, warum waren sie wichtig und warum sollten sie Leia ausgerechnet an Han erinnern? Ich hatte wirklich keine Ahnung, was diese Würfel sollten. Zu Hause angekommen musste ich wirklich erst einmal das Internet befragen und diese meine Star-Wars-Wissenslücke füllen. Und siehe da… irgendwann, irgendwo in „Star Wars – Eine neue Hoffnung“ sieht man einmal ganz kurz, dass Han Solo diese goldenen Würfel im Cockpit des Millennium Falcon hängen hat. Wirklich wichtig waren sie nie, bis „Star Wars 8“ sie wichtig machte… und „Solo: A Star Wars Story“ macht es sich nun zur wichtigsten Aufgabe, diese Würfel extrem wichtig zu machen, vergisst dabei aber, dass wir nicht wirklich die Origin der goldenen Würfel Solos sehen wollten, sondern den jungen Han Solo (was irgendwie auch gelogen ist, denn eigentlich wollte doch niemand wirklich diesen Film, oder???).

Anthology-Film Nummer 2 im Star-Wars-Universum stellt uns den jungen Rebellen Han (Alden Ehrenreich) vor, der aus der Sklaverei fliehen kann, dabei aber seine Freundin Qi’ra (Emilia Clarke) zurücklassen muss. Daher macht er es sich zur Aufgabe, alles daran zu setzen, sich ein Schiff zu besorgen, um seine Geliebte retten zu können. Als Soldat des Imperiums schlägt er sich mehr schlecht als recht, trifft aber auf den Schmuggler Tobias Beckett (Woody Harrelson), der Han unter seine Fittiche nimmt. Gemeinsam mit Beckett geht Han einen Deal mit dem finsteren Dryden (Paul Bettany) ein… doch um diesen Deal zu erfüllen, brauchen Beckett und Han erstmal ein schnelles Schiff – und zufällig hat der Schmuggler Lando Calrissian (Donald Glover) ein gutes im Stall.

Nicht ohne meinen Wookie

„Solo: A Star Wars Story“ stand von Anfang unter keinem guten Stern. Phil Lord und Chris Miller waren eigentlich brav dabei, den Film zu drehen, bis es auf einmal zu kreativen Unstimmigkeiten kam, die beiden gefeuert wurden und Ron Howard den Karren aus dem Dreck ziehen sollte. Der drehte gefühlt den halben Film noch einmal neu… und naja, herausgekommen ist ein Film, den eigentlich wirklich keiner braucht und auch nie jemand wollte.

Das größte Problem an „Solo“ ist der Film selbst. Die Story ist absolut belanglos und langweilig. Im Vorfeld hieß es immer, es wäre eine Mischung aus Heist-Film und Space-Western. Pustekuchen, „Solo“ ist einfach nur langweilig. Heist-Film trifft nicht zu, weil wir nicht ein einziges Mal wirklich in die Planung mit einbezogen werden. Die Charaktere kennen den Plan, wir als Zuschauer nicht. Daher gucken wir nur dabei zu, wenn ein Zug überfallen oder eine Mine ausgeraubt und dabei natürlich alles immer schief geht. Schrecklich vorhersehbar ist „Solo“ nämlich leider noch dazu. Space-Western trifft auch nicht zu, es sei denn die Tatsache, dass Han Solo ein Waffenholster trägt und ab und zu die Kamera mal in Hüfthöhe zeigt, wie er seine Hand auf seine Pistole legt, zählt schon als Western-Thematik.

Die „Solo“-Story zieht sich uninspiriert zwei Stunden in die Länge ohne uns irgendwas spannendes zu erzählen. Wie Chewie und Han sich treffen, ist in fünf Minuten erzählt. Das berühmte Kartenspiel, bei dem Han den Falken gewinnt, ist vielleicht das unspektakulärste Kartenspiel der Filmgeschichte (zumal die sich einfach nur komische Karten zeigen und man überhaupt nicht weiß, was da eigentlich abgeht). Der oft zitierte Kessel-Run war für mich dann aber leider der größte Witz. Da war ja wirklich das Pod-Race aus „Episode 1“ tausendmal spannender.

