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Unser eigenes Polizei-Auto

16. Oktober 2015

Den Namen Jon Watts sollten wir Marvel-Jünger uns schon mal gut merken. Denn spätestens 2017 werden wir mit Sicherheit viel über ihn reden. Denn Watts hat die undankbare Aufgabe bekommen, uns mit dem zweiten Spider-Man-Reboot zu beglücken. Nachdem ja Andrew Garfield auch aus dem Rennen ist und der Spinnen-Mann ja zum Teil wieder bei Marvel zuhause ist (weswegen er ja dann auch schon nächstes Jahr in „Captain America: Civil War“ auftauchen darf – natürlich in neuer Besetzung), muss jetzt natürlich wieder ein Reboot her. Solange wir nicht wieder Onkel Ben sterben sehen müssen, bleibe ich trotzdem vorsichtig skeptisch… denn nicht nur der neue Spider-Man wird ja dann „neu“ sein, auch dieser Jon Watts wird dann ein Neuer sein (obwohl Marvel mit seinen Regie-Posten bisher meist recht gut gefahren ist).

Doch ganz so neu ist dieser Neue ja auch nicht, denn ein paar Filmchen ja er schon auf seiner Kappe. Gut, um genau zu sein, sind es zwei. Und einer davon heißt „Cop Car“. Darin finden die beiden jungen Ausreißer Travis (James Freedson-Jackson) und Harrison (Hays Wellford) mitten in der Pampa ein verlassenes Polizei-Auto. Nach einigem zögerlichen Rumspielen finden sie die Schlüssel und anschließend das Gaspedal und machen sich eine schöne Zeit mit dem gefundenen Polizei-Auto. Was die beiden da noch nicht ahnen, so ganz verlassen war der Wagen leider nicht. Denn Sheriff Kretzer (Kevin Bacon) war nur mal kurz eine Leiche verscharren und ist nun ziemlich verärgert, dass sein Auto verschwunden ist… schließlich wartet da noch was im Kofferraum auf seine Entsorgung.

Mario Kart ist ein Dreck dagegen…

Jon Watts tritt mit seinem „Cop Car“ so ein bisschen in einen kleinen, aber feinen Trend der etwas anderen Jugend-Geschichten. Vorangegangene Filme wie David Gordon Greens „Joe“ oder Jeff Nichols „Mud“ haben eindrucksvoll gezeigt, dass Filme mit kleinen, aber starken Hauptdarstellern bestens funktionieren können. Und Jon Watts‘ „Cop Car“ scheint da anfangs auch bestens reinzupassen… vor allem, weil er – wie die beiden genannten Beispiele auch – stilvoll das ländliche Amerika in Szene setzt und es zum Schauplatz einer ungewöhnlichen Geschichte macht.

Die ersten Einstellungen von Travis und Harrison, die über weite Felder wandern, hätten auch gut und gern aus einem epischen Western stammen können. Aber statt Cowboys und Indianern gibt’s hier halt dann nur das Auto. Das Auto!!! Der Traum eines jeden kleinen Kindes… diesen Traum und vor allem die Erfüllung dieses Traumes fängt Jon Watts absolut perfekt fein. Das vorsichtige Herantasten, das zaghafte Ausprobieren und dann der Kick des Fahrens – der kleine Junge in mir konnte die beiden kleinen Jungen im Film mehr als nur gut verstehen. Statt nur auf der Auffahrt mal ein bisschen vor und zurück zu fahren, wäre ich doch selber auch lieber mit Vollgas (und Blaulicht) über irgendwelche leeren Felder gefahren, hätte dabei geschrien und gejubelt. Oh ja, diese ersten Minuten von „Cop Car“ sind einfach nur ein Traum und eine Freude, weil man irgendwie spürt, dass die Freude der beiden Jungdarsteller durchaus echt sein dürfte…

Dazu kommt dann irgendwann ein herrlich knurriger Kevin Bacon, der ganz schön ins Schwitzen gerät, angesichts der Tatsache, dass sein blöder Wagen verschwunden ist. Da gerät er in Panik und verzweifelt… nur lässt Watts uns nicht wissen, warum? Nach und nach müssen wir dieses Rätsel lösen…

Aber hier fängt „Cop Car“ dann leider auch an, etwas zu schwächeln. Denn der Film weiß scheinbar selber nicht, wie er sein eigenes Rätsel wirklich lösen soll – wie packt man verzweifelten Polizisten und Jungs in einem Cop Car clever zusammen??? Man lässt sie den Kofferraum öffnen und danach geschieht alles ein bisschen von selbst… doch sowohl das als auch der Weg dahin wirkt etwas holperig. Nach dem fantastischen Anfang verliert der Film etwas an Fahrt – minutenlang müssen wir dabei zusehen, wie Kretzer versucht, ein anderes Auto zu klauen, minutenlang passiert gar nichts und der eigentlich hitzig erscheinende Kretzer verfällt in eine Art Schockstarre. Da hätte ich mir gerade von Seiten des „Bösewichts“ doch ein bisschen mehr Drive erhofft…

Der Drive… irgendwie ein bisschen schade, dass ausgerechnet ein Film über ein Auto daran ein bisschen scheitert, denn irgendwo werden die beiden Jungs zum Ende hin auch ein bisschen hinten angestellt, die große Überraschung aus dem Kofferraum zu einer etwas merkwürdigen Angelegenheit und das Finale wirkt dann auch übertrieben. Irgendwo zwischen dem Autofahr-Glück und der Verzweiflung wegen dem geklauten Wagen hat Watts scheinbar ein wenig vergessen, was er eigentlich erzählen wollte. Der Film zieht sich dann wie Kaugummi, wirklich Spannung kommt auch nicht mehr auf und der starke Anfang des Films ist schon fast wieder vergessen… „Cop Car“ hätte sich sonst ohne Sorge bei „Mud“ und „Joe“ einreihen können. So muss er sich ein bisschen weiter hinten anstellen…

Wertung: 6 von 10 Punkten (nette Idee, der nach und nach die Luft ausgeht)

3 Kommentare leave one →
  1. 16. Oktober 2015 22:54

    Hm, ich fand den richtig gut und kein bisschen langweilig oder schwächer werdend.
    Aber damit stehe ich eher alleine :))

    • donpozuelo permalink*
      17. Oktober 2015 13:57

      Puh, damit stehe ich dann wenigstens nicht alleine 😀

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