11 und der verschwundene Junge
Ich habe es wahrscheinlich schon mehre Male erwähnt, aber Stephen Kings „It“ war mein erstes richtiges Buch für Erwachsene (ich glaube, meine Mutter wusste es zu dem Zeitpunkt einfach nicht besser und ließ mich das Buch kaufen). Von der Tatsache, dass mich das Buch auf den ewigen Kriegspfad mit Clowns gebracht hat, wollen wir jetzt gar nicht sprechen, sondern vielmehr von der Tatsache, wie sehr mich diese Kinder in dem Buch fasziniert haben. Das war wie „Die Goonies“, nur dass hier keine Kinder eine coole Schatzjagd machen, sondern vielmehr das ultimative Böse jagen gehen. So sehr mich das Ganze als halbwegs Jugendlicher mit 12 auch beängstigt hat, so hat es mich damals doch auch einfach nur gepackt und ich hätte nichts lieber gehabt, als eines dieser Kinder sein zu können. So absurd das klingt, aber ich fand diese ganze Freundschaft der Kinder und wie sie für einander durch dick und dünn gehen, einfach nur bemerkenswert.
Wie ich jetzt auf Stephen King komme? Nun, durch die wunderbare Netflix-Serie „Stranger Things“, in der schon selbst der Titelschriftzug noch an diesen alten King-Font erinnert, der früher immer seine Bücher zierte. Aber nicht nur der Schriftzug erinnerte mich stark an King, sondern noch ganz viel mehr. In „Stranger Things“ verschwindet der junge Will (Noah Schnapp) eines Tages spurlos. Seine Mutter Joyce (Winona Ryder) ist außer sich und begibt sich auf die Suche nach ihrem Sohn… und auch Sheriff Jim Hopper (David Harbour) stellt seine Ermittlungen an. Während die Erwachsenen also beschäftigt sind, Will zu suchen, sind seine drei Freunde nicht weniger aktiv: Mike (Finn Wolfhard), Dustin (Gaten Matarazzo) und Lucas (Caleb McLaughlin) machen sich ebenfalls auf die Suche nach Will… und stoßen dabei eines Nachts auf die junge Eleven (Millie Bobby Brown), kahl geschoren und verängstigt. Die Jungs nehmen das Mädchen bei sich auf und schnell stellt sich heraus, dass Eleven möglicherweise weiß, wo Will ist. Ach ja… und sie hat telekinetische Kräfte und ist aus einer Forschungsanstalt in der Nähe der Stadt verschwunden.

Dustin (der mit dem Basecap) ist mein Held dieser Serie!!!
Damit wäre die Geschichte von „Stranger Things“ wirklich mal gerade so oberflächlich angerissen, um Spoilerfreiheit zu garantieren… und ich verspreche auch, dass das so bleiben wird. Denn die Erfahrung „Stranger Things“ möchte ich niemandem kaputt machen. Die Serie hat wirklich so unglaublich viel zu bieten, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Vielleicht beim Offensichtlichsten, denn das wurde ja überall schon ausführlich platt getreten: „Stranger Things“ ist wirklich eine umwerfende Hommage an die Filme der 70er und 80er Jahre: „Die Goonies“, „E.T.“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, „Alien“, „Poltergeist“, „Firestarter“, „Stand By Me“ und sicherlich noch gefühlt tausend Filme mehr, die ich nicht alle mehr aufzählen kann oder will. Und man sagt das ja immer so gerne: Hommage an irgendwas und eigentlich klingt das immer so nach „Nett zusammengeklaut und fertig!“, aber „Stranger Things“ ist da nicht so. Die „Hommage“ geht wunderbar in der Geschichte auf… man sucht jetzt nicht verzweifelt nach Filmzitaten, sondern ist viel zu sehr in die Geschichte involviert und freut sich einfach nur, wenn man da das ein oder andere erkennt.
Irgendwo ist die Serie auch eine Hommage an Stephen King – siehe Schriftzug, siehe die Tatsache, dass jede Folge ein Kapitel ist und siehe meine Einleitung und der Fakt, dass mich die Serie sehr an mein erstes Erlebnis mit King und „It“ erinnert hat. Denn im Herzen dieser Serie steht diese unglaublich tolle Freundschaft… und hier muss man einfach die Regisseure und Macher, die Duffer-Brüder, loben: die jungen Schauspieler sind einfach nur der Hammer! Wirklich durch die Bank weg liefern die hier großartige Darstellungen ab und lassen uns wirklich daran glauben, dass diese Jungs die allerbesten Freunde sind. Das sind Freunde, die man sich für sich selbst wünscht. Sie sind kleine Nerds (müssen sich dementsprechend auch mit Bullies auseinander setzen), sie sind kleine Genies, kleine Störenfriede, kleine Chaoten, aber sie sind einfach nur umwerfend (mein persönlicher Favorit war Dustin, den mochte ich sehr!!! Umwerfend gut war aber auch Millie Bobby Brown als junge, irritierte Eleven, die immer dieses große Geheimnis umhüllte, wer oder was sie denn nun ist – etwas, dass auch diese junge Dame großartig und sehr überzeugend gespielt hat.

