WiedergeBourne
Jason Bourne galt mal als große Revolution fürs Action-Kino und fürs Agenten-Kino und wurde kurz sogar als gefährliche Bedrohung für Mr. Bond gehandelt, da ein Jason Bourne tatkräftiger, schlagkräftiger, glaubhafter und rasanter wirkte als der alte Agent mit der Lizenz zum Töten. Matt Damon rannte, kämpfte und MacGyver-te sich durch drei Filme – und das, obwohl er nicht einmal wusste, wer er überhaupt ist. Drei Filme, eine tote Freundin und ein paar tote Gegner später wusste er das dann aber zum Glück wieder und verschwand „zufrieden“ im Untergrund. Weil die Welt aber wohl scheinbar nicht bereit war für ein Abtreten von Bourne hinterließ sein Vermächtnis, aber scheinbar mochte nicht einmal Matt Damons Bourne Jeremy Renner in dieser „Fortsetzung“, weswegen jetzt Matt Damon in „Jason Bourne“ als Jason Bourne zurückkehrt – obwohl er ja mal groß verkündete, er wolle keinen vierten Bourne drehen.
Wir leben im Zeitalter des Edward Snwoden, wir wissen, dass wir beschattet und belauscht werden – das Vertrauen in die Geheimdienste ist so niedrig wie noch nie. Und jetzt wird das CIA „Opfer“ einer Cyberattacke, bei der wichtige und vor allem geheime Akten gestohlen werden: Akten, die zeigen, dass die CIA mit dem neuen Projekt „Iron Hand“ User-Profile einer lukrativen und stark wachsenden Social-Media-Seite namens Deep Dream ausspionieren will. Und weil Ex-CIA-Agentin Nicky Parsons (Julia Stiles) hinter der Attacke steckt, taucht Jason Bourne (Matt Damon) wieder auf – um ihr zu helfen und einmal mehr etwas über seine Vergangenheit herauszufinden (ja, er weiß immer noch nicht genug und dieses Mal will er mehr über seinen Vater wissen). Die CIA schickt ihre Cyber-Spezialistin Heather Lee (Alicia Vikander) auf die Jagd nach Bourne und Nicky.

Julia Stiles gibt’s auch noch…
Tja, Bourne ist also wieder da… und muss sich wohl die Frage gefallen lassen, ob ihn und seine wackeligen Kameraeinstellungen heute noch jemand braucht. Immerhin ist das alte Team wieder vereint: Hauptdarsteller Matt Damon und Regisseur Paul Greengrass – was man dem Film schon anmerkt: Hier ist alles so, wie man sich einen Bourne vorstellt, mit ein paar Hängern.
„Jason Bourne“ tut sich irgendwie arg schwer, Politthriller und Action-Kino gut miteinander zu verbinden. Ich hatte das Gefühl, hier wird noch mehr in Konferenzräumen oder in den Überwachungszentralen der CIA geschwafelt, geredet und diskutiert. Die Geschichte um das Ausnutzen von Social-Media-Profilen gerät dabei irgendwie leider in den Hintergrund… und das obwohl das viel interessanter ist als Bourne Daddy-Issues. Ich meine, wir haben drei Filme lang mitverfolgt, wie er seiner eigenen Vergangenheit hinterhergejagt ist – mir hätte das ausgereicht, wenn es in „Jason Bourne“ nur um dieses CIA-Social-Media-Nummer gegangen wäre. Das hätte dann auch ein bisschen was aktuelles, zeitgenössisches in den Film gebracht – ist ja leider nur mehr als glaubhaft, dass irgendwer unsere Profile für was auch immer missbraucht.
Nur das hätte „Jason Bourne“ gut getan, vor allem hätte man dann vielleicht auch besser einen Weg gefunden, Bourne als eine Art Schattenagenten in ein neues Franchise-Zeitalter zu führen, in dem er versucht, allgemein die Machenschaften der Geheimdienste auf seine Weise aufzuklären… so zieht sich „Jason Bourne“ extrem in die Länge und fühlt sich halt tatsächlich einfach nach Teil 4 von etwas an, was man nun schon wirklich drei Mal gesehen hat.
Zumal unser Agent selbst nicht mehr so kreativ ist, wie wir ihn noch aus den Vorgängern kennen. Bourne ist zwar noch schlagfertig, aber kommt in „Jason Bourne“ noch lange nicht in so gefährliche Situationen wie früher, aus denen er sich dann mit einfachen Mitteln auf verdammt clevere Art und Weise befreit. Die Action-Sequenzen im Film sind zwar immer noch recht sehenswert (und selbst an die wackeligen Kamera-Bilder gewöhnt man sich hier nach einiger Zeit wieder), aber sie sind bei weitem nicht mehr so aufregend oder spektakulär wie noch in den Vorgängern. Allein die Verfolgungsjagd durch Las Vegas ist in Zeiten von „Fast and Furious“ ein bisschen öde. Nett, aber auch ein bisschen öde.

Sie hat auch kein Bock auf Bourne
Vielleicht ist Matt Damon zu alt für den Scheiß geworden oder er hatte nicht so wirklich Lust, sich auf zu viele Sachen einzulassen, aber irgendwie wirkt er als Jason Bourne ein bisschen müde. Natürlich hat er ordentlich vorher gepumpt, was er uns eindrucksvoll als Kämpfer bei illegalen Box-Kämpfen mit freiem Oberkörper zeigt. Aber ansonsten ist sein Bourne einfach nicht mehr so richtig der Gleiche wie früher.
„Jason Bourne“ hat zwar noch alle Versatzstücke, die für einen guten Bourne-Film nötig sind, aber sie wollen sich nicht so richtig aneinander fügen. Es wird einfach noch mehr geredet, die eigentlich wirklich interessante Story wird wegen einer weiteren blöden Suche nach der Vergangenheit vernachlässigt, selbst eine Alicia Vikander und ein Vincent Cassel wirken etwas blass, die Action ist reduziert worden und auch ein Matt Damon hat Ermüdungserscheinungen. „Jason Bourne“ ist zwar ein solider Film, der einen irgendwie daran erinnert, man könne ja noch einmal die richtige Trilogie schauen. „Jason Bourne“ ist aber auch ein Film, bei dem man hofft, dass das jetzt wirklich das Letzte war, was wir von Bourne gesehen haben.
Wertung: 6 von 10 Punkten (sie hätten Bourne ruhen lassen sollen)
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