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Feuer und Eis

18. Oktober 2017

Ist das jetzt nur noch reiner Fan-Service oder ist das noch eine spannende Serie, die mit einer starken Story punkten kann? Das ist gefühlt die große Diskussion, die sich rund um die siebte Staffel von „Game Of Thrones“ dreht. Mittlerweile hat sich die Serie ja sehr weit von den Büchern entfernt (und ich frage mich immer noch, ob George R.R. Martin es noch jemals fertig bringen wird, seine Version dieser Geschichte zu Ende zu erzählen), die Macher stehen schon lange allein da und müssen sich selbst Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Das war auch so ein bisschen mein Problem mit der sechsten Staffel: Es war viel Bombast, aber wenig von dem, was die Serie anfangs noch ausgemacht hatte. Kann Staffel 7 das ändern oder ist es wirklich nur noch Fan-Service?

Sechs Staffeln hat sie gebraucht, jetzt ist sie endlich in Westeros angekommen: Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) ist mit ihren Drachen, ihren Armeen und ihrem Berater Tyrion (Peter Dinklage) auf dem Kontinent angekommen und will Cersei (Lena Headey) nun endlich den Eisernen Thron streitig machen. Die hat aber nicht vor ihren Platz aufzugeben und hat sogar – neben ihrem Bruder Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) – einen weiteren Mann, der um ihre Gunst buhlt und sich wild ins Kampfgetümmel für sie stürzt: Euron Greyjoy (Pilou Asbaek). Doch leider gehen Danys Kriegspläne alle nicht so wirklich auf, weil sich Cersei doch als die schlauere Strategin erweist. Und als wenn das nicht schlimm genug wäre, taucht der König aus dem Norden plötzlich bei ihr auf und will ihre Hilfe: Jon Snow (Kit Harrington) warnt vor der Gefahr der White Walker, die unerbittlich auf die Mauer im Norden zu steuern und eine tödliche Bedrohung für ganz Westeros darstellen.

Dany and Jon sitting in a tree…

Ja, „Game Of Thrones“ war schon viel Fan-Service, besonders das Treffen zwischen Dany und Jon. Aber ganz ehrlich, darauf wurde doch nun schon seit gefühlten Ewigkeiten drauf hingearbeitet. Also ist es doch nicht nur bloßer Fan-Service, sondern einfach auch die natürliche Entwicklung der Geschichte. Ich glaube das Problem bei „Game Of Thrones“ ist einfach die Tatsache, dass diese Serie so überanalysiert wird und so viele Theorien aufgestellt werden (von denen sich die Macher sicherlich die ein oder andere zu Herzen nehmen), dass uns nichts mehr so wirklich überraschen kann und die Serie in vielerlei Hinsicht vielleicht ein bisschen vorhersehbar geworden ist. Natürlich fehlt jetzt auch das breit gefächerte Spektrum der Charaktere – wir wandern nicht mehr vom Süden in den Norden, von Westeros nach Essos und wieder zurück. In Staffel 7 sind alle versammelt und das nimmt natürlich ein bisschen von den Interaktionen weg. Jetzt, wo alle auf einem Haufen hocken, kommt nicht mehr unbedingt jeder wirklich gut zur Geltung: Vor allem Peter Dinklage hat viel unter dieser Situation zu leiden, da er in dieser Staffel echt in die zweite Reihe geschoben wurde.

Was auch daran lag, dass sein Tyrion sich in dieser Staffel als absolut merkwürdiger Stratege erweist. Erst kann er nicht einmal mehr seine eigene Schwester durchschauen, obwohl er das sonst immer so hervorragend konnte – und dann hat er die dümmste Idee aller Zeiten und schickt Jon Snow in einer „Suicide Squad“-Aktion hinter die Mauer, um einen Untoten zu fangen. Also wer sich diesen Plan unter den Drehbuchautoren ausgedacht hat, gehört auch hinter die Mauer. Allgemein waren viele Dinge etwas merkwürdig – auch die ganze Sache mit Arya (Maisie Williams), Sansa (Sophie Turner) und Peter Baelish (Aiden Gillen) in Winterfell wirkte nicht wirklich durchdacht. Da haben sich die Macher zu sehr darauf verlassen, dass ein paar geheimnisvolle Blicke für eine gute Story ausreichen. Besonders dieser Aspekt war mir viel zu flach. Am Ende zwar auch sehr überraschend, aber trotzdem flach.

Aber mal abgesehen von der etwas schwachen Story hatte „Game Of Thrones“ Staffel 7 ein paar wirklich eindrucksvolle Bilder: Danys Drachenangriff gegen die Lannister-Armee war einfach nur wow. Danys Drachenangriff gegen die White-Walker-Armee war ebenfalls einfach nur wow. Wenn die siebte Staffel etwas perfektioniert hat, dann ist es das große Spektakel. Hier beweist sich nach wie vor, dass „Game Of Thrones“ immer noch zu den ganz großen Serien gehört. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich das Spektakel nicht total feiere, aber ein bisschen mehr Charakter-Bildung hätte ich an einigen Stellen trotzdem gut gefunden. Aber immerhin enttäuschte Lena Headey als Cersei nicht, die einfach so wunderbar intrigant und hinterhältig wird. Sie ist für mich das absolute Highlight der Staffel und insgeheim hoffe ich mittlerweile, dass sie am Ende den Thron einfach behält – oder zumindest mit einem großen heftigen Knall aus dieser Serie geht.