Überhaupt… das Thema Action ist furchtbar in „Solo“. Der Zug-Heist, den man auch im Trailer sieht, ist noch am spannendsten und selbst das ist nicht wirklich besonders, sondern auch schon tausendmal dagewesen – und leider auch besser. Für den Regisseur, der in „Rush“ noch so toll und aufregend inszenieren konnte, sieht „Solo“ sehr blass aus. Dazu kommt dann noch, dass sich „Solo“ anfühlt, als hätte der unsicherste Star-Wars-Fan aller Zeiten dieses Drehbuch geschrieben. So wird jedes Zitat und jeder Verweis zum alten Han-Solo auf ziemlich plumpe Art und Weise gemacht – da kann man sich nur kopfschüttelnd mit der Hand auf die Stirn fassen.

Das Einzige, was nicht schlecht ist an „Solo: A Star Wars Story“ ist tatsächlich der neue Han Solo. Alden Ehrenreich ist wirklich erstaunlich gut in der Rolle. Er imitiert Harrison Ford nicht, schafft es aber, dem alten Han in Mimik, Gestik, Haltung und Sprüchen würdig zu werden. Ehrenreich ist ein toller Han Solo und „Solo“ macht er so wenigstens zu seinem Film. Ich lese immer überall, dass Donald Glover ihm die Show stiehlt, was ich aber extrem übertrieben finde. Er war gut, aber sein Lando war jetzt nicht weltbewegend. Mich hat er einfach mal die ganze Zeit an einen Troy aus „Community“ erinnert, der ein bisschen Star Wars spielen darf. „Game of Thrones“-Königin Emilia Clarke fand ich schauspielerisch super, aber ihre Figur hätte man auch einfach aus diesem Film rauslassen können.

Jetzt nach dem Film hätte ich mir dann doch eher gewünscht, sie hätten sich auf einen Han Solo konzentriert, der für Jabba arbeitet und wir endlich erfahren, wieso er bei dem so hohe Schulden hatte. Denn ein „How I Met Your Wookie“ und ein bisschen Kessel-Run sind einfach zu wenig. Das Ganze hätte man dann auch in 45 Minuten erzählen können. Dieser Film ist kein „Star Wars“-Event oder sonst auch nur irgendwas, was man im „Star Wars“-Universum gebraucht hätte – leider…

Wertung: 3 von 10 Punkten (diese Star-Wars-Story kommt nicht an „Rogue One“ heran und bleibt leider komplett unnötig, aber wenn mir jemand goldene Han-Solo-Würfel schenkt, werde ich sie mir stolz ins Auto hängen)

15 Kommentare leave one →
  1. 25. Mai 2018 07:59

    Ich fand ja Rogue One dagegen recht schwach und mußte mir ihn noch ein zweites Mal anschauen um mich zu vergewissern, dass er tatsächlich langweilig und unbedeutend ist. Der Solo Film sollte dagegen ja wenigstens interessante Figuren zu bieten haben und ja, ich wollte schon diesen Film. Naja mal sehen, wann ich es ins Kino schaffe.

    • donpozuelo permalink*
      25. Mai 2018 13:24

      Echt? Du wolltest diesen Film? Nee… wie gesagt, wenn sie vielleicht die Han-Jabba-Geschichte mit Kopfgeldjägern erzählt hätten… aber so… ist einfach nur ziemlich lahm. Und besonders aufregende Charaktere (neben Solo und Chewie) tauchen jetzt auch nicht auf. Selbst Lando war jetzt nicht sooo toll

  2. 28. Mai 2018 17:44

    Oha, 3 von 10 ist echt hart. Ich sehe an dem Film auch viele Schwächen, aber auch genug Qualitäten

    • 28. Mai 2018 18:09

      Okay… nenn mir ein Beispiel… 😀

      Ich weiß nicht, für mich hat dieser Film nie so richtig dieses Star-Wars-Gefühl übermittelt. Und war einfach nur so Fan-Service, den irgendwie keiner so wirklich gebraucht hat.

      • 28. Mai 2018 18:14

        Ich werd dazu ja auch noch ein bisschen ausführlicher schreiben. Aber zum einen fand ich die Inszenierung der Action echt stark (beim ersten „Rennen“ kamen sofort Erinnerungen an „Rush“ auf) und zum zweiten fand ich den Großteil der Nebenfiguren (bis auf Emilia Clarke) echt stark

        • donpozuelo permalink*
          28. Mai 2018 22:01

          Okay… werde ich auf jeden Fall lesen.

          Das erste „Rennen“ fand ich wirklich ziemlich lahm. Da war „Rush“ in meinen Augen um sooo vieles besser.

          Und die Nebencharaktere… Lando fand ich okay, aber nicht sonderlich aufregend. Woody Harrelson war gut, Emilia Clarke wurde nicht gerade toll ausgebaut in ihrem Charakter… und diesen Droiden L3 fand ich richtig nervig.

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