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Seeing is believing!

19. Februar 2016

Da war ich nun all die Jahre so felsenfest davon überzeugt, dass der „Akte X“-Film richtig, richtig gut war… und wurde halb-zartbitter enttäuscht. Nach dem Film brauchte ich dann erst einmal eine kleine Verschnaufpause. Ich hatte ein wenig Bedenken, was meine Erinnerungen an die sechste Staffel von „Akte X“ anging. Aber letztendlich muss ich ein tapferer Junge sein und mich auch diesen Ängsten stellen – denn wie heißt es in der Serie oftmals so schön: „Seeing is believing!“ Was nützen einem schon wage Erinnerungen, wenn man es selbst sehen kann. Und tja, was soll ich sagen… ich habe es gesehen und ich sah, dass mich meine Erinnerungen zum Glück dieses Mal nicht täuschten.

Das „Wichtigste“ an Staffel 6 ist wohl die Tatsache, dass die Macher mehr aus der Beziehung zwischen Mulder (David Duchovny) und Scully (Gillian Anderson) machen. Das war ja schon immer so ein nettes Mittel, mit dem die Autoren gespielt haben – ohne jedoch etwas anderes anzudeuten. Dass sich Mulder und Scully verlieben, wollten sicherlich viele Fans, aber in den letzten Staffeln der Serie war das nicht nötig. Doch schon im Film ließen sich die Macher zu einem Beinah-Kuss hinreißen – ein bisschen mit den Erwartungen (und vielleicht auch Hoffnungen) der Fans zu spielen, ist ja auch irgendwie witzig. Das wird in Staffel 6 ebenso witzig fortgeführt.

Sehen sie nicht süß zusammen aus?

In einer meiner absoluten Lieblingsfolge „Im Bermuda-Dreieck“, in der Mulder ein Geisterschiff sucht, anschließend auf dem selben Schiff nur im Jahr 1939 landet und hier gegen Nazi-Smoking-Man (William B. Davis) angehen muss, gibt es einen ersten Kuss – zwischen 1939-Scully und Gegenwarts-Mulder, der dafür aber auch sofort eine gewischt bekommt. Dann gibt’s da ja noch die „Arkadien“-Folge, in der unsere Lieblingsagenten undercover als Ehepaar ermitteln; die Weihnachtsfolge „Die Geister, die ich rief“, in der die beiden zu Weihnachten in einem Geisterhaus von Geistern geärgert werden oder die mit dem „Regenmacher“, in der die Luft förmlich zu knistern beginnt ;). Man kann das jetzt sehen, wie man will – ich fand diese Spielereien immer gelungen und irgendwie für den Zeitpunkt auch passend. Nach sechs Staffeln war es mal an der Zeit, die Beziehung zwischen den beiden ein bisschen aufzupeppen – schließlich arbeiten die zwei seit sechs Jahren soooo eng zusammen, da muss doch zumindest ein bisschen was passieren. Und dazu muss ich sagen, bin ich froh, dass sie es nicht zu weit damit treiben (dafür gibt es ja dann die siebte Staffel 😦 )

Staffel 6 ist aber nicht nur wegen der Veränderungen zwischen Mulder und Scully so besonders. Auch die Alien-Verschwörung nimmt ganz neue Ausmaße an, was dann allerdings auch Auswirkungen auf die Einzel-Folgen hat. Und hier kommen wir dann auch zu einem Punkt, der mich ein bisschen missmutig stimmt. Zum einen werden Mulder und Scully die neu eröffneten X-Akten wieder entzogen und Agent Spender (Chris Owens) und Diana Fowley (Mimi Rogers) übergeben. Dadurch sind im Endeffekt fast alle Folgen „Zufallsgriffe“. Ähnlich wie im Film müssen Mulder und Scully in anderen Gebieten arbeiten und stoßen mehr durch Zufall auf ungewöhnliche Fälle. Manchmal wirkt das etwas sehr konstruiert, zumal dazu kommt, dass die Einzel-Fälle mehr ins Fantastische abweichen. Dennoch sind die meisten wirklich richtig gut und unterhaltsam. Da hätten wir die „Montag“-Folge, die sich an „Und täglich grüßt das Murmeltier“ orientiert, da gibt’s dann noch die fantastische Folge „Die Fahrt“, die sich „Speed“ zum Vorbild nimmt und später dafür sorgte, dass Vince Gilligan sich für Bryan Cranston als Walther White in „Breaking Bad“ entschied, der in dieser Episode einfach nur großartig ist.