Staffel 7 von „Game Of Thrones“ liefert eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann. Dadurch, dass die Staffel jetzt auch nur noch 7 Folgen hatte, erspart man uns unnötige Füller-Episoden. Die Handlung wird in einem rasanten Tempo vorangepeitscht – das ist gut und auch wieder nicht so gut, wenn man bedenkt, dass „Game Of Thrones“ auch mal für spannende Intrigen und all das stand. Aber gut, dafür ist einfach keine Zeit mehr.

Jetzt heißt es gespannt darauf warten, wie das alles enden wird. Staffel 7 macht auf jeden Fall nach wie vor Bock auf mehr – auch wenn sich die Serie schon sehr zu einer Action-Bombast-Serie gewandelt hat.

Wertung: 8 von 10 Punkten (großes Spektakel, weniger Intrigen, schnelleres Tempo und guter Fan-Service – alles in allem sehenswerte GoT-Unterhaltung)

18 Kommentare leave one →
  1. 18. Oktober 2017 11:18

    Die Diskussion ist nicht „Fan Service oder spannende Serie?“, die Diskussion ist „kann man das Level der früheren Staffeln halten, oder sind die Writer doch nur Opfer der generischen Hollywood-Dramaturgie-Schule?“ Und spätestens alles hinter der Mauer hat uns die Antwort gegeben. Die Serienmacher haben sich durch die Staffelkürzung selbst unnötig Steine in den Weg gelegt und das fällt jetzt an fast jeder Szene auf. Und ganz besonders an der absolut fürchterlichen Folge 6, die man so heutzutage eigentlich nicht mal mehr in einer drittklassigen B-Serie bringen sollte.
    Die Serie ist immer noch gut, keine Frage. Sie ist aber eben auch verhältnismäßig schlecht geschrieben und gehetzt und kommt nichtmal ansatzweise an das Level der früheren Stafeln heran.

    • donpozuelo permalink*
      18. Oktober 2017 15:12

      Ja, das stimmt leider. „Schlecht geschrieben“ trifft es an sehr vielen Stellen. Man merkt halt, finde ich, dass eine solide Grundlage fehlt und sie jetzt selbst Hand anlegen müssen, um die Story voranzutreiben. Also lieber auf Nummer Sicher mit ordentlich viel Spektakel.

      • 18. Oktober 2017 20:10

        So ist es. Mich würde es auch nicht wundern, falls Martin sein Werk mal vollenden sollte, wenn sich die Enden dann letztlich unterscheiden und man hier mittlerweile einen komplett eigenen Weg geht. Ich kann mir zB nicht vorstellen, dass Martin solchen Quark wie in Folge 6 schreiben würde.

        • donpozuelo permalink*
          19. Oktober 2017 21:12

          Das glaube ich tatsächlich mittlerweile auch. Ich glaube wirklich, dass die Bücher immer noch ganz anders werden als die Serie und dass sich am Ende beides doch recht stark von einandern unterscheiden wird.

        • 19. Oktober 2017 22:23

          Ja, und das macht mir Angst. Da man ja mittlerweile stark den „Hollywood“-Einschlag der Writer erkennt, rechne ich inzwischen auch verstärkt mit dem lahmsten möglichen Ende mit Familie Snowgaerian auf dem Thron zum Abschluss.

        • donpozuelo permalink*
          20. Oktober 2017 07:39

          Oh Gott… ja. Damit rechne ich mittlerweile auch schon sehr stark. Naja… bleibt immer noch die Hoffnung, dass Martin die letzten Bücher irgendwann noch veröffentlicht und wir erfahren, wie es wirklich sein soll

  2. 4. November 2017 16:40

    Die von dir eingangs erwähnte Diskussion nervt mich ehrlich gesagt ein bisschen. Inzwischen habe ich fast den Eindruck, dass die Buchleser ein bisschen verknatzt und sauer sind, dass George R.R. Martin nicht mehr nach kommt. Und ich vermute auch, dass da nichts mehr kommt. Denn es ist für den kreativen Prozess wahrscheinlich furchtbar, wenn man eine fertige Version seines Stoffs ständig vor der Nase hat. Ich sehe das eher so wie du und denke mir, dass es eben eine Version des Stoffs ist und das Buch eine andere. Für mich als Zuschauer steigert sich die Serie ehrlich gesagt mit einer kleinen Talfahrt in der … 5.? Staffel oder so. Und dass Aufeinandertreffen und die Story zwischen Jon und Danny finde ich eigentlich unvermeidlich und schlau gemacht. Das Gemoser um Fan-Service und angeblich ach so schlecht geschriebene Folgen … sorry, ich sehe das gar nicht. Dabei habe ich als Gelegenheits-GoT-Zuschauer angefangen und war früher nicht mal unbedingt ein großer Fan des Stoffs.

    • donpozuelo permalink*
      8. November 2017 20:27

      Also ich hoffe, dass von Martin auch noch die letzten beiden Bücher kommen, aber ich gebe dir Recht… ist wahrscheinlich wirklich nicht so einfach, wenn der eigene Stoff so als Serie vor einem wächst und gedeiht.

      Das Gemoser wird wohl immer da sein, wenn es um so ein „Phänomen“ wie diese Serie geht. Das ist ja schon krass… gefühlt jeder hat eine Meinung zu dieser Serie: Gucker, Nicht-Gucker, die Roman-Leser und wer sonst nicht noch alles. Da wird es halt auch schwer, jedem gerecht zu werden.

      Ich gucke es noch gerne, auch wenn ich manche sagen vielleicht nicht so mag. Aber ich bin gespannt, wie es ausgehen wird

  3. 7. Januar 2018 20:07

    Also ich bin eigentlich bestimmt seit Staffel 4 irgendwo zwischen gelangweilt und passiv aggressiv.

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