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Die Epidemie des Irren

9. Mai 2018

Ich bin schon jetzt verdammt gespannt darauf, wie Terry Gilliams „The Man who killed Don Quixote“ sein wird – auch wenn ich es wirklich erst wahr haben werde, wenn ich im Kino sitze und der Film tatsächlich anfängt. Es ist ja mittlerweile auch schon 5 Jahre her, seit seinem letzten Film („Zero Theorem“ habe ich immer noch nicht gesehen) und es ist ja mittlerweile auch schon gefühlte 30 Jahre her, seit er mit Don Quixote begonnen hat (ich habe diese tolle Doku gesehen, als es noch die Dreharbeiten mit Johnny Depp als Sancho Panza gab). Um die Wartezeit (für mich) ein klein wenig zu verkürzen, brauchte ich mal wieder eine Auffrischung darin, wie gut Gilliam als Geschichtenerzähler ist – und habe mir „12 Monkeys“ ausgesucht.

Ein tödliches Virus tötet 1996 fast die ganze Menschheit, eine Gruppe namens „The Army of the 12 Monkeys“ soll dafür verantwortlich gewesen sein. Im Jahr 2035 sitzen die letzten Überlebenden unter der Erde fest und schicken Gefangene auf Untersuchungsreisen an die Oberfläche: James Cole (Bruce Willis) ist so einer. Dann wird er für eine ganz besondere Mission ausgewählt: Er wird zurück in der Zeit geschickt werden, um das Virus zu finden, damit die Wissenschaftler in der Zukunft eine Heilung finden können. Doch Zeitreisen ist nicht so präzise: Cole landet im Jahr 1990 und wird von der Psychologin Kathryn Railly (Madeleine Stowe) für verrückt erklärt – wer würde schon einem Zeitreisenden Glauben schenken? In der Klapse trifft er dann auch auf Jeffrey Goines (Brad Pitt), der noch wichtig für Cole wird. Cole kann der Klapse entkommen, reist zurück in die Zukunft, bekommt eine zweite Chance und reist wieder zurück nach 1996, wo er die Armee der Affen und das Virus finden muss – und dabei trifft er auch auf Dr. Railly und Jeffrey wieder.

Zeitreisen ist komplett gaga

Ich weiß noch, dass ich „12 Monkeys“ das erste Mal mit meiner Mama gesehen habe und sie den Film nicht mochte, weil Brad Pitt so verrückt spielt und sie ja lieber den Schnulzen-Pitt hatte. Genau das war es aber, was mir damals wie heute immer noch so gut an „12 Monkeys“ gefällt – Brad Pitt als Jeffrey ist einfach nur köstlich. Diese Sequenz in der Klapsmühle, in der er Cole als Führer dient und sich immer wieder in Rage redet und seine merkwürdigen Zuckungen hat – einfach nur grandios. Das wird damals zum Erscheinen des Films wahrscheinlich viele Pitt-Fans irritiert haben, aber ich finde es nach wie vor einfach nur eine grandiose Darstellung von ihm. So herrlich überdreht, so komplett verrückt verrückt, dass er dem guten Bruce Willis in ihren gemeinsamen Szenen schon ein wenig die Show stiehlt.

Aber „12 Monkeys“ hat ja zum Glück sehr viel mehr zu bieten als nur Pitt. Bruce Willis ist natürlich auch super. Das war für mich seine erste so richtige Schauspieler-Schauspieler-Rolle, in der er ich ihn nicht einfach nur mit einer Waffe in der Hand durch die Gegend rennen sah (ja, ich war ein „Stirb Langsam“-Kind durch und durch). Ich mochte ihn als Zeitreisenden, der verzweifelt seine Mission durchführen will und irgendwann selbst nicht mehr so ganz klar sieht, was nun echt ist und was nicht.

Und das wiederum ist das andere, was an „12 Monkeys“ so toll ist – er führt uns selbst immer wieder gekonnt an der Nase rum, so dass man selbst immer ein bisschen am Zweifeln ist, ob das nun alles wirklich so stimmt. Ich meine, wir sehen zwar Coles Gegenwart und trotzdem gerät man – wie er selbst – hier und da in Versuchung, es alles als Verrücktheit abzutun.

