Schrumpfen für eine bessere Welt
Die meisten Science-Fiction-Filme haben eine einfache Lösung für das Problem Überbevölkerung: Auswandern ins All. Da wurden schon in zahlreichen Filmen Menschen in riesige fliegende Kisten gesteckt und ins dunkle, dunkle All geschossen, in der Hoffnung einen neuen Planeten zu finden, den sie dann ausbeuten und verschmutzen können, bis sie den nächsten aufsuchen müssen. Ein Teufelskreis. Aber was ist denn nun eine gute Lösung für das Problem Überbevölkerung? Filmemacher Alexander Payne findet mal eine ganz neue Idee, die er uns in „Downsizing“ vorstellt.
Das Verfahren „Downsizing“ schrumpft Menschen auf ein paar Zentimeter Körpergröße. Dadurch verbrauchen sie weniger – weniger von allem und können dabei trotzdem leben wie die Könige. Für Paul (Matt Damon) und Audrey Safranek (Kristen Wiig) wollen das machen – doch als Paul als kleiner Mensch aufwacht, muss er feststellen, dass seine Frau gekniffen hat. Auf sich allein gestellt, muss Paul in dieser geschrumpften Welt seinen Platz finden. Dabei lernt er dann unter anderem seinen schrulligen Nachbarn Dusan (Christoph Waltz) kennen sowie die vietnamesische Aktivistin Ngoc Lan Tran (Hong Chau).

Wer möchte denn nun die Blume?
Seit dem ersten Trailer zu „Downsizing“ habe ich mich eigentlich auf diesen Film gefreut. Denn die Idee fand ich super. Menschen lassen sich schrumpfen, um so im Überfluss zu leben. Klingt super. Mini-Luxus pur. Klang nach einer charmanten und cleveren Idee, das Thema Überbevölkerung anzugehen. Aber jetzt – nachdem ich den Film gesehen habe – muss ich sagen, das ist mal wieder ein klassischer Fall von Trailer-Täuschung – zumindest in der Hinsicht, dass der Trailer so sehr viel besser ist als der eigentliche Film.
Mein größtes Problem an diesem Film ist, dass Payne viele interessante Ideen aufwirft, aber nie auch nur eine davon wirklich zu Ende denkt: Da wird über Überbevölkerung gesprochen, aber das Thema endet, sobald Paul selbst klein ist! Da wird darüber diskutiert, ob kleine Menschen wählen dürfen, sprich: ob kleine Menschen immer noch vollfertige Menschen sind. Aber auch das wird in einer Bar-Szene abgefrühstückt und weiter geht’s. Da zeigt uns der Film auf, dass es in jeder „neuen“ Welt immer wieder zu den gleichen Problemen kommt – sprich, der Mensch lernt nie wirklich was dazu. Denn auch in der Schrumpfwelt ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Fiese Diktatoren missbrauchen die Technik des Downsizings, um ihre Feinde zu schrumpfen. Aber auch das ist ein Gedanke, den der Film nur mal so kurz anreißt und sich dann wieder mit anderen Dingen beschäftigt.
Selbst der gut gläubige Paul, der all diese Dinge am eigenen Leib mit erlebt, reicht da nicht aus, um als wirklicher Sympathie-Träger zu fungieren. Was vor allem daran liegt, dass sich Payne nie wirklich die Zeit nimmt, ihm eine interessante Geschichte zu geben. Während der Film thematisch immer wieder hier hin und dorthin springt, bleibt Paul auf der Stelle. Payne hätte aus „Downsizing“ ja auch einfach eine emotionale Charakter-Dramödie machen können und selbst das gelingt ihm nicht wirklich.
Die Darsteller sind durch die Bank toll – aber wie gesagt, Matt Damon hätte man ruhig etwas mehr fordern können. Sein Paul ist recht blass und uninteressant. Witzig fand ich Christoph Waltz, obwohl ich mir auch von dem mehr erhofft hätte – einfach, weil sein Dusan ein cooler Halunke ist. Newcomerin Hung Chau überzeugt da von allen Schauspielern noch am meisten.
Insgesamt bin ich echt ziemlich enttäuscht aus „Downsizing“ herausgekommen. Die Idee ist toll, daraus hätte man – mit etwas mehr Struktur – einen wirklich tollen Film machen können. Doch Payne will einfach zu viel. Ja, er möchte seine Zuschauer zum Nachdenken anregen, nur überhäuft er uns dabei mit Gedanken zu allen möglichen Themen, das keines davon wirklich hängen bleibt. Wenigstens sieht „Downsizing“ ziemlich cool aus – die Schrumpf-Effekte sind schon toll gemacht. Aber so wirklich rettet das den Film dann leider auch nicht.
Wertung: 5 von 10 Punkten (nette Idee, die einen besseren Film verdient hätte)
Habe den Film gestern abend gesehen und kann deinen Punkten eigentlich zu stimmen. Aus der Ursprungs-Idee wird grade in der zweiten Hälfte zu wenig gemacht – die Geschichte dort hätte auch jeder andere Film erzählen können. Aber unterhaltsam war er halt trotzdem, deshalb blieb bei mir mehr hängen als „nur“ 5 Punkte.
Eben… am Ende erscheint es auch kaum noch wichtig, dass die da alle geschrumpft sind. Ich hätte es auch besser gefunden, wenn der Film mehr auf die Konflikte zwischen großer und kleiner Welt eingegangen wäre. Gerade dieses eine Gespräch in der Bar am Anfang, wo der eine Dicke meint, die Geschrumpften tragen doch nichts mehr zu irgendwas bei, hätte mehr zum Thema des Films werden können.
Und mich hat der Film dann am Ende einfach nur gelangweilt und ich habe mich gefreut, als er dann endlich vorbei war.