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Fight the Future

12. Februar 2016

Wenn man mich 1998 gefragt hätte, was ich von dem „Akte X“-Film halte, dann hätte ich mich überschlagen vor Freude. Die Tatsache, dass meine Lieblingsserie es auch auf die große Leinwand geschafft hatte, war wie Weihnachten, Geburtstag und das erste Mal zusammengenommen. Es war unglaublich, Mulder und Scully im Kino zu sehen. Es war ein Erlebnis ohne Gleichen. Heutzutage sind die Verfilmungen von Serien ja immer eine etwas schwierige Angelegenheit, sollen und müssen die Verfilmungen sowohl Fans als auch Nicht-Fans ansprechen. Was Chris Carter aber mit dem Film zu seiner Serie versuchte, war eine Brücke zu schlagen. Schließlich sollte „Akte X – Der Film“ die fünfte und die sechste Staffel verbinden.

Doch jetzt, so im Rahmen meiner Mission, zum Start der neuen, zehnten Staffel noch einmal alles zu „Akte X“ zu gucken, muss ich feststellen, dass ich die Euphorie meines jüngeren Ichs zum „Akte X“-Film nicht mehr so ganz teilen kann – aber ganz verschwunden ist sie zum Glück auch nicht.

Nachdem wir ja im Finale der fünften Staffel mitansehen mussten, wie die X-Akten verbrannten und Mulder vor der Asche seiner Arbeit stand, treffen wir unser Lieblings-Agenten-Duo in Dallas wieder. Hier helfen Mulder (David Duchovny) und Scully (Gillian Anderson) bei der Suche nach einer Bombe in einem Regierungsgebäude. Zwar finden sie die Bombe, können aber nichts mehr tun: Das Ding explodiert, das Haus wird zerstört und Mulder und Scully müssen sich auf einmal vor einem Gericht rechtfertigen – denn in dem Haus wurden auch mehrere Leichen gefunden, obwohl es angeblich vollständig evakuiert war. Mit seiner feinen Nase für Verschwörungen und dank der Hilfe von Dr. Alvin Kurtzweill (Martin Landau) kommt Mulder etwas Unglaublichem auf die Spur: einem gefährlichen Alien-Virus, der schon vor 35.000 Jahren auf der Erde war.

Autofahren ohne Google Maps war damals noch eine echte Herausforderung…

„Akte X – Der Film“ ist eine dieser Serien-Verfilmungen, die man allein für ihren Mut bewundern muss. Denn anders als sonst schert man sich hier nicht wirklich darum, auch Neueinsteiger ins Kino zu locken. Dieser Film ist reiner Fan-Service, der sich nicht mit langen Einleitungen und Erklärungen aufhält. Bei einer so großen Serie, wie es „Akte X“ damals ohne Zweifel war, war das aber durchaus ein Risiko, das man eingehen konnte. Schließlich würden die treuen Fans in Scharen ins Kino rennen. Immerhin war man hier Teil einer Elite von Wissenden, die ohne Erklärungen alles sofort verstand. Alle anderen, die Nicht-Wissenden, würden bei diesem Film nur dumm in die Wäsche schauen.

Was den Film dann auch noch ziemlich spannend macht, ist die Tatsache, dass wir hier etwas sehr Aufregendes lernen, dass der ganzen Verschwörung rund um die Alien-Invasion einen ganz neuen Dreh verleiht. Wieder treffen wir auf das Schwarze Öl, jenes Alien-Virus, dass die Menschen zu gefügigen Sklaven der Invasoren werden lassen soll und durch Bienen übertragen wird. Doch das Virus ist nicht das, was es zu sein scheint: Es ist nicht nur schon seit der Urzeit auf unserer Erde, nein… es sorgt dafür, dass aus den Wirten, die vom Virus befallen sind, neue Aliens „schlüpfen“. Und dieser Twist ist es letztendlich auch, der dem ganzen Film dann doch seine Berechtigung gibt. Denn immerhin schafft es Chris Carter, uns mit etwas komplett Neuem zu konfrontieren, was wir so damals nicht für möglich gehalten hätten.

