Dino-Dompteur
Ich gehöre wahrscheinlich zu den wenigen (leicht) über Dreißig Jährigen, die von sich behaupten können, sie hätten „Jurassic Park“ noch nie gesehen. Und ich weiß, ich sollte mich dafür schämen, denn ich kann keinen triftigen Grund nennen, warum ich Spielbergs Dinos noch nicht gesehen habe. Vielleicht war meine Dino-Phase da schon lange vorbei, vielleicht durfte ich damals noch nicht zu so was ins Kino… ich weiß es wirklich nicht. Ich habe keine Entschuldigung, weswegen ich mir vorgenommen habe, „Jurassic Park“ auch so schnell wie möglich nachzuholen. Nicht nur weil ich es muss, sondern weil ich irgendwie auch den Glauben daran zurück gewinnen möchte, dass diese Dino-Filme irgendwann, irgendwie mal cool waren. Denn wenn „Jurassic World“ eines nicht ist, dann ist es cool. Trotz Chris „Starlord“ Pratt… und das will schon was heißen.
Starlord… äh, Chris Pratt… also Owen Grady war mal bei der Navy, was ihn aus unerfindlichen Gründen zum perfekten Experten für Dinosaurier macht und weswegen er auch so toll die Raptoren dressieren kann. Und als der große und gefährliche Indominus Rex, ein fröhlicher Gen-Mix aus allem, was den Dino irgendwie cool und gefährlich machen könnte, ausbricht, muss Starlord, also Chris Pratt, also Owen Grady ran. „Jurassic World“ droht nämlich das Chaos…
Ja, das ist auch schon die ganze Geschichte. Zwar gibt’s noch irgendwie Gedöhns mit zwei Brüdern (Ty Simpkins und Nick Robinson), die auf der Insel ihre Tante und Leiterin von „Jurassic World“, Claire (Bryce Dallas Howard), besuchen, und dann gibt es da auch noch den bösen Army-Typen (Vincent D’Onfrio), der Dinos als Soldaten in den Krieg schicken will… aber im Endeffekt macht all dass den Film auch nicht interessanter.

Die Schneekugel wurde angegriffen…
Dass, was den Film interessant machen sollte – die Dinos nämlich – unterschlägt uns Regisseur Colin Trevorrow schändlich. Ich für meinen Teil hatte darauf gehofft, selbst erst einmal Teil des Publikums zu werden. Ich wollte, dass man mich durch diesen Park führt, ich wollte Dinos sehen – große und kleine, einfach alle. Aber ich bekomme nur einen vollen Park mit viel Schnickschnack zu sehen… und nur selten einen Dino. Außer halt diesen genmisshandelte Riesen-Baby, dass sich tarnen kann, seine Körper-Temperatur steuern kann und ziemlich schlau ist. Diesem Dino wird einfach alles aufgesetzt, damit er zur größtmöglichen Bedrohung wird. Hätte eigentlich nur gefehlt, dass er sich einen Computer schnappt und sich einfach seinen Weg aus dem Park hackt. (Aber vielleicht hebt man sich diese Art von Intelligenz auch für den nächsten Teil auf)
Aber wie gesagt, mehr Dinos bekommen wir eigentlich kaum zu sehen… und wenn doch, dann kennen wir sie entweder schon aus dem Trailer (und sehen sie auch im fertigen Film nur für wenige Augenblicke) oder sie liegen schon wieder halb im Sterben, wenn wir sie sehen. Die Faszination eines Dino-Parks kann „Jurassic World“ nie aufkommen lassen… was doch irgendwie ein bisschen der Sinn des Films war.
Doch über Sinn brauchen wir ja auch nicht wirklich sprechen… Colin Trevorrows „Jurassic World“ ist nämlich ziemlich sinnfrei. Was ja nicht immer was schlechtes sein muss, solange man es geschickt anstellt. „Jurassic World“ fühlt sich jedoch wie so ein schlechter Action-Film aus den 80er Jahren an, der seinen Zuschauer einfach nur mit ordentlich Mist bewirft… in diesem Fall halt Dino-Mist. Chris Pratt ist dabei der klassische Macho-Hauptdarsteller, auch wenn versucht wird, dass nicht so durchklingen zu lassen. Aber letzten Endes ist er der coole Typ, der bewaffnet auf seinem Motorrad durch den Dschungel rast, um die Bestie zu fangen. Bryce Dallas Howard hat die ehrenvolle Aufgabe, auch im schwersten Schweißausbruch noch gut auszusehen (was ihr nie schwerfällt). Aber mehr hat ihre Rolle auch nicht zu bieten – außer vielleicht noch, dass sie es den ganzen Film über schafft, in High Heels problemlos durch die Gegend zu rennen. Den gaaaanzen Film.