Coole Wandmalerei…
Natürlich darf man auch Winona Ryder als Mutter in Rage und den großartigen David Harbour nicht vergessen… aber da wären wir wieder bei dem Punkt: Man muss sie alle nennen, denn die Serie ist bis in die letzte Nebenrolle stark besetzt (Matthew Modine als der große Böse in diesem Film war toll und der Lehrer der Jungs war spitze). „Stranger Things“ lebt also nicht nur durch seine Hommage, sondern durch die starken, starken Charaktere, um die man sich alle kümmert, die einen auch wirklich faszinieren, von denen man immer mehr wissen will.
Als wenn das alles noch nicht reichen würde, ist die Geschichte dann halt auch einfach nur umwerfend und großartig. Ich weiß, das sind jetzt zwei Worte, die ich in dieser Kritik schon zu oft verwendet habe, aber anders lässt sich das alles nicht beschreiben. Die Story atmet dieses 80er-Jahre-Flair, die Geschichte ist spannend erzählt – sie ist lustig, wenn sie lustig sein muss, dramatisch, wenn sie dramatisch sein muss und gruselig, wenn sie gruselig sein muss. Der „Horror“ dieser Serie ist dabei immer atmosphärisch und stimmungsvoll, nie voller Gore und Blut. So etwas hat „Stranger Things“ gar nicht nötig… die Serie funktioniert einfach so, wie sie ist. Mit all den Geschichten, all den Charakteren, mit dem umwerfenden (da ist das Wort wieder) Soundtrack und einfach allem…
Das Tolle ist, die erste Staffel ist mehr oder weniger abgeschlossen, lässt aber genügend Spielraum nach hinten frei (gerade was unseren guten Sheriff und die kleine Eleven angeht), um für eine zweite Staffel zu sorgen… und ganz ehrlich, ich kann es gar nicht abwarten, mit diesen Jungs wieder ein Abenteuer zu erleben.
Wertung: 10 von 10 Punkten (falls es jemandem entgangen ist: die Serie ist umwerfend und großartig, und das von zwei Regisseuren, die auch bei „Wayward Pines“ mitgemacht haben 😉 )
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Ja, genau so ist das. Kann ich so unterschreiben! 🙂
Danke!
„die Geschichte ist spannend erzählt“
Sorry, aber Nein, ist sie nicht. Es ist die vorhersehbarste und unkreativste Geschichte, die ich seit langem in einer Serie gesehen habe. Und Highlights bietet sie quasi überhaupt nicht.
Allerdings geht es darum in der Serie ohnehin nicht. Man wollte hier eine Hommage an die 80er Filme machen und das ist 1A gelungen. Mehr ist es dann aber auch nicht. Ich mag die Serie, aber mir wird die einfach viel zu sehr gehypet.
Und nebenbei sorgt das bei mir auch schon wieder für Kotzeritis im Strahl, wenn ich lese, dass ne zweite Staffel kommen soll. Kann man nicht einfach mal irgendwas, was gut und kompakt war, so lassen, wie es ist. 8 Folgen Nostalgie. Fertig. Passt. Nein, jetzt muss natürlich noch Staffel 2 – 42 folgen. Und ich sage voraus, dass sich dieses Konzept ganz schnell abnutzen wird. Diese kleine Zeitreise war cool und nett gemacht. Aber wenn Staffel 2 nicht mehr bietet, wird das die Serie nicht länger tragen, fürchte ich.
Ich fand die Geschichte spannend. Unkreativ würde ich sie jetzt wirklich nicht nennen. An gewissen Stellen vorhersehbar – okay, aber selbst das hat bei mir jetzt nicht geschadet. Spannend fand ich es trotzdem. Alles jetzt nur auf die Hommage festzunageln, wäre unfair.
Das mit der zweiten Staffel sehe zwiegespalten. Auf der einen Seite würde es mich freuen, dieses Team wieder zu sehen, auf der anderen Seite habe ich da die gleichen Bedenken wie du: es wird verdammt schwer werden, da ein gutes Konzept zu entwickeln, dass nicht einfach nur zu einer billigen Kopie der ersten Staffel wird.
Letztendlich wäre mir „Stranger Things“ als Mini-Serie auch viel, viel lieber gewesen.
