Krieg in Hell’s Kitchen
Dieses Jahr ist geprägt vom Kampf Superheld gegen Superheld… zuerst schlugen sich Batman und Superman fast die Köpfe ein, hatten dann aber doch Glück, dass ihre Mütter den gleichen Namen hatten und konnten so doch noch beste Freunde werden. Danach hauten sich dann Captain America und Iron Man ordentlich eins auf den Deckel… allerdings mit wesentlich mehr Wumms. Und jetzt bin ich endlich auch dazu gekommen, dem dritten großen Kampf der Giganten beizuwohnen – ein Kampf, der anders als die vorher genannten, auf dem kleinen Bildschirm ausgetragen wurde. Und natürlich rede ich von „Daredevil“… allerdings ist die Frage absolut gerechtfertigt, ob Frank Castle aka The Punisher wirklich ein Held ist. Immerhin hat er ganz andere Methoden, blutigere, gnadenlosere Methoden. Aber ja, auch Frank Castle ist ein waschechter Held… und er tritt nun an gegen Daredevil.
Und damit ist die Handlung der zweiten Staffel auch schon grob erklärt: Matt Murdock (Charlie Cox) hatte es ja in der ersten umwerfenden Staffel geschafft, Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) hinter Gitter zu bringen. Nur leider wird dieses Machtvakuum sofort wieder durch andere gefüllt… die dann wiederum vom mysteriösen Punisher (Jon Bernthal) brutal gejagt werden. Der wird dann auch prompt angeklagt. Zu seinem Glück stürzen sich Matt, sein Partner Foggy Nelson (Elden Hensen) und Sekretärin Karen Page (Deborah Ann Woll) auf den Fall… was natürlich für jemanden, der des Nachts als Teufel von Hell’s Kitchen aktiv ist, gar keine einfache Aufgabe ist. Zumal Daredevil es nicht nur mit dem Punisher aufnehmen muss, sondern auch mit Elektra (Elodie Yung), seiner Ex, die ihn – als wenn das noch nicht anstrengend genug wäre – auf die Fährte einer Geheimorganisation namens „The Hand“ führt, die eine unheimliche Bedrohung darstellt.

So fängt man also einen Teufel…
Ich habe die erste Staffel von „Daredevil“ ja wirklich geliebt. Danach kam „Jessica Jones“, womit ich so meine Schwierigkeiten hatte. Geguckt habe ich es trotzdem… immerhin werden ja hier die TV-Avengers gezüchtet, die sich dann „The Defenders“ nennen. Und außerdem hat es das Warten auf Staffel 2 von Daredevil verkürzt… ein Warten, das nicht schnell genug vorbei sein konnte. Schließlich wurde uns ein neuer Punisher versprochen.
Und was soll ich sagen? Jon Bernthal rockt das Ding einfach mal. Nach der grausigen Verfilmung mit Thomas Jane und dem durchaus ertragbaren „Punisher – Warzone“ gibt’s mit Jon Bernthal jetzt endlich einen Punisher, der so ist, wie er sein soll: eiskalt, berechnend und doch ein gequältes Wesen mit trauriger Vergangenheit, die wir nach und nach erforschen. Bernthals Punisher ist ein wahres Tier, eine echte Kampfmaschine… und doch wird er hier nicht als dumme Tötungsmaschine hingestellt. Die Macher beweisen vielmehr, dass sie den Punisher der Comics wirklich verstanden haben und setzen es auch so um. Denn der Punisher ist ein fragwürdiger Held mit noch fragwürdigeren Methoden, die krass sind… zu krass, um wirklich als heldenhaft durchzugehen. Und genau diese Ambivalenz behält der Punisher in der zweiten Staffel von Daredevil die ganze Zeit über bei, worüber ich sehr froh bin. Dass „The Walking Dead“ Jon Bernthal großartig ist, muss nicht erwähnt werden. Schon nachdem ich ihn in der Mini-Serie „Mob City“ so als Halb-Punisher gesehen habe, war mir das klar.
Neuzugang Elektra und die ganze Geschichte mit der Vergangenheit mit Matt Murdock und „The Hand“ fand ich hingegen etwas anstrengend. Es war nett umgesetzt, aber letztendlich hätte es diese Story nicht wirklich gebraucht. Da war der ganze Punisher-Prozess, sein Aufenthalt im Gefängnis, seine Begegnung mit einem alten Bekannten des Daredevil viiiiiel interessanter. Elektra hätte man sich echt für eine andere Staffel aufheben und ihr dann auch einen besser Story gönnen können. Aber gut…
Immerhin sorgt sie für Furore in Murdocks Leben, der in dieser Staffel erkennen muss, dass er allein als Daredevil überfordert ist und einfach wirklich Hilfe braucht. Ich fand’s toll, dass die Serie seinen Helden fast schon ein bisschen in den Hintergrund rückt, ihn an seiner Aufgabe fast zerbrechen lässt, ihn zu Boden wirft und fast ruiniert. Der Daredevil (und auch der Matt Murdock) der zweiten Staffel ist zwar stärker, aber gleichzeitig auch viel angreifbarer geworden. Er durchleidet halt gekonnt die Helden-Phase, in der alles ein bisschen zu viel wird und sich Geheimidentität und wahres Leben extrem im Weg stehen.
Gleichzeitig ist Staffel 2 für mich aber auch absolut die Foggy-Staffel. Elden Hensen war ja schon in der ersten Staffel eine große Bereicherung für die Serie, aber in Staffel 2 wird aus Foggy mehr als nur der Partner von Matt Murdock. Gezwungenermaßen wird Foggy durch Matts ständige Abwesenheit in den Vordergrund gerückt und darf so endlich zeigen, was er drauf hat. Was der Rolle sehr gut tut und für eine gute Dynamik innerhalb dieser kleinen Truppe sorgt.
Die Action wird ebenfalls noch mal härter… obwohl der Punisher in Sachen Fights und Brutalität dieses Mal der absolute scene-stealer ist. Was hier in der zweiten Staffel aufgefahren wird, ist schon ziemlich heftig, überwiegt aber zum Glück nie, sondern ordnet sich der Handlung gut unter.
Wie gesagt, die Elektra-GEschichte hat der Serie immer wieder ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen. Es war nicht schlecht, aber auch nicht wirklich überragend. Da hätte für Staffel 2 der Punisher vollkommen ausgereicht. Trotzdem war auch der zweite Ausflug nach Hell’s Kitchen ein Serien-Fest… aber jetzt bin ich doch mal ein bisschen gespannt auf Luke Cage, Iron Fist und zwangsläufig die Defenders.
Wertung: 8 von 10 Punkten (ein großartiger Punisher stiehlt dem Teufelchen ein bisschen die Show… und bekommt jetzt tatsächlich auch seine eigene Serie, was ich super finde!!!)
Beste Serie des Jahres.
Da ich in diesem Jahr noch nicht so viele aktuelle Serien gesehen habe, würde ich dem einfach mal zustimmen…