Dazu kommt, dass die Einzel-Folgen sehr schön abwechslungsreich sind, es sind immer mal wieder ernste und „lustige“ Folgen mit dabei. Man hat echt das Gefühl, dass sich die Macher noch einmal so richtig schön austoben konnten und dank des Erfolges der Serie auch mal etwas ungewöhnlichere Ideen ausprobieren konnten. Neue Ideen sind dann auch notwendig, denn in der sechsten Staffel nimmt nun auch die Alien-Verschwörung, der Kampf der Rebellen und der Invasoren, der uns in der fünften Staffel vorgestellt wurde, neue Ausmaße an. Die Doppelfolge „Zwei Väter – Ein Sohn“ ist der Höhepunkt der Verschwörungsgeschichte, spannend, packend und voller Offenbarungen. Allerdings hat man danach auch ein bisschen das Gefühl, die Serie hätte jetzt enden können.

Und hier kommen dann zwei Dinge, die mich ein bisschen störten – zum einen wird Spender „gegangen“, ohne das sich die Serie jemals wieder groß mit ihm beschäftigt. Zum anderen muss natürlich ein neuer Ansatz für die weiteren Verschwörungen gefunden werden – und der wird jetzt ein bisschen sehr abgespacet und fantastisch. Das Ganze wird zwar erst in der finalen Folge in Gang gesetzt, hat für mich aber irgendwie nicht mehr die gleiche Faszination wie die vorherige Story.

Aber gut, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt (und in diesem Fall wird es wahrscheinlich leider Gottes so sein) wird es ab jetzt mit „Akte X“ eh mehr und mehr bergab gehen. Von daher war es ganz schön, dass die sechste Staffel wirklich noch einmal beste Unterhaltung vom Feinsten geliefert hat – mit tollen, fast durch die Bank weg großartigen und spannenden Einzelfolgen und einem faszinierenden Abschluss der Alien-Verschwörung und einem Knistern zwischen Mulder und Scully.

Wertung: 10 von 10 Punkten (trotz kleiner Schönheitsfehler meine Lieblingsstaffel!!!!)

16 Kommentare leave one →
  1. 19. Februar 2016 08:37

    Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass die Staffel SO gut ist. Bin jetzt bei Episode 18 angekommen und besonders in der ersten Staffelhälfte gab es fast nur Highlight, nur die letzten beiden waren etwas schwächer. Könnte sich auch zu meiner Lieblingsstaffel neben der 4. mausern… 🙂

    • donpozuelo permalink*
      19. Februar 2016 08:56

      Jupp… die Staffel besteht wirklich fast nur aus Highlights… wie gesagt, im Finale wird es dann ein bisschen sonderbar. Aber insgesamt ist es eine sehr unterhaltsame und sehr spannende Staffel, bei der die Mischung aus Verschwörungsfolgen und Monster-of-the-Week echt gut funktioniert.

  2. 19. Februar 2016 09:45

    Ich bin grad noch mittendrin in Staffel 6. Und stelle fest, das ich hier viele Folgen gar nicht mehr in Erinnerung hatte (oder sie nie komplett gesehen habe). Es ist also stellenweise weniger ein Rewatch als ein 1st Look.

  3. 20. Februar 2016 10:02

    Wow. Das soll einer verstehen 😀

    • donpozuelo permalink*
      20. Februar 2016 17:08

      Schlimm, nicht wahr? Immer diese unterschiedlichen Geschmäcker…

  4. 20. Februar 2016 17:10

    Stecke gerade in einer kleinen Krise bei Staffel 3 und muss schon etwas gezwungen werden weiterzuschauen. Aber herrje, es wird ja wieder besser und die Folgen die du hier erwähnst sind schon die, auf die ich hinarbeite! 😀 Gerade auf „Arkadien“ freue ich mich wieder sehr.

    • donpozuelo permalink*
      20. Februar 2016 17:44

      Ich kann das absolut nachvollziehen. Ich glaube, die gleiche Krise hatte ich in Staffel 3 auch. Das war echt eine etwas anstrengende Staffel. Aber es wird ja schon mit der vierten besser. Also schön tapfer bleiben: the truth is waiting 😀

      • 20. Februar 2016 17:49

        Jau, da setzen dann auch allmählich meine Lieblingsepisoden ein. Hätte aber gerne alles nochmal durch diese rosa-90ies-Plüschbrille gesehen. 😀 Wobei: Die Nebendarsteller rocken in Staffel 3 schon gut. ^^

        • donpozuelo permalink*
          20. Februar 2016 17:57

          Das stimmt… das wollte ich ja eignetlich auch. Aber ich glaube, all die neuen Serien, all die neuen Serien-Sehgewohnheiten haben die 90ier-Plüschbrille genommen und zertreten 😀 Trotzdem noch cool, ein paar der alten Sachen zu schauen.

        • 20. Februar 2016 23:39

          *lach* Da ist was dran! Aber wenn eine Serie dann trotzdem noch so gut funktioniert, ist alles in Butter.

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