Der Bulle und der Ork
Der einzige Film, den ich von Regisseur David Ayer wirklich mag, ist „End of Watch“. Dieses Found-Footage-Polizei-Drama schaffte es (zumindest bei der ersten Sichtung), mich am Ende sogar zu Tränen zu rühren. Doch seitdem tue ich mich mit Ayer ein bisschen schwer: das Kriegspanzerfahrer-Drama „Fury“ mit Brad Pitt und Co. war furchtbar, „Suicide Squad“ war mehr als nur durchwachsen. Letztendlich hat Ayer für mich zwei gute Projekte für sich laufen: „Training Day“, für den er das Drehbuch geschrieben hat und eben „End of Watch“. Jetzt hat Netflix ihm 90 Millionen Dollar gegeben, damit er das Drehbuch von Max Landis zu „Bright“ verfilmt.
Willkommen in einer etwas anderen Welt, in der Menschen gemeinsam mit Orks, Elfen, Zwergen und anderen Fantasie-Wesen leben – ohne, dass es wie eine mittelalterliche Welt aussieht, sondern eigentlich wie unsere Welt jetzt auch. In dieser Welt herrscht kein gutes Klima… Orks werden von allen gehasst, als fiese Kriegstreiber – und das obwohl sie vor Jahrhunderten dafür verantwortlich waren, dass der Dunkle Lord von der Erde verschwand. Doch Vorzeichen deuten seine erneute Wiederkunft an… und in dieses Geschehen geraten Officer Daryl Ward (Will Smith) und sein unbeliebter Ork-Partner Nick Jakoby (Joel Edgerton), der erste Ork bei der Polizei.

Orknungshüter
Uff… wo fange ich bei diesem Machwerk nur an? Es ist wohl die Frage, wem man hier eher die Schuld für diesen echt langweiligen Film in die Schuhe schiebt: Drehbuchautor Max Landis oder Regisseur David Ayer. Und ganz ehrlich? Wenn man sich durch diese zwei Stunden gequält hat, die sich da „Bright“ nennen, dann ist eindeutig Landis Schuld. Denn „Bright“ erzählt einfach nichts… gar nichts.
Wir werden in diese durchaus interessante Fantasy-Welt geworfen, von der wir aber so gut wie nichts sehen oder lernen. Hier und da wirft mal jemand eine winzige Information in einem Nebensatz dazu und das muss uns reichen, um nachzuvollziehen, warum Orks als böse gelten oder Elfen kleine Snobs sind. Das ist für mich allein schon ein riesiges Problem an „Bright“: Diese Welt tangiert mich überhaupt nicht. Ich weiß nach dem Film genau so viel über sie wie vorher – und das ist leider so gut wie nichts. Genauso gut hätte man dann auch auf diesen ganzen Quatsch verzichten können, denn „Bright“ quält sich wirklich sehr damit, Cop-Action mit Fantasy und Magie zu vermischen. Bzw. quält sich David Ayer sehr mit diesem Drehbuch.
Man erkennt seine „Training Day“ und „End of Watch“ Ansätze. Die Elemente, von denen er Ahnung hat, funktionieren sogar halbwegs – die Action und Schießereien im Film sehen okay aus, hauen aber nicht wirklich aus den Socken. „Bright“ wirkt wie so eine Film-Studie: Wie könnte man Fantasy und Action verbinden? Der Film wirkt eher wie etwas, dass noch ein paar Mal überarbeitet hätte werden sollen. Der Film wirkt wie aus verschiedenen Versatzstücken zusammengebastelt. Und zeigt, dass die richtige Rezeptur für Fantasy und Cop-Drama ganz offensichtlich noch nicht gefunden wurde.