„12 Monkeys“ ist ein großartiger Zeitreise-Thriller, der diese Jagd nach dem Virus gekonnt aufbaut und dabei auch grandios mit diesen ganzen Zeitreise-Verwirrungen spielt. Wer führt hier eigentlich wem die Ideen zu, wie beeinflusst die Zukunft die Vergangenheit und macht sich eigentlich erst selbst zu der Zukunft, die sie zu verhindern versucht? Da kriegt man wunderbare Gehirnverrenkungen, die aber trotzdem irgendwie ziemlich cool sind. „12 Monkeys“ gehört unter den Zeitreise-Filmen definitiv zu meinen absoluten Lieblingen.

Allerdings frage ich mich, warum man ausgerechnet daraus eine Serie machen musste? Terry Gilliam hat sich ja damals direkt davon distanziert und wollte damit nichts zu tun haben. Ich habe mir neulich den Trailer zu Staffel 1 angeschaut und war schon davon nicht sonderlich begeistert. Deswegen stelle ich mich einfach mal auf Gilliams Seite. Der Film ist super, wer braucht da schon die Serie? (Oder kann mir jemand die Sache schmackhaft machen???)

Wertung: 9 von 10 Punkten (die Affen sind los, Brad Pitt ist los und Gilliam schickt uns auf einen grandiosen Trip durch die Zeit)

9 Kommentare leave one →
  1. 9. Mai 2018 08:02

    Ein echter Klassiker-Klassiker! Oh man, müßte ich eigentlich auch mal wieder sehen

    • donpozuelo permalink*
      9. Mai 2018 17:48

      Klassiker-Klassiker trifft es ziemlich gut. Den kann man sich immer wieder mal anschauen.

  2. 9. Mai 2018 10:34

    Kommt Quixote überhaupt ins Kino? Steht das schon fest? Ist ja eigentlich schon fast ein typischer Direct-To-Netflix Film.

    • donpozuelo permalink*
      9. Mai 2018 17:49

      Also meine letzte Info war, dass der Film auf jeden Fall irgendwann im September in die Kinos kommen soll. Aber bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit – da kann Netflix bestimmt noch mal ein Angebot machen und sich den sichern.

      • 9. Mai 2018 19:39

        Hat ja weniger mit Netflix zu tun. Wer vertreibt den Film denn und haben die noch die Eier, so einen Film ins Kino zu bringen? Daran liegt es ja in erster Linie. Wenn es beispielsweise Paramount ist, dann würde ich mein Netflix-Abo erst mal nicht kündigen, wenn ich den Film sehen will.

        • donpozuelo permalink*
          11. Mai 2018 13:09

          Oh… gerade mal geguckt: Amazon Studios vertreibt den ganz offiziell. Also wird der sowieso nicht auf Netflix landen, sondern höchstens eher bei prime Video.

        • 11. Mai 2018 18:38

          Bei Amazon besteht ja dann durchaus die Möglichkeit, dass er zumindest in einigen Kinos laufen wird. Komt mir zwar eher ungelegen, da ich weder Prime noch ein brauchbares Kino in der Nähe habe, aber dann hol ich den halt irgendwann nach, wenns den auf Scheibe gibt.

  3. dexterward64 permalink
    9. Mai 2018 12:05

    Da erinnere ich mich noch genau ans Kino, denn wir hatten Karten für Toy Story, saßen im Kino und dachten beim Anblick einer Herren-Rocker-Gruppe: man toll, so harte Kerle in einem PIXAR Film :))
    Als wir merkten, dass wir im falschen Kino saßen, war es bereits zu spät 🙂
    Aber gut, der Streifen gefiel mir eingeschränkt, das Ende fand ich doof.
    Heute aber sicherlich ein Klassiker.

    • donpozuelo permalink*
      9. Mai 2018 17:50

      Wie geil ist die Story denn bitte??? Biker in einem Pixar-Film wäre doch wirklich cool gewesen. Es wäre richtig witzig, wenn ihr im richtigen Film und die auch gewesen wärt. 😀

      Ich liebe das Ende… ich finde das echt fies und dann noch diese kleine Wendung, dass diese eine Professorin aus der Zukunft auf einmal im Flugzeug neben dem Typen sitzt. Ich mochte das wirklich sehr.

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