Kampf der Mütter
Mittlerweile hat der Name James Cameron für mich einen merkwürdigen Beigeschmack bekommen… und wenn ich ehrlich sein soll, kann ich nicht einmal mehr sagen, woher das kommt. Vielleicht liegt’s einfach daran, dass er in letzter Zeit zwar viel palavert, aber nicht wirklich viel macht. Oder vielleicht liegt’s auch daran, dass er sich mehr und mehr zu jemandem entwickelt, bei dem der Stil über der Story steht… wo zwar alles irgendwie cool aussieht, aber nicht verbergen kann, dass unter der Oberfläche nicht mehr viel passiert… wie gesagt, ich weiß es nicht. Und dabei war James Cameron der Mann, der gleich zweimal bewies, dass eine Fortsetzung mindestens genau so gut, wenn nicht sogar besser als das Original sein kann. Noch bevor er „Terminator 2“ in die Kinos brachte, zeigte er uns mit „Aliens – Die Rückkehr“ wie so ein richtig guter Teil 2 auszusehen hat.
Wie wir ja alles wissen, sind Ellen Ripley (Sigeourney Weaver) und Kater Jones die einzigen, die Ridley Scotts „Alien“ überlebt haben. Über 70 Jahre schlummern die beiden im Kälteschlaf, bevor sie gefunden werden. Doch kaum ist Ripley wieder wach, muss sie feststellen, dass auf dem Planeten LV-426 (dort, wo Ripley und die Besatzung der Nostromo die Alien-Eier das erste Mal entdeckt haben) mittlerweile Kolonisten leben. Tja… und wie sich das so gehört, gibt es keinen Kontakt mehr zur Kolonie. Also wird Ripley mit einer Mannschaft der härtesten Colonial Marines dorthin geschickt, um nach dem Rechten zu sehen.

No Smint, no kiss…
Ich finde, wenn man „Aliens“ das erste Mal nach Jahren wieder schaut, bekommt man erst mal einen kleinen Schock. So ging es mir zumindest… denn im ersten Augenblick kann man sich eigentlich nur fassungslos an den Kopf fassen, wenn Cameron damit beginnt, die Marines einzuführen. Die stinken förmlich vor billigen Klischees, mit der Mann-Frau, die härter ist als die Kerle, dem Zigarren qualmenden Befehlshaber, den üblen und billigen Macho-Sprüchen und Spitznamen. Das tut fast weh in den Ohren und wird auch nicht besser, wenn man die „Wir-bereiten-uns-vor-und-polieren-noch-mal-unsere-riesigen-Waffen“-Montage vorgesetzt bekommt.
Aber dann dreht uns Cameron gekonnt die Nase… denn obwohl seine Marines ein übler Klischee-Haufen sind, werden sie doch nicht lästig. Im Gegenteil, Cameron nutzt das clever ein, um uns zu zeigen, wie übermächtig die „Aliens“ wirklich sind. Denn in jedem anderen Film würde diese Gruppe da reingehen, alles umnieten und fertig. In „Aliens“ müssen wir und die Marines sehr schnell lernen, dass sie machtlos sind. Die können ballern so viel sie wollen, aber sie sind schneller weg als das sie „Colonial Marines“ sagen können. Man darf die Aliens halt nicht unterschätzen…
Cameron macht somit auf andere Art deutlich, was für ein fieses Ding dieses Alien ist. Bei Ridley Scott hätte man sich noch denken können: „Okay, die waren eh nicht vorbereitet!“, aber Cameron macht uns deutlich, auf diese Aliens kann dich nichts vorbereiten. Und auch wenn Cameron den Action-reicheren Weg geht, bleibt er dem Original treu:
Es dauert über eine Stunde, bis wir überhaupt Alien-Kontakt haben… und bis dahin herrscht diese unheimliche Ruhe vor dem Sturm. Ganz fies wird’s, wenn die merkwürdigen Bewegungsmelder zum Einsatz kommen – das Piepen ist wie ein Herzschlag, dessen monotones Schlagen nicht wirklich für Ruhe sorgt. Im Gegenteil, man wartet nur noch viel mehr darauf, dass plötzlich irgendwo was kommt… Cameron setzt, wie auch Scott im Original, auf den Gruselfaktor und es gelingt ihm unheimlich gut.
Gleichzeitig schafft es Cameron, Ellen Ripley mehr Tiefe zu verleihen… zumal wir erst in diesem zweiten Teil erfahren, dass die Gute überhaupt Ellen heißt (sofern man denn den „Director’s Cut“ schaut). Überhaupt ist es sehr zu empfehlen, den „Director’s Cut“ zu schauen, denn hier wird erklärt, dass Ripley selbst Mutter ist, ihre Tochter aber bereits tot ist. Dadurch wird dann auch deutlich, warum Ripley sich so sehr um die kleine Newt kümmert, die sie auf der Kolonie als einzige Überlebende antreffen. Ripley wird nicht einfach zu einer x-beliebigen Action-Ikone erhoben… vielmehr wird sie die Ersatzmutter für Newt und handelt nach dem Motto „Bedrohst du mein Kind, dann bedrohst du mich und dann töte ich dich!“ Und deswegen kommt es dann zum genialen Kampf der Mütter…. Ripley vs. Alien-Queen. Der allein ist es schon wert, diese Fortsetzung anzuschauen.
Man sieht also, James Cameron konnte mal richtig gut Geschichten erzählen. Fortsetzungen müssen nicht immer beschissen sein und Ellen Ripley rules!!!
Wertung: 10 von 10 Punkten (eine Fortsetzung genauso gut wie ihr Original)
Das Drehbuch hat mehr Löcher als ein Schweizer Käse.
Vielleicht… trotzdem ein verdammt unterhaltsamer Film 😀
Mochte ich gerade im Vergleich zum Original nicht wirklich und sehen den hier in meiner Gunst auf einer ähnlichen Stufe wie Finchers dritten Teil (wobei der ja ganz klar in Richtung ALIEN 1 geht). Dieses ambivalente Bild vom Militär, das Cameron ja immer wieder in seinem Werk präsentiert, hat mir eh noch nie gefallen. Irgendwie fetischisiert er die Macht und Gewalt, die von Soldaten ausgeht, auf der anderen Seite sind die ganzen Geräte meist nutzlos gegenüber einer übermächtigen Bedrohung.
Die Mutter-Tochter-Geschichte war allerdings ein guter Schritt, um Ripley noch mehr Tiefe zu verleihen – was ja im dritten Teil auch noch mal kurz weitergesponnen wird.
Der Vergleich zum Original ist auch echt schwer, weil die beiden Filme ja doch Welten trennen. Dennoch fand ich, dass Cameron es hier noch wirklich grandios hinbekommt, eine neue Story zu erzählen. Und so sehr ich auch sein Militär-Bild verabscheue, dass er ja wirklich immer gerne abliefert, finde ich es hier in Ordnung… denn im Endeffekt stellt er sie als die letzten Deppen dar: Sie hoffen auf ihre Waffengewalt und gehen dabei kläglich unter.