Ein Mörderwitz
Letztens musste ich ja feststellen, dass für mich persönlich der wahre Batman ja der Zeichentrick-Batman ist, dem Kevin Conroy seine Stimme lieh. Immerhin war das auch der erste Batman, der mir jemals über den Weg lief. Noch lange vor den Comics, aber nicht so lange vor den Tim-Burton-Filmen (weswegen sich Michael Keaton einen sicheren Platz 2 sichert). Kevin Conroy ist mehr Batman als jeder andere… so ziemlich jede animierte Version (ob Trickserie, Trickfilm oder die wunderbaren Arkham-Spiele) wäre nicht halb so cool, wenn Kevin Conroy nicht dabei wäre. Leider schaffen es gerade die Filme ja nur selten ins Kino, weswegen ich ja ganz froh war, dass es zum neuesten Batman-Abenteuer „The Killing Joke“ hier in Berlin eine Freitagsspätvorstellung gab.
„The Killing Joke“ basiert, wie es der eingefleischte Comic-Fan schon am Titel erkennen kann, auf dem gleichnamigen Kultcomic von Alan Moore. Darin erleben wir, wie der Joker (Mark Hamill) Barbara (Tara Strong) und ihren Vater James Gordon (Ray Wise) überfällt. Er schießt auf Barbara, wodurch sie später im Rollstuhl landet, und entführt Gordon, um ihn auf einem verlassenen Vergnügungspark langsam in den Wahnsinn zu treiben. Batman (Conroy) macht sich auf die Suche nach Gordon, um sich dem Joker entgegen zu stellen.

Treffen sich ein Clown und eine Fledermaus…
Das zumindest ist die Geschichte, die uns Alan Moore im Comic erzählte. Allerdings ist der Comic nicht besonders lang und wäre vielleicht maximal die Vorlage für einen 30-Minüter. Deswegen hat Drehbuchautor Brian Azzarello (der nebenbei ja auch ganz tolle Comics zu verzeichnen hat) die Geschichte erweitert. Denn bevor in “The Killing Joke” “The Killing Joke” anfängt, gibt es dazu eine etwas längere Einleitung – in der Batgirl / Barbara Gordon die Hauptrolle spielt und ihre Beziehung zu Batman näher unter die Lupe genommen wird. In diesem sehr langen Prolog gibt’s dann auch die schon kontrovers diskutierte Sex-Szene zwischen Bat-Girl und Batman, die gar keine Sex-Szene ist und meiner Meinung nach auch nicht kontrovers diskutiert werden muss. In Anbetracht der Geschichte, die uns aus der Sicht von Bat-Girl erzählt wird, macht hier alles Sinn… wir werden Zeuge, dass sie halt wirklich in Batman verliebt ist, sich zumindest sehr stark nach seiner Anerkennung sehnt, sie als seine Partnerin ernst genommen werden möchte… das steigert sich in waghalsigen Aktionen ihrerseits, immer in der Hoffnung, Batman würde sie endlich mehr akzeptieren. Langsam und behutsam baut sich hier eine fast schon wesentlich interessantere Geschichte auf als die, weswegen ich eigentlich ins Kino gegangen bin.
Der lange Bat-Girl-Prolog überzeugt sehr durch die wirklich stark inszenierte Barbara, die wir in all ihren Facetten zu Gesicht bekommen: als clevere Detektivin, als verletzlichen Menschen, als starke Kämpferin. Dazu gibt es einen wunderbar schleimigen Mafiosi-Bösewicht, der quasi als dritte Person in dieses fast schon Beziehungsdrama eingeführt wird und für ordentlich Zündstoff sorgt, weswegen diese Sex-Szene, die keine ist, weil die Kamera sehr früh einfach nach oben schwenkt, schon sehr ihre Berechtigung hat… und in ihren Nachwirkungen bestens auf “The Killing Joke” zuarbeitet.

Die seltene Rot-Haar-Fledermaus
Der zweite Teil des Films lässt Barbara ja dann im Krankenhaus zurück und ein geprellter Batman zieht los, um den Joker zu suchen (um Gordon zu retten und – nach dem langen Prolog – auch Buße zu tun für Barbara). Wie schon erwähnt, ist der erste Teil schon sehr spannend und gut strukturiert gewesen und hat mir ein bisschen besser gefallen. Wenn Batman übernimmt, wird „The Killing Joke“ dem Comic sehr treu und erzählt brav dessen Geschichte. Wie schon im Comic fand ich die Origin-Story des Jokers ein bisschen öde (obwohl man sich ja fragen muss, ob das wirklich die richtige ist – der Joker erzählt ja gern viel Müll). Aber gut, das ist auch nur ein kleiner Teil, dafür gibt’s schön viel Hamill-Joker und der ist immer gut.
Ein bisschen schade war, dass der Film so sehr glatt animiert war. Irgendwie hätte ich mir fast gewünscht, sie hätten den Moore-Stil des Comics übernommen, aber gut… „The Killing Joke“ erinnert ein wenig an „Batman: The Animated Series“, aber auf eine sehr glattgebügelte Weise. Aber wen kümmern die Animationen? Die Story ist gut, der erste Teil sogar ein kleines bisschen besser als der eigentliche „Killing Joke“ und einmal mehr haben wir einen guten Batman-Film mit dem einzig wahren Batman 😉
Wertung: 8 von 10 Punkten (ich warte immer noch darauf, dass mal „The Long Halloween“ verfilmt wird)
Gut geschriebene Kritik, der ich aber leider komplett widersprechen muss. Der Startteil hinterlässt den Eindruck von Barbara als Batgirl der komplett von dem weggeht, was du beschreibst. Sie wirkt verletzlich, inkompetent und so als würde sie alles nur machen um Batman zu beeindrucken. Das sie dann mit ihm in der Kiste landet ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Fan der Materie.
Und sorry für die harten Worte. Gut geschrieben ist die Kritik dennoch und man muss ja nicht jede Meinung teilen 🙂 In diesem Sinne lasse ich dir direkt mein Follow da!
Für harte Worte musst du dich doch nicht entschuldigen… solange sie nicht verletzend werden und wir hier gesittet Meinungen vertreten 😉
Fandest du wirklich, dass Batgirl inkompetent wirkte? Ich fand sie sehr von ihren Gefühlen geleitet, aber dennoch nicht inkompetent. Und das sie Sex mit einander haben, konnte ich als Fan jetzt auch gut wegstecken… zumal sie ja nicht die große Liebe daraus gemacht haben.
Ja der Start des Films hat mich schon recht wütend gemacht. War echt schade. Aber hey dafür sind verschiedene Meinungen ja da 🙂
Ich glaube, das Problem war einfach, dass es einen so unvorbereitet erwischt. Man denkt, man guckt THE KILLING JOKE und bekommt 45 Minuten lang eine komplett andere Story zu sehen, die es theoretisch nicht gebraucht hätte… nur wäre der Film dann halt nur 30 Minuten lang gewesen.
Ja der Comic ist ja auch nicht sonderlich lange das stimmt