Das liegt – neben der fehlenden Bindung zu dieser neuen Welt – auch daran, dass es eigentlich keine wirkliche Bindung zu den Charakteren gibt. Und dabei müssen wir uns auch noch ausschließlich auf Will Smith und einen nicht wieder zu erkennenden Joel Edgerton stützen, denn die Nebencharaktere (sowohl die Guten als auch die Bösen) sind so blass, dass man sie vergisst, sobald sie aus der Szene verschwunden sind. Die Charaktere fesseln zu keiner Sekunde. Sie sind generische Schurken oder Gute. Für eine Welt voller Fantasie-Wesen fehlt denen einfach das gewisse Etwas. Da hilft auch das Buddy-Cop-Duo im Vordergrund nicht. Denn auch Will Smith und Joel Edgerton bekommen nur eine sehr, sehr dürftige Hintergrundgeschichte: da wird mal kurz erwähnt, dass Daryl Ward Frau und Kind und Geldsorgen hat und da wird nebenbei gesagt, dass Nick Jakoby während der Arbeit Mist gebaut hat. Und wir sollen uns dann damit zufrieden geben? Nicht wirklich…
„Bright“ ist echt langweilig. Die Story fühlt sich an, als hätte Max Landis Kinder in einem Kindergarten nach Hilfe gefragt (und hätte er das vielleicht mal gemacht, dann wäre „Bright“ vielleicht ein coolerer Film geworden als dieses „Oh, ein böser dunkler Lord kommt bald und wir müssen unfreiwillig die Welt retten!“). Die Welt bietet uns keinen wirklichen Anhaltspunkt, weil man sie eigentlich auch ignorieren könnte und das Gleiche gilt leider auch für die Charaktere.
Gruselig finde ich an dieser ganzen Sache nur, dass es wohl angeblich schon Pläne für einen zweiten Teil gibt… hoffentlich nicht.
Wertung: 3 von 10 Punkten (warten wir also weiterhin noch auf eine coole Mischung aus Fantasy- und Cop-Action)
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Schade, dass Setting klang ja eigentlich echt interessant. Und Netflix wird wahrscheinlich auf die wohl trotzdem guten Abrufzahlen geschaut haben und sich denken, dass läuft gut, davon nehmen wir mehr.
Setting klang wirklich gut – und ich würde mich wirklich mal freuen, einen gekonnten Mix aus Fantasy und „Realismus“ zu erleben, aber „Bright“ war es leider nicht.
Soweit ich weiß, war die Fortsetzung wohl schon in trockenen Tüchern, bevor der Film am Start war. Was diese halbgare Grütze umso schlimmer macht. Die ganze Magiekacke hätte man frühestens in einem zweiten Teil bringen dürfen, nachdem man im Ersten eben diese Welt etwas erklärt hat. Dann wäre das alles auch nicht so ein langweiliges Rumgedümpel.
Der zweite Teil wurde heute offiziell bestätigt. So viel also dazu…
Ich bin vollkommen deiner Meinung. Wenn man ohnehin schon gewusst hat, dass es mehrere Teile werden sollen, hätte man das auch klüger angehen können. Erstmal die Welt aufbauen – ein bisschen rangehen wie an eine Serie: Charaktere und Welten bauen, die einen interessieren. Dann kann man das weiter ausbauen.
Die Fortsetzung wird ja jetzt auch von David Ayer selbst geschrieben. Weiß nicht, ob ich das gut finden soll. Thriller kann er ja. Aber Fantasy? Da wird wohl wieder ähnlicher Quark rauskommen, fürchte ich.
Echt? Hmm… ja. Vielleicht haben wir ja auch Glück 😀
Ich glaube nicht. Aber gut, nach dem verkackten ersten Teil hat man ja jetzt ohnehin keine Erwartungen mehr.
Das stimmt. Obwohl ich auch an diesen Film schon keine großen Erwartungen hatte. Das war pure Neugier 😀
Bei mir ähnlich. Aber darauf war ich dann trotzdem nicht ganz vorbereitet.
:)) Ganz so mies fand ich ihn nicht, aber ich gebe Dir recht, man hat so gar keine Bezugspunkte. Ich fühlte mich wie in eine Folge einer Serie geworfen, die ich bislang nie gesehen hatte. Schade, hatte Potential.
Ja, oder? Es hatte wirklich Serien-Charakter – gerade auch dieses lange Intro.
Aber Netflix hat ja nun offiziell Teil 2 angekündigt, vielleicht schaffen sie es ja beim nächsten Film.