Und so ließe sich das ewig fortführen… keiner der Charaktere hat irgendwas zu bieten. Sie dienen lediglich als Stichwort-Geber für den nächsten eher langweiligen Akt in einem viel zu langen und viel zu unspektakulärem Film. Und dabei reden wir doch von Dinos!!!! Ich wollte doch nur coole Dinos und nicht so ein Mix aus „Godzilla“ und „King Kong“ mit der albernsten Story, die man sich dazu nur ausdenken konnte.
„Jurassic World“ hat in meinen Augen echt nicht sonderlich viel, was ihn sehenswert macht. Und das ist verdammt schade, hätte man doch sicherlich eine nettere Story daraus machen können. Aber natürlich musste noch dieser ganze Kriegskram mit rein und das Anprangern des Gott-Spielens der Menschen… blablabla… ich will doch nur Dino-Action, verdammte Axt!!!!
Somit ging ich dann also aus dem Kino… schwer enttäuscht und mit nur drei Gedanken im Kopf: 1) Ich muss jetzt unbedingt „Jurassic Park“ sehen, um zu wissen, ob es doch besser geht. 2) Ich muss jetzt unbedingt einen Mercedes kaufen und ich brauche dringend mehr Technik von Samsung. Und 3) Bitte macht keine Fortsetzung von diesem Kram (was aber angesichts der horrenden Summen, die der Film an seinem Startwochenende eingespielt hat, sehr zweifelhaft sein dürfte)
Wertung: 4 von 10 Punkten (wären die Dinos mal doch besser ausgestorben geblieben…)
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Ich hab nur den ersten Satz gelesen und sage mit voller Überzeugung: Guck verdammt noch mal den ersten Jurassic Park. Du wirst es absolut nicht bereuen.
Sehr gut!!! Wird gemacht… nach „Jurassic World“ muss das einfach sein…
Vor Jurassic World hätte das sein müssen. Ich missachte einfach mal deine Kritik hier.
Genau!
Hätte man schon, aber ich wage trotzdem zu bezweifeln, dass mir der Film dann besser gefallen hätte. Nur weil ich einzelne Verweise auf das Original erkenne, hätten mir den Spaß am Film vielleicht auch nur um einen Bruchteil erhöht. Natürlich ist das jetzt auch nur reine Spekulation, aber „Jurassic World“ war mir auch einfach von den Charakteren zu flach und es gab halt einfach zu wenig Momente, um den Park zu genießen.
Jurassic Park war damals für mich vor allem ein visueller Meilenstein. Ich hatte das Buch gelesen, und war schwer enttäuscht, daß man aus einem düsteren Thriller ein Plüschdino-Verkaufsvehikel mit zwei nervigen Kindern gemacht hatte. Ich war ja damals schon 30 *hüstel*
Jurassic World wäre ok gewesen, wenn er zwei Jahre danach herausgekommen wäre, nicht aber nach 20 Jahren. Chris Pratt fand ich hier nur doof, außerdem sah er so unnatürlich aufgepumpt aus. Das 3D war kaum merklich bis schlecht, ich hatte auch teilweise Ghosting. Ich hatte mir mehr erwartet, nachdem ich die fantastisch konvertierte Version von Jurassic Park gesehen hatte.
Danke… ja, das 3D war so lala… Chris Pratt war irgendwie halt Chris Pratt, an sich schon in Ordnung, aber die Rolle war einfach nicht seins.
„Ich hatte mir mehr erwartet, nachdem ich die fantastisch konvertierte Version von Jurassic Park gesehen hatte.“
Selbst das simulierte 3D der TV -Ausstrahlung von „Jurassic Park“ sah auf meinem Fernseher besser aus als das Kino-3D von „Jurassic World“.