The Real Sin City
Frank Darabont ist eigentlich ein Garant dafür, dass man gute Unterhaltung bekommt. Gut, in den meisten Fällen hat seine Art von Unterhaltung was mit Stephen King zu tun, aber wenn wir mal ehrlich sind, dann hat die Kombination Darabont-King bis jetzt auch wirklich ein paar tolle Filme hervorgebracht… „Die Verurteilten“ oder „Green Mile“ stehen dafür als Beweis, auch wenn sie jetzt vielleicht nicht die typischsten King-Romane darstellen. Doch auch ein Frank Darabont weicht mal von seinem üblichen Schema ab… immerhin macht der gute Mann nicht nur Filme, sondern auch Serien. Für „The Walking Dead“ war er ganze zwei Staffeln zuständig, bevor er sich abwandte, gehen musste, gehen wollte oder keine Lust mehr hatte… man weiß es nicht so genau (vielleicht ist das auch der Grund, warum ich mit der Serie nicht mehr so klar komme). Doch sein Abtreten von „The Walking Dead“ bedeutete nicht Darabonts Abschied von der Serienlandschaft. Im Gegenteil, er machte gleich noch eine Serie. Dieses Mal aber ohne Zombies…
In „Mob City“ erzählt uns Darabont von den Anfängen der amerikanischen Mafia, von Mickey Cohen und Bugsy Siegel, jene schon legendären Gangster-Bosse, die das organisierte Verbrechen in den USA zu einem Imperium aufbauten, die Stadt der Engel unter sich aufteilten und dafür sorgten, dass mit Las Vegas ein legaler Sündenpfuhl dafür sorgte, dass noch mehr Geld für Korruption und Verbrechen zur Verfügung stehen. In „Mob City“ lernen wir den ehemaligen Soldaten Joe Teague (Jon Bernthal) kennen, der als Cop in L.A. arbeitet. Als der Comedian Hecky Nash (Simon Pegg) Joe bittet, ihm bei einem Deal als Bodyguard zu beschützen, gerät Joe in ein Spiel der Macht, in dem er nicht weiß, auf welcher Seite er spielen soll. Denn Nash will etwas verkaufen, dass für die Bosse sehr gefährlich werden könnte… und natürlich wollen sie es zurück haben.

The Punisher… das Prequel…
„Mob City“ ist eine Mini-Serie, bestehend aus sechs Folgen… und sollte auch nie mehr sein. Deswegen kann man leider keine zweite Staffel erwarten, auch wenn es durchaus angebracht wäre, bietet die Geschichte des organisierten Verbrechens doch noch zahlreiche spannende Stories. Und „Mob City“ hat die ja noch lange nicht alle erzählt. Stattdessen pickt sich Darabont hier hauptsächlich die Geschichte um Bugsy Siegel heraus…
Darabont gelingt es mit „Mob City“ eine perfekte Mischung aus „L.A. Confidential“, „The Black Dahlia“ und „The Godfather“ zu schaffen. Und damit hat man dann eigentlich schon die Grundkomponenten, die die Serie ausmachen. Der „Godfather“-Faktor ist das organisierte Verbrechen, die Mafia-Bosse und ihr Treiben in der Stadt der Engel. Dabei zeichnet Darabont ein differenziertes Bild der einzelnen Akteure und liefert uns zugleich ein aufregendes Organigramm der Mafia… vom Boss bis zum kleinen Läufer wird hier alles mal vorgestellt. Die Bosse leben das schöne Leben für die Öffentlichkeit, die sie schon halb verehrt, gleichzeitig verdeutlich „Mob City“ auch eindrucksvoll, wie und wo die Mafia ihre Finger überall im Spiel hatte. Und zwar überall…
Der „L.A. Confidential“-Faktor ist natürlich das Geschehen innerhalb der Polizei. Denn auch in „Mob City“ weiß man nie so genau, welchem Cop man trauen kann. Dabei haben wir mit Captain William Parker (Neal McDonough), den ehrlichen Kämpfer fürs Recht, der verzweifelt versucht, gegen die Wogen der Korruption anzukämpfen.
Und schließlich haben wir noch den „Black Dahlia“-Faktor, der sich dann in drei Teile aufbrechen lässt. Zum einen ist da der Look. „Mob City“ ist ein stilsicherer Traum für jeden Fan dieser amerikanischen Epoche der Nachkriegsjahre. Männer in Anzügen und Hut, die Damen mit tollen Frisuren und schönen Kleidern, schöne Wagen, ständiges Rauchen, das einfach nur cool aussieht. „Mob City“ ist von den Kostümen und den Set-Designs eine wunderschöne Zeitreise, bei der man sich einfach fallen lassen kann. Denn trotz der Gewalt ist die Serie einfach nur toll anzuschauen.
Der zweite „Dahlia“-Faktor ist das Verbinden von Realität und Fiktion. Denn wie schon in „Black Dahlia“ verarbeitet Darabont auch in „Mob City“ einen ungeklärten Mord und versucht uns eine Aufklärung zu bieten. Und die Geschichte, die uns hier erzählt wird, ist von jeder Sekunde spannend und intensiv erzählt… zumal wir mit Jon Bernthal einen starken Charakter an vorderster Front haben… und damit wären wir dann beim dritten „Dahlia“-Faktor: Film Noir.
Gerade in der Figur des Cops Teague lebt „Mob City“ das richtig aus. Teague ist der perfekte Noir-Held, der sich für eine Frau mit eigener Agenda die Finger schmutzig macht. Jon Bernthals Teague ist ein harter Kerl, der gern auch mal Grenzen überschreitet und somit immer wieder auf die Seite der Bösen gerät, sodass man nie so ganz sicher sein kann, ob er nun zu den guten oder zu den bösen Bullen gehört. Und ganz ehrlich, nach dieser Performance in „Mob City“ freue ich mich schon richtig darauf, dass Bernthal in der zweiten Staffel von „Daredevil“ den Punisher spielen soll.
„Mob City“ vereint die Eindrücke und Gefühle all der genannten Filme, die jetzt aber auch nur genannt wurden, um zu verdeutlichen, was die Serie alles kann. Sie ist keine billige Kopie dieser Filme, sondern ein wirklich tolles, eigenständiges Werk! Die Darsteller, die Geschichten, die Settings, die Kostüme, die Musik… alles geht perfekt ineinander über. „Mob City“ ist wirklich wie eine spannende Zeitreise in eine andere, aufregende Zeit…
Wertung: 9 von 10 Punkten (fast schon ein bisschen schade, dass es keine zweite Staffel geben wird)
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