Unkreativ ist vielleicht wirklih das falsche Wort, aber spannend fand ich es zu keiner Sekunde. Und mMn ist da nicht viel mehr als eben der Nostalgiefaktor. Wenn man halt einfach nur große 80er-Filme durceinanderwürfelt kommt da nun mal nicht viel mehr raus.
Geschadet hat es bei mir auch nicht. Ich habs gerne geguckt vor allem wegen der tollen Charaktere und der generellen Lockerheit, mit der man das alles umgesetzt hat. Eben wie in den 80ern. Noch mal wird mich das so aber nicht abholen. Da muss halt ein bisschen mehr kommen.
Echt nicht? Wie gesagt, mich hatte es von der ersten Folge wirklich gepackt – und nicht nur wegen des Nostalgiefaktors, aber gut… 😉
Was eine zweite Staffel angeht, bin ich absolut auf deiner Seite. Das muss wirklich knallen, ansonsten versauen sie sich damit alles.
Eben. Mit Season 2 kann man da wirklich nur viel kaputt machen.
MIch hats nie wirklich „gepackt“. Es war gut genug, um mich durch die tollen Verweise und Charaktere und den Style und so bei der Stange zu halten bzw. mich zum Teil sogar zu begeistern. Substanz (im Sinne von Style Over Substance) gab es da aber nicht viel für mich.
Ja genau! 🙂
Danke 😀
aber ich fand diese ganze Freundschaft der Kinder und wie sie für einander durch dick und dünn gehen, einfach nur bemerkenswert
Inklusive Gang Bang?
Bitte was?????? Was ist das für ein Kommentar und könnte er noch kryptischer sein? Was genau meinst du?
Am Ende vom Buch muss das Mädchen doch mit den ganzen Jungs ihrer Clique Geschlechtsverkehr haben.
Ach du redest vom Buch… naja, okay. Das war wirklich irgendwie merkwürdig und extrem, da gebe ich dir Recht.
Ja, das hat die TV-Adaption wohlweislich ausgespart 😀
Echt? Ist wohl wirklich besser so. Ich habe die TV-Adaption aber noch nicht gesehen… taugt die was???
Ein Glück hat mich die Serie und die Kinder zu keinem Zeitpunkt an diesen ultraunerträglichen (Mist) Roman „It“ erinnert. Der hat nämlich mein Bild von King total zerstört und guckt man genau hin ist das nicht sein einziger Ausrutscher. Alleine wegen des Schlusses ist es für mich nicht nachvollziehbar, dass man das Buch mag.
Aber gut diesen Mann beiseite geschoben, muss ich als selbsternannte 80iger-Expertin sagen, dass „Stranger Things“ perfekt ist, einfach untadelig. Angefangen vom Set, über die Musik, bis hin zu den Darstellern sah man die Detailverliebtheit und die Freude aller genau so eine Serie zu drehen. Davon abgesehen fand ich sie auch echt spannend und die Dialoge der Kids – großartig!
Großes Kino und eine Serie, bei der ich mich wirklich auf mehr freue 🙂
Oha… ich muss wohl „It“ wirklich noch einmal lesen. Wie gesagt, das liegt jetzt wirklich schon Jahre zurück, weswegen ich mich wahrscheinlich kaum noch an die schlimmen Dinge erinnern kann 😉
Zur Serie selbst: Ja, die ist perfekt. Freut mich, dass du es auch so siehst. Ich fand sie auch spannend, ich fand die Kids toll, ich fand die Teens toll, ich fand die Erwachsenen toll… rundum perfekt, wie sie es echt schaffen, niemanden zu kurz kommen zu lassen (obwohl ich irgendwie gerne mehr von dem Diner-Koch gesehen hätte, den fand ich gleich sehr sympathisch).
Ich freue mich auf jeden Fall auch auf mehr, bin aber echt auch ein wenig sehr doll skeptisch, ob sie das so gekonnt wiederholen können. Ich wünsche es mir sehr.
Mich hatte damals geärgert, dass er wirklich über weite Strecken gut, grauselig und spannend war. Kings lahme Liebessachen lese ich ohnehin immer quer, aber am Schluss habe ich echt das kalte Grausen bekommen. Wie kommt man nur auf eine so abstruse Idee, Kinder für so eine Sexfantasie zu missbrauchen. Konnte ich nix mit anfangen.
Ja der Diner-Koch war so ein lieber Kerl, hat mir das Herz gebrochen, dass er so wenig Zeit hatte zu leben :))
Ob eine zweite Staffel genauso gut wird muss man abwarten. Bleibt das Team zusammen, stehen die Aktien gut, würde ich sagen.
Ich bin auf jeden Fall auch gespannt, aber ich bin mir sicher, dass die Duffer-Brüder den Druck jetzt schon im Nacken spüren. Und ja, wenn sie den Cast beibehalten, kann ja sowieso (fast) nichts schief gehen.