Der böse Schatten des Weihnachtsmannes
Europäische Kinder-Erziehung ist manchmal echt schon gruselig. Da wachsen wir mit Märchen auf, in denen der Wolf zum Beispiel sieben kleine Ziegen verspeist, die dann von ihrer Mutter gerettet werden, in dem diese den Bauch des Wolfes aufschneidet, ihre Kinder befreit und den Magen anschließend mit schweren Steinen füllt. Märchen sind schon extrem hart. Aber dann nehme man nur auch mal unsere Kinderbücher von früher… ich habe letztens mal wieder eine Ausgabe von „Der Struwwelpeter“ in der Hand gehabt – irgendwie schon absurd, dass man früher als Kind ständig in einem Buch geblättert hat, in dem Kinder sich anzünden, sich selbst verstümmeln oder was nicht noch alles. Das wir nicht alle komplett verstört sind, ist entweder ein Wunder oder ein Beweis dafür, dass diese frühkindlichen Schocktherapien wirkungsvoller sind als gedacht.
Eine weitere sehr krasse Art der europäischen Folklore hat nun ihren Weg in die Hände eines fähigen Mannes gefunden, der sich mit unheimlichen Feiertagen bestens auskennt. Dieser Mann heißt Michael Dougherty, der uns mit seinem „Trick’r’Treat“ schon Halloween so richtig unheimlich werden ließ. Und jetzt hat dieser Mann sich Weihnachten geschnappt und lässt den Krampus los!
Während die Braven von St. Nikolaus belohnt werden, kommt für die Unartigen nur der gehörnte Krampus und bestraft sie. Für die Familie von Max (Emjay Anthony) wird diese Legende zur Wahrheit. Nach den Streitigkeiten und Bloßstellungen am Vorweihnachtsabend zerreißt Max wütend seinen Brief an den Weihnachtsmann und lockt so den Krampus und seine wilden Horden an, die Max, Mama Sarah (Toni Collette), Papa Tom (Adam Scott) und die ganze Verwandschaft „bestrafen“ wollen.

Der Weihnachtsmann sieht aber anders aus…
Nach dem Episoden-Film zu Halloween kommt nun also der etwas andere Home-Invasion-Horror-Thriller zu Weihnachten. Aber was soll ich groß und lange um den heißen Brei reden? Michael Dougherty hat es einmal mehr geschafft, einem Feiertag seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Denn was wir hier mit „Krampus“ geliefert bekommen, ist ein irrwitziger Spaß, der zum Teil an „Nightmare Before Christmas“ erinnert, versehen mit einer Prise „Gremlins“ und der ganz eigenen Dougherty-Zutat, die es möglich macht, Horror gruselig zu gestalten, aber auch immer noch Witz und eine kleine moralische Keule am Ende einzubauen. Und das gelingt heutzutage wirklich nicht vielen.
Den „Nightmare“- und „Gremlins“-Touch erzielt Dougherty durch wirklich cooles Monster-Design, wobei man noch besonders hervorheben sollte, dass die Viecher in diesem Film nicht etwa aus dem Computer stammen, sondern echte Puppen sind, die sich so viel besser in die Umgebung und die Handlung einfügen. Und der Mann, der uns mit dem kleinen Horror-Kürbis-Jungen Sam schon eine kleine Kultfigur geliefert hat, bietet uns auch in „Krampus“ herrlich fieses Viehzeug an. Mein persönlicher Grusel-Favorit war dieser komische Clown, der aus der Aufzieh-Box springt – nicht nur, weil es ein Clown war, sondern weil sein an „Resident Evil“ erinnerndes Riesenmaul und sein passender gieriger Gesichtsausdruck einfach nur die Hölle waren. Es gibt aber noch mehr, grimmige Schneemänner, ein unheimliches Wesen, das in bester Jaws-Manier verborgen seine Kreise unter dem Schnee zieht und ahnungslose Opfer einfach in den Tod reißt. Da werden Weihnachtsengel auf einmal teuflisch böse, selbst knuffige Teddies zeigen ihr wahres Gesicht und Lebkuchenmänner sorgen für Chaos!

Das mit den Clowns in Filmen wird aber auch wirklich nicht besser…
Selbst der titelgebende Krampus – eine etwas zotteligere Version von „Darkness“ in Ridley Scotts „Legende“, inklusive riesiger Hörner und einem starren, unheimlichen Gesicht – ist Dougherty und seinem Team großartig gelungen.
Gelungen ist dann auch der Dougherty-Touch. „Krampus“ ist Weihnachtshorror, ohne dabei ins Blutige zu geraten. „Krampus“ ist unheimlich und düster, lebt von einer Atmosphäre des Unbekannten, weil Dougherty seine Monster in gut getimten Phasen auf uns los lässt. Die Viecher tun dann ihr Übriges, um für den kleinen, aber feinen Schauer zu sorgen, der einem wohlig über den Rücken läuft. Dazu kommt dann Doughertys Fähigkeit, das Ganze mit einer guten Prise Witz zu würzen – sei es nun die Weihnachts-Chaos-Shopping-Eröffnungsszene in schönster Zeitlupe, das chaotische Familien-Zusammentreffen oder die furchtbaren Verwandten, die so wunderbar hassenswert sind, dass es schon fast ein bisschen Spaß macht, wenn einem von denen mal was passiert.
Und das gelingt dann auch nur dank toller Stars: Ob nun Toni Collette, David Koechner oder Adam Scott – sie sind alle super. Doch gerade auch der junge Emjay Anthony macht seine Sache gut… und so wird „Krampus“ auch darstellerisch zu einem sehenswerten Streifen.
Michael Dougherty macht uns nun also auch gekonnt zu Weihnachten Angst – mal schauen, ob er sich als nächstes Ostern vornimmt 😀 Bevor das jedoch passiert, wirkt er noch in etwas ganz anderem mit. Denn für den kommenden „X-Men: Apocalypse“ hat Dougherty am Drehbuch mitgearbeitet.
Wertung: 9 von 10 Punkten (ein herrlich komisches, gleichzeitig schön gruseliges Weihnachten)
Da bin ich ja beruhigt. Krampus hat hier ja eher schlechte Kritiken bekommen. Filmstarts unken bei 1,5 Punkten 😉
Ich werde auf jeden Fall rein. Alleine der Name Dougherty gibt mir ein behagliches Vertrauen in den Film.
Mach das, mach das! Manchmal irren sich die Leute halt auch einfach oder schicken den falschen Menschen in schlechter Laune zu irgendwas hin, was er vielleicht gar nicht sehen will. Selbst wenn man Horror-Komödien hasst, sind 1,5 von 5 viel zu wenig. Der Film ist wirklich unterhaltsam!