Amazing Amy
Ich muss gestehen, dass ich David Finchers „Gone Girl“ schon gesehen habe, als der Film im Kino lief. Doch irgendwie habe ich mich damals echt schwer damit getan, meine Gedanken zu dem Film in Worte zu fassen. Ich wusste nicht so wirklich, ob ich den Film mögen sollte oder nicht. Ich glaube, das Einzige, was ich sofort nach dem Film positiv anzumerken hatte, war die Tatsache, dass die Zeit wie im Fluge verflogen war. Man merkt dem Film seine Laufzeit von zweieinhalb Stunden wirklich nicht an. Aber zurück zum eigentlichen Thema… wie hat mir den Film denn nun gefallen? Hat er mir überhaupt gefallen? Eine Frage auf deren Antwort ich damals keine Antwort wusste… und eine Antwort, mit der ich mich selbst jetzt noch ein bisschen schwer tue.
Aber ich habe mich noch einmal an „Gone Girl“ gewagt, die Geschichte von Nick (Ben Affleck) und Amy Dunne (Rosamund Pike), dem scheinbar perfekten Ehepaar. Bis zu ihrem fünften Hochzeitstag zumindest, dann verschwindet Amy nämlich spurlos… und alles deutet auf Entführung hin. Während die Ermittlungen und die öffentlichen Suchaktionen starten, gerät Nick mehr und mehr in den Verdacht, seiner Frau selbst etwas angetan zu haben…

Gleich singt er den Batman-Song…
Bevor „Gone Girl“ in die Kinos kam, habe ich mich natürlich wieder dazu hinreißen lassen, dass Buch dazu zu lesen. Schließlich wurde Gillian Flynns Roman zu einem Bestseller und dadurch interessant genug für Hollywood. Und was Roman und Film gleich haben, war ein wirklich grandioser Anfang:
Durch die eingeworfenen Tagebucheinträge von Amy Dunne bekommen wir ein Bild davon, wie sich dieses Pärchen traf, aber auch, wie sehr Amy sich später vor ihrem Mann zu fürchten schien. Gleichzeitig erleben wir aber dabei auch Nick Dunne, der uns mehr und mehr seine eigenen Fehler und Schwächen offenbart, der außerdem wirklich nicht viel von seiner Frau zu wissen und zu halten scheint und dann auch noch von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt. Ein trauernder und besorgter Ehemann sieht dann doch irgendwie anders. Was natürlich gefundenes Fressen für die Medien ist, die unsere Zweifel an diesem Mann nur noch mehr aufheizen.
Im Buch funktionierte das bestens, und auch unter Finchers Regie haut das alles ist. Dazu ist ein Ben Affleck mit seinem großen Kinn irgendwie auch nie so unbedingt der Sympath – egal, wie sehr man ihn nun mag oder nicht, er hat halt einfach auch ein bisschen was, was ihn in diesem Film unsympathisch wirken lässt. Es ist irgendwie schwer in Worte zu fassen und vielleicht gerade deswegen so perfekt.
Fincher dreht hier gekonnt (wie auch Flynn in ihrem Buch) an der Spannungsschraube und inszeniert einen spannenden Thriller, der mit der Jagd nach Hinweisen auf Amys Verbleiben nie langweilig wird, sondern dem Zuschauer stattdessen immer wieder schmackhafte Happen vorwirft… wo ist Amazing Amy? Der Film bringt einen wirklich soweit, dass man Nick dafür verdächtigt… und sich dann ein bisschen fragt, in welche Richtung das Ganze wohl noch gehen mag. Naja, man fragt sich das, wenn man das Buch vorher nicht gelesen hat.
Dann erwartet einen ein interessanter Twist, wenn ich das mal so sagen darf. Mittlerweile dürfte ja genügend Zeit verstrichen sein, dass man über diesen „Twist“ ein bisschen mehr reden kann. Wer Film oder Buch also immer noch nicht gesehen oder gelesen hat, steigt hier jetzt vielleicht besser aus!!!
Ich muss gestehen, ich fühlte mich beim Buch ein bisschen verarscht, als es plötzlich hieß, Amy wäre am Leben und sie hätte das alles nur inszeniert, weil sie ihr Leben mit Nick satt hatte. Das war mir alles zu weit hergeholt, zu abgedreht… zu anders, vielleicht auch??? Ich weiß es nicht. Im Film selbst war ich zumindest vorbereitet und da hat mir das Ganze auch ein bisschen mehr zugesagt. Jetzt beim zweiten Mal Gucken habe ich mir einfach nur gedacht: „Okay… an und für sich ist es weit hergeholt, aber was soll’s? Was Flynn hier gemacht hat, ist doch folgendes: Sie präsentiert uns die übelste Psycho-Bitch überhaupt!“ Und durch eine wirklich großartige Rosamund Pike wird sie auch noch zur übelsten Psycho-Bitch des modernen Kinos. Diese Frau ist eiskalt berechnend, merkwürdig und schlichtweg ein bisschen verrückt. Eine kleine Egomanin, die nicht damit klar kommt, dass ihre perfekte Welt nicht mehr ganz so aussieht, wie sie sich das ausgemalt hat. Weil sie nicht mehr im Mittelpunkt steht… weil sie nicht mehr Amazing fucking Amy sein kann… also macht sie sich selbst dazu.
Irgendwie ziemlich clever, vor allem, weil sowohl Buch als auch Film erst einmal auf die falsche Fährte locken. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, muss ich sogar gestehen, dass mir der Film wesentlich besser gefallen hat als das Buch. Vielleicht lag’s daran, dass ich vorbereitet war auf diesen großen, merkwürdigen Humbug. Vielleicht auch nicht… ich kann’s immer noch nicht so ganz festlegen.
Auf jeden Fall ist „Gone Girl“ mal was anderes, Fincher geht gut mit dem Wechsel der Erzählung an sich um… das, was mich damals als auch heute am Film extrem gestört hat, ist „HIMYM“-Star Neil Patrick Harris in seiner kleinen, aber wichtigen Nebenrolle. In meinen Augen vollkommen fehlbesetzt.
Somit kann ich „Gone Girl“ wohl doch irgendwie unter die Rubrik der Filme packen, die ich weiterempfehlen würde… und wenn es nur darum geht, eine Diskussion mit Leuten zu führen, was für ein clever verpackter Bullshit dieser Film doch eigentlich ist 😀 😀 😀
Wertung: 7 von 10 Punkten (äh… ja… the good girl ist also doch nicht so good… verstehe… was soll uns das jetzt alles noch einmal sagen, Frau Flynn????)
Ich fand den Film bis zum ominösen Twist richtig stark. Hat wunderbar mit den Erwartungen gespielt und tatsächlich ein paar fiese Fährten gelockt. Aber dann dieses… boah. Schätze gerade weil es so fett überzogen wurde, hat es einigermaßen funktioniert. Zumindest bleibt es sehr stark in Erinnerung…
😀 Ja, so ging es mir halt auch mit dem Buch… und ja, wahrscheinlich hat es durch das Überzogene funktioniert… es ist auf jeden Fall mal was anderes.