Motto panukeiku!!!
Wenn ich für dieses noch junge Kino-Jahr schon mal ein Filmzitat des Jahres anmerken dürfte, dann ist es sicherlich „Motto panukeiku“, dass ein Pancake fressender Josh Brolin in dem merkwürdigen film noir „Inherent Vice“ von Paul Thomas Anderson einem japanischen Koch wutentbrannt entgegenbrüllt. „Motto panukeiku“ – keine Ahnung, ob ich das so richtig schreibe, aber es war auf jeden Fall ein witziger Moment, in einem Film, den ich gar nicht so richtig einordnen kann.
„Inherent Vice“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Pynchon, erzählt von Privatdetektiv Larry „Doc“ Sportello (Joaquin Phoenix), der eines Abends einen unerwarteten Besuch von seiner Ex Shasta (Katherine Waterston) bekommt. Sie erzählt von ihrem neuen Freund, dem reichen Immobilienmakler Mickey Wolfmann (Eric Roberts), dessen Frau ihn entführen und in einer Irrenanstalt verschwinden lassen will. Shasta bittet Doc darum, das zu verhindern… und Doc kann Shasta nicht widerstehen. Aber zweieinhalb Stunden Film wollen gefüllt werden, und so bekommt Doc in diesem Film noch zwei weitere Aufträge, die alle urplötzlich alle irgendwie was mit Wolfmann zu tun haben.

No more panukeiku for you, bro…
Ich gebe zu, Paul Thomas Anderson gehört nicht unbedingt zu den Anderson-Regisseuren, die ich schaue, ohne groß zu überlegen. Wes Anderson wird ja sofort geguckt und ein Paul W.S. Anderson ja meistens auch. Von Paul Thomas Anderson kenne ich nur „Magnolia“ und „There Will Be Blood“ – während erster mir echt gut gefiel, fand ich den zweiten ziemlich anstrengend. Ich habe das Gefühl, Paul Thomas Anderson hängt so dieser Ruf nach großes, schweres Kino zu machen (ganz im Gegensatz zu seinen anderen Namensvettern). Aber wie sooft hat mich bei „Inherent Vice“ der Trailer schon gereizt… und das Buch, das ich dieses Mal aber erst nach dem Film lesen werde. Wieso? Keine Ahnung, vielleicht hatte ich Sorge, der Film könnte danach nur Mist werden.
Und wenn das Buch ähnlich vertrackt ist, wie der Film, dann wäre das bei mir sicherlich der Fall gewesen. Denn wenn „Inherent Vice“ etwas ist, dann mehr als nur vertrackt. Dass ein Dope-Head wie Doc da überhaupt durchblickt, erstaunt dann schon ein bisschen. Denn selbst nüchtern und ohne jegliche geistige Beeinträchtigung (von der ich weiß) war es mir nicht gerade ein leichtes, der Story ohne Probleme zu folgen. Anderson überschüttet uns mit einer Fülle von Charakteren (alle toll besetzt – mit dabei Benicio Del Toro, Owen Wilson, Jena Malone, Reese Witherspoon, Maya Rudolph, Martin Short… um nur mal ein paar der bekannteren Namen zu nennen). Und jeder dieser Charaktere führt uns und den guten Doc zu einem anderen Ort, gibt uns neue Informationen und all das will irgendwie im Kopf bleiben… ist ja schließlich alles wichtig. Was nicht immer so einfach ist, weswegen „Inherent Vice“ auf jeden Fall zu der Art von Film gehört, die man sich ruhig ein zweites Mal anschauen kann.
Was man tatsächlich auch ohne Sorgen machen kann, denn der Film weiß schon zu unterhalten (sofern man nicht irgendwann zwischen all den verschiedenen Figuren und Orten komplett den Faden verliert – was immer eine Gefahr sein könnte). So verwirrend die Story auch sein mag, wir haben ja einen Fixpunkt in Doc. Und Joaquin Phoenix ist einfach nur großartig – die perfekte Mischung aus dem Dude und jedem berühmten film-noir-Detektiv, den man sich so vorstellen mag. Dieser Typ rennt ein bisschen verpeilt durch die Gegend und sieht selbst den schlimmsten Dingen mit einer Drogen geschwängerten Ruhe entgegen. Einfach ein cooler Typ… dessen genaues Gegenteil wir in dem Hippies hassenden Josh Brolin als Bulle bekommen, der halt „moto panukeiku“ bestellt. Das Schöne an „Inherent Vice“ ist, dass Anderson trotz der Fülle an Charaktere immer sehr skurrile und bunte Vögel dabei hat, die dem Film so viel von seinem Charme verleihen.