Dazu kommt, dass Duchovny und Anderson auch auf der großen Leinwand nichts von ihrer Chemie verloren haben… und auch hier wieder bestens funktionieren. Schade fand ich dann nur, dass man es wieder einmal die arme Scully ausbaden lässt, die einmal mehr von Mulder gerettet werden muss. So wird die Geschichte zwar etwas persönlicher, aber irgendwie, finde ich, hätte man das auch besser lösen können. Zumal man dann auch noch den Fast-Kuss mit einbaut, der dann aber später nie wieder auch nur irgendeine Rolle spielt.

Dazu kommt dann noch, dass „Akte X – Der Film“ einfach nicht so wie ein Kino-Film aussieht. Es ist eine TV-Produktion, die ein bisschen für die große Leinwand aufgeblasen wurde, die jedoch sowohl von der Optik als auch von der Geschichte her im Kino nicht wirklich viel zu suchen hat. Das, was uns hier als Story geboten wird, hätte ein Chris Carter in einer normalen 45-Minuten-Folge besser erzählen können. So hinkt der Film immer ein bisschen von Ereignis zu Ereignis, die ein bisschen zu sehr aneinander gedoktort wirken – ich meine, ganz ehrlich: Die Biene, die Scully sticht… wie lange hat die sich denn da im Kragen eingemummelt und sich gesagt: „So, ich warte jetzt, bis die sich küssen wollen und dann steche ich zu!!!“.

Aber gut… letztendlich sind das auch nur Kleinigkeiten. „Akte X – Der Film“ ist nach wie vor eine willkommene Ergänzung und vor allem eine interessante Erweiterung der großen Verschwörung, aber so richtig krass gepackt, so wie früher, hat er mich dann doch nicht. Die Brücke ist jedoch geschlagen… und es kann mit der sechsten Staffel weitergehen, die dann für mich das wahre Akte-X-Highlight ist.

Wertung: 7 von 10 Punkten (die Kino-Episode, die die Verschwörung um einen interessanten Punkt erweitert)

12 Kommentare leave one →
  1. 12. Februar 2016 08:24

    Findest du echt, dass der Film nicht nach Kino aussieht? Ich war dagegen ziemlich angetan, wie sehr er eben Kino atmet. Inhaltlich gibt durchaus so die eine oder andere Schwäche, für mich hat der Film aber dennoch exzellent funktioniert. Dabei habe ich ihn damals eher so wie du eingeschätzt… 😉

    • donpozuelo permalink*
      12. Februar 2016 08:53

      Ein bisschen schon… aber er ist ja trotzdem immer noch eine gute Bereicherung für das Akte-X-Universum… gerade wegen der Weiterführung der verschwörung. Da kann man als Fan auch ein paar Schwächen verschmerzen… was ich früher wohl auch noch ein bisschen besser konnte 😉

  2. 12. Februar 2016 08:38

    Dazu kommt dann noch, dass „Akte X – Der Film“ einfach nicht so wie ein Kino-Film aussieht. Es ist eine TV-Produktion, die ein bisschen für die große Leinwand aufgeblasen wurde, die jedoch sowohl von der Optik als auch von der Geschichte her im Kino nicht wirklich viel zu suchen hat. Das, was uns hier als Story geboten wird, hätte ein Chris Carter in einer normalen 45-Minuten-Folge besser erzählen können.

  3. 12. Februar 2016 09:46

    Hab weder den Film, noch die Serie gesehen (war 1993 noch lange nicht geboren :D) und bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob ich mir den Film anschauen sollte. Denkst du, wenn man gar kein Hintergrundwissen hat, ist man völlig verloren?

    • donpozuelo permalink*
      12. Februar 2016 09:53

      Naja, ich denke, der Film kann sicherlich auch für einen Nicht-Fan funktionieren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du dabei einige Probleme hättest.

      • 12. Februar 2016 09:56

        Ok danke 😉

        • donpozuelo permalink*
          12. Februar 2016 10:15

          Gerne… wenn du an der ganzen Sache Interesse hast, schaut dir wirklich lieber die Serie an…

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