Schnauzer oder nicht Schnauzer
Ich glaube, man muss mittlerweile schon ein Hardcore-Fan von Johnny Depp sein, um sich noch auf einen seiner Filme wirklich zu freuen. Was irgendwie schon echt schade ist, denn eigentlich war (und ist es sicherlich irgendwo immer noch) Depp ein guter Schauspieler, der durch interessante Rollen geglänzt hat. Mittlerweile „glänzt“ er nur noch durch Variationen des Captain Jack Sparrow (oder glänzt so wirklich gar nicht mehr als merkwürdige künstliche Intelligenz). So gut der Deppen-Johnny auch sein mag, er hat sich irgendwie in eine Ecke gespielt.
Und in dieser Ecke befinden wir uns auch mit seinem neuesten Film „Mortdecai“. Depp spielt den englischen Lord Mortdecai, ein bankrotter Kunstschmuggler mit Hang zum gezwirbelten Schnauzbart. Der erzeugt bei seiner Frau Johanna (Gwyneth Paltrow) Brechreiz und sorgt für Streit. Dazu kommt noch MI5-Agent Martland (Ewan McGregor), der verliebt ist in Mortdecais Frau und ihren Mann auf eine verwegene Mission schickt. Mortdecai soll einen gestohlenen Goya wiederfinden… für den leicht durchgedrehten Lord nicht so einfach, wäre da nicht sein treu ergebener Diener Jock (Paul Bettany).

Der Schnauzer wird auch gleich noch glatt gebügelt…
Wenn ein amerikanisches Filmteam versucht, eine britische Komödie zu drehen, dann kommt wohl sowas wie „Mortdecai“ heraus. Ein etwas liebloser, episodenartiger Film, der zwar ab und zu für ein paar Schmunzler sorgt, dem aber eindeutig das Herz fehlt. Man fühlt eigentlich mit keinem der Charaktere wirklich mit, sie wirken alle sehr eindimensional und extrem albern… was so in etwa auch dem gesamten Ton des Films entspricht.
„Mortdecai“ ist die perfekte Plattform für das Over-Acting des Depp! Merkwürdiger englischer Akzent, ein bisschen zu viel Jack Sparrow ohne Piraten-Kostüm und schon ist eine weitere Johny-Depp-Rolle geschaffen, die darauf setzt, dass wir doch immer noch den quirrligen, durchgedrehten Depp mögen. Tun wir aber nicht, ich zumindest nicht… mir ging das echt ein bisschen sehr doll auf den Keks. Es ist halt alles ein bisschen zu viel… zumal man sich schon die ganze Zeit fragt, warum ein amerikanischer Schauspieler hier jetzt den britischen Lord geben muss (aber darüber nachzudenken, würde ja auch zu nichts führen).
Und wo man von Johnny Depp gefühlt viel zu viel hat, hat man von allen anderen zu wenig: Jeff Goldblum ist nicht wirklich erwähnenswert, Ewan McGregor versauert in seiner Rolle als lüsterner Verehrer einer Gwyneth Paltrow, die zwar irgendwie britisch steif wirkt, aber ansonsten auch nicht wirklich überzeugen kann.
Es gibt aber dennoch einen Lichtblick in diesem Film… und den bringt uns Paul Bettany. Als ergebener Jock Strapp (wenigstens schon mal ein Schmunzler wegen der Namensgebung) kann Bettany durch seinen wirklichen britischen Humor punkten. Jock ist der heimliche Held dieses Films und das einzige, was wirklich funktioniert. Das wiederum verhilft Johnny Depp auch zu ein paar guten Szenen, denn als Duo im Sinne des dummen Herren und des cleveren Dieners harmonieren die Beiden ziemlich gut miteinander. Bettany steckt stoisch alles ein, was eigentlich für Depp bestimmt war. Sie bilden somit ein gutes Slapstick-Duo… nur leider steckt in „Mortdecai“ nicht mehr als diese Slapstick-Einlagen.
Regisseur David Koepp, der ja eigentlich hauptsächlich so Sachen gedreht hat wie „Premium Rush“ und so Sachen geschrieben hat wie „Jurassic Park“ (aber auch „Indy 4“), setzt vollkommen auf Johnny Depp und auf mehr nicht. Dabei versucht er seinen Film ein bisschen wie einen Abenteuerfilm aussehen zu lassen, in dem wir fröhlich durch die Welt jagen – nur leider geht auf dieser Jagd so einiges verloren, was einen Film sonst unterhaltsam macht. Koepp setzt auf witzige Einzelepisoden, die er einfach nur aneinanderreiht… für seichte Unterhaltung so nebenbei ist das ganz nett. Mehr aber auch nicht…
Wertung: 5 von 10 Punkten (eine very american Komödie, die gerne britischer wäre)
Ich fand Depp ja auch mal richtig gut und das lange vor Fluch der Karibik, wo ihn dann alle abgefeiert haben. Für mich waren gerade seine ernsteren Rollen in Blow oder Donnie Brasco einfach hervorragend gespielt. Echt schade, dass er nur noch den gleichen Quark dreht. Entweder eine Sparrow-Abwandlung, wo aber keine ans bereits abgenutzte Original heranreicht, oder ben Tim Burton-Filme. Und wenn er dann mal was anderes versucht, scheint es totale Scheiße zu sein (Transcendence, oder wie das Ding hieß). Ich fürchte aus dieser Schleife kommt der nicht mehr raus. Schade eigentlich. Hab ihn früher wirklich gerne gesehen. Mittlerweile schreckt er mich eher ab.
Oh ja, Donnie Brasco war toll… und so viele andere Sachen. Er war halt schon lange vor diesem Piraten-Tralala verdammt sehenswert. Aber mittlerweile ist er zu einer Karikatur geworden, der einfach unerhöht hohe Gagen für Sachen bekommt, die einfach nur Müll sind… aber solange es noch genug „Fans“ gibt, wird das wohl auch noch so weiter gehen.
Ja, die Leute wollen eben wohl genau das sehen. Immer schön neue Fluch-Filme, hin und wieder ne Abwandlung der Rolle dazwischen und dann eben alles von Tim Burton. Erfolgreich ist das ja auch alles irgendwie. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, fürchte ich.
Absolut… ich find’s ja schon gruselig genug, dass sie von diesem furchtbaren Tim-Burton-Alice-in-Wonderland-Film jetzt wirklich eine Fortsetzung drehen… naja… traurig, traurig… für den guten Depp tut’s mir ja schon fast wieder ein bisschen leid, wenn er nicht so viel Kohle mit dem ganzen Müll verdienen würde.
Was heißt leid tun. Ich glaube, der sucht sich die Rollen auch selber aus. Wenn er immer die selbe Rolle spielen will, soll ers halt machen. Braucht sich aber auch nicht zu windern, wenn es irgendwann allen auf den Sack geht. Alles nutzt sich früher oder später ab.
Da hast du wohl auch wieder Recht… und es nutzt sich ja schon ab. Die letzten Filme von ihm sind ja mehr oder weniger alle gefloppt.
Vielleicht nimmt er dann demnächst mal wieder interessantere Rollen an. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Sehr schön. Hätte ich doch nur Wetten abgeschlossen, so wie geplant. Wetten darauf, dass es eine weitere Variation a la Sparrow wird und nicht wirklich lustig bzw. die einzigen guten Szenen vielleicht gerade mal im Trailer.
tatsächlich fand ich auch da nur Jock lustig -….
Jock ist wirklich gut, aber der Rest… ja, du hast Recht, die guten Sachen waren alle schon im Trailer. Viel mehr kommt da auch nicht…