Fünf Kinder für den Cloyne
Was macht Clowns eigentlich immer so verdammt unheimlich? Ist es die Tatsache, dass sie die ganze Zeit dieses apathische Grinsen auf dem Gesicht haben – egal, was sie gerade empfinden? Oder vielleicht doch eher der Anblick eines erwachsenen Mannes in Rüschen und bunter Seide? Was es auch immer sein mag, die Typen haben einfach etwas unheimliches an sich – und das obwohl sie uns ja eigentlich mit ihrem Klamauk unterhalten sollen. Clowns sollen Kinder zum Lachen bringen – doch das war nicht immer so. Denn der Ursprung des Clowns kommt aus dem hohen Norden (von wo dort genau weiß niemand so recht) und wurde dort anfangs Cloyne genannt. Dieser Cloyne war aber kein lustiger Spaßvogel, sondern ein Kinder fressender Dämon, der für jeden Wintermonat des Jahres ein Kind in seine Höhle lockte und es auffraß. Wie allerdings aus dem Kinderfresser mit Horn und Joker-haft eingeritztem Grinsen der heutige Clown wurde, weiß die Legende des Cloynes auch nicht wirklich zu berichten.
Aber das reicht Jon Watts dann auch schon für seinen Horror-Film „Clown“ als Grundlage, um eine Art Dracula-Story mit einem Clown zu erzählen. Denn in „Clown“ findet der unschuldige Familienvater Kent (Andy Powers) ein Clownskostüm, doch nachdem er es angezogen hat, kann er es nicht mehr ausziehen. Vom Bruder des ehemaligen Besitzers, Herbert Karlsson (Peter Stromare) erfährt Kent die Geschichte des Cloynes und dass das Clownskostüm, das er nun an sich trägt, ihn langsam, aber sicher in den Kinder fressenden Dämon verwandeln wird.

Sieht so schon gruselig genug aus…
Ich musste Jon Watts noch eine Chance geben. Sein „Cop Car“ gefiel mir ja nur mäßig, aber immerhin ist Watts derjenige, der sich als dritter Regisseur an einem Spider-Man-Reboot ausprobieren darf – und wenn sich einer an einem meiner Lieblingssuperhelden zu schaffen macht, muss ich wissen, was das für einer ist. Und da er neben „Cop Car“ nur diesen Clownhorror-Streifen gedreht hat, war der jetzt mal Pflicht.
Und „Clown“ hat mir tatsächlich einen Funken besser gefallen als „Cop Car“, denn dieses Mal behält Watts einen klaren Kurs bei und driftet nicht zur Hälfte des Films plötzlich ab und verliert sich in merkwürdigen Wendungen. „Clown“ ist da ziemlich einfach gestrickt. Sehr gradlinig und ohne große Überraschungen, was man dem Film durchaus auch negativ anrechnen könnte, wenn er nicht doch irgendwie unterhaltsam wäre.
Immerhin liefert Watts einen Horror-Clown, der durchaus eine Zukunft im Horror-Genre hätte. Und der nicht komplett im Trash versinkt, wie sonst so manche rotnasig-geschminkte Ungeheuer. Wie schon erwähnt, erinnerte mich „Clown“ in vielen Teilen an die klassische Dracula-Geschichte: ein Mensch wird hier von etwas Unheimlichem befallen, verwandelt sich danach selbst in ein Monster und bekommt Heißhunger – in diesem Fall Heißhunger auf zartes Kinderfleisch. Und ähnlich wie schon der Blutsauger-Fürst ist auch der Cloyne scheinbar unbesiegbar – es sei denn, man hackt ihm den Kopf ab oder gibt ihm seine fünf Kinder zu fressen. Und auch ähnlich wie in „Dracula“ gibt’s in „Clown“ einen Van-Helsing-Ersatz, der alte Notizbücher über die „Evolution“ des Monsters hat und genau weiß, wie man es vernichten kann.
Watts serviert uns diese Schauermär sehr gradlinig, die Hintergrundgeschichte wird kurz schnell erzählt und fertig ist das Ding. Danach durchleben wir ein bisschen die Transformation des Kent und warten darauf, wann der Cloyne wohl das nächste Mal zuschlägt. Was ich daran mochte, war die Tatsache, dass Watts erstaunlich blutleer vorgeht. Wenn man sich vor Augen führt, dass ein gewisser Eli Roth als Produzent an diesem Film beteiligt war, hätte das Ganze durchaus blutiger ablaufen können. Aber zum Glück möchte Watts seinen Film nicht in Blut und Gedärmen ertränken. Es gibt immer noch ein paar blutige, ein paar bisschen eklige Szenen; es gibt auch abgetrennte Gliedmaßen, aber das war’s. Watts überlässt Gott sei Dank so einiges dem Kopfkino – gut, schließlich müssen in diesem Film auch vorwiegend Kinder dran glauben. Die nieder gemetztelt zu sehen, will ja nun auch niemand.
Was ich dann wiederum ein bisschen schade fand: Watts versucht das Ganze zwar ein bisschen auf eine Familie runterzubrechen, nur gelingt es ihm nie so richtig, sich mal in Ruhe auf die Charaktere zu konzentrieren. Wenn er sich vielleicht nur auf Kent und seine Transformation konzentriert hätte, hätte aus „Clown“ sogar noch ein richtiges Horror-Drama werden können. So bleiben die Charaktere etwas oberflächlich und blass… aber hey, unter dem ganzen Blut und der Clownsschminke fällt das später auch kaum noch auf.
„Clown“ ist ein interessanter Horror-Streifen mit einem coolen und abgedrehten Clownsmonster, der gerade zum Ende hin ein bisschen an Fahrt verliert, aber im Großen und Ganzen doch recht unterhaltsamer Horror-Spaß ist.
Wertung: 7 von 10 Punkten (jetzt bin ich wirklich gespannt auf Watts‘ Spider-Man)
Ich hasse Clowns. Kindheitstrauma. Den Film kann ich mir also nicht wirklich angucken.
Ich auch. Was aber weniger an anderen Clowns liegt, sondern daran, dass mich meine Mutter mal zum Fasching in den Kindergarten komplett ver-clownt hat und so mit mir in den Bus gestiegen ist… und alle Leute starrten und lachten und ich hasste es mit jeder Sekunde mehr.
Das und Stephen Kings „Es“ sind schuld daran, dass Clowns für mich auch nicht besonders sehenswert sind 😀