Dazu kommt, dass Anderson mit dem groovigen Soundtrack und dem ganzen Drumherum (Klamotten, Autos, etc.) eine geile Atmosphäre schafft. Der Film ist zwar irgendwie noir, aber halt nicht düster, sondern vielmehr poppig-bunt, kontrastreich und einfach nur ein Fest für die Augen.
„Inherent Vice“ ist verwirrend hoch zehn, weswegen man sich nicht dagegen wehren darf. Man muss sich einfach wie Doc treiben lassen. Ob man den Kram am Ende wirklich verstanden hat, ist dann auch egal (ich hab’s noch nicht so ganz gerafft)… lustig und spannend war’s dank einem riesigen und bestens aufgelegtem Ensemble trotzdem! Und Doc ist einfach nur cool… da würde ich mir jetzt nur zu gern ein Crossover mit dem Dude wünschen. Die beiden wären ein großartig, schräges Team!
Wertung: 7 von 10 Punkten (die 70er Jahre leben wieder auf… verwirrend ohne Ende, aber doch sehr unterhaltsam)
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“Chotto, Kenichiro! Dozo, motto panukeiku! Motto panukeiku!”
Das wär’s dann, liess ich mir sagen. Mein Lieblingszitat 2015 so far, da sind wir uns einig. Und gut zu wissen, dass ich nicht der einzige war, der zeitweise den Überblick verlor… 😀
Ah… also doch mit Dopple-T. Na gut, aber ja.. auf jeden Fall jetzt schon ein heißer Favorit auf den Titel Zitat 2015.
Und ich glaube, was das mit dem Überblick verlieren angeht, werden wir auch nicht die einzigen bleiben. Wer hier wirklich durchblickt, lügt doch 😀 😀 😀 Es ist auf jeden Fall echt vertrackt, was hier geboten wird. Aber trotzdem unterhaltsam.
Den Trailer hab ich gestern zum ersten Mal gesehen und ich dachte direkt „Den muss ich gucken!“ Ich werde mich dann schon mal auf ein bisschen Verwirrung einstellen, aber der Spaß scheint ja überwogen zu haben, also freu ich mich drauf 🙂
Hallo Frau Margarete und willkommen 😀
Stell dich besser auf etwas mehr Verwirrung ein als nur auf „ein bisschen“… das klingt im ersten Augenblick vielleicht immer etwas fies, bei diesem Film passt es aber ziemlich gut. Wirklich sehr unterhaltsam.
Steht auf jeden Fall auf der To-see-Liste. Ein Pynchon Roman kann man doch als Film nicht wirklich versauen, denke ich…
Das kann ich nicht beantworten… Thomas Pynchon werde ich jetzt demnächst erst mit „Inherent Vice“ das erste Mal lesen…
Na dann mal viel Spaß dabei. Den wirst du bestimmt haben. 🙂
Ich hoffe es sehr… zumindest habe ich irgendwo gelesen, dass „Inherent Vice“ wohl am besten geeignet sei für Pynchon-Einsteiger 😀
Ich hab „Vineland“ als erstes gelesen. Das war für Pynchon-Verhältnisse recht gut lesbar. 😉
Okay… merk ich mir auch mal. Ich versuch’s jetzt erstmal mit dem hier und dann schau ich mal, wie er mir so gefällt;)
Gemeinsam mit BIRDMAN die größte Enttäuschung für mich in diesem Jahr. Von PTA kenne ich bis auf seinen Erstling alle Langfilme und dann, wenn er sich mehr am komödiantischen Fach versucht, bin ich weniger zufrieden (PUNCH DRUNK LOVE wäre der andere).
Diese Neo-Noir-Komödie ist ja im Grunde gar nicht wirr erzählt. Das Problem ist nur, dass das Drehbuch den Zuschauer mit Doc immer in die nächste Situation führt, diese aber kaum bis gar nicht verbindet. Dadurch wirken die wie an einer Perlenschnur gezogenen Handlungspunkte verwirrend, was überhaupt nicht hätte sein müssen. Am Ende ist dem Film seine Handlung ohnehin ziemlich egal.
Hätte ich dem Humor mehr abgewinnen können, hach, das wäre schön gewesen. So ist der Film immerhin toll bebildert und Phoenix wie zuletzt immer super.
„Birdman“ selbst mochte ich auch nicht so sehr. Aber „Inherent Vice“ fand ich wirklich gut… dass mit der Handlung kann man, wenn ich das richtig verstanden habe, dem Film nicht wirklich zu schulden kommen lassen. Sollen die Romane von Thomas Pynchon doch genau so geschrieben sein. Aber das werde ich ja dann erleben, denn Inherent Vice liegt schon als Buch auf meinem Schreibtisch 😉