Der digitale Weltkrieg
Wir leben in einer Zeit, in der man mir weiß machen möchte, ich bräuchte einen Kühlschrank, der per App mit mir kommuniziert und mir sagt, ob meine Milch alle ist und das ich doch gefälligst neue kaufen sollte. Mehr und mehr nimmt die Technik Überhand, sorgt sich doch (angeblich) für eine Verbesserung unseres Lebensstandards. Irgendwann haben wir dann Technik überall und machen einfach nur noch so unser Ding (und sehen irgendwann aus wie die dicken Menschen aus „Wall-E“, die gar nichts mehr können ohne ihre Technik). Und bevor jetzt jemand Angst bekommt, dass hier wird kein Technik-Pessismismus-Artikel wie zu „Her“. Es passt nur trotzdem ganz gut zu John Badhams Film „WarGames“:
Darin ist man auch der Meinung, Computer wären besser als Maschinen und lässt deswegen alle Atomraketen-Silos Amerikas durch den lernfähigen Computer WOPR kontrollieren. Zur gleichen Zeit will David (Matthew Broderick) nicht ein halbes Jahr darauf warten, die neuesten Spiele der Firma Protovision zu spielen. Also hackt er sich in deren System und bekommt die Frage: WANT TO PLAY A GAME? Natürlich will er ein Spiel spielen und wählt das mit dem wohlklingenden Namen „Weltweiter Thermonuklearer Krieg“. Blöd nur, dass David nicht bei Protovision spielt, sondern mit WOPR und alles wirklich passiert!

Die Zeit vor dem Touchscreen sah so aus, liebe Kinder…
„WarGames“ ist ein Film der 80er und beeindruckt heute hauptsächlich damit, dass David riesige Floppy Discs verwendet und die IT-Abteilung der US-Militärs ganze Lagerhallen füllt. Wenn man sich überlegt, dass man so viel Speicher heute quasi in der Hosentasche mit sich herumträgt, ist das schon sehr erstaunlich. Aber gut, es ist ein Film der 80er, also ist auch die Technik aus den 80ern. Immerhin will Badham ja ein realistisches Szenario erstellen.
Wie realistisch das in „WarGames“ alles ist, kann ich nicht so wirklich beurteilen. David ist so eine Art Cyber-MacGyver, der selbst aus einem Diktiergerät, Scheren und ein paar Kabeln noch ein System basteln kann, mit dem man Pincode-gesicherte Türenhacken kann. David kann mit Computer einfach alles… da ist es fast erstaunlich, dass Matthew Brodericks „Ferris Bueller“ drei Jahre später nur seine Schulakten hackt 😉 Aber wer weiß, vielleicht wurde ihm das Anfassen von Computer ja verboten.
Auf jeden Fall darf man sich in „WarGames“ an einer der ersten Darstellungen von Matthew Broderick erfreuen. Obwohl das schauspielerisch für ihn jetzt wahrscheinlich keine sonderliche Herausforderung gewesen sein muss: Er spielt einen Teenager, der ein bisschen auf Computer-Tastauren herumprügelt. Nicht besonders spektakulär. Was Brodericks David tatsächlich spektakulär macht, ist die Tatsache, dass er als Computer-Nerd eine Frau mit seinen Fähigkeiten beeindrucken kann: Allerdings muss man dazu sagen, dass seine Jennifer, gespielt von Ally Sheedy, nicht die hellste Leuchte ist. Genauer gesagt, sie nervt und der Film hätte auch ohne ihr anfängliches Dauergekicher gut auskommen können. Und auch wenn Ally Sheedy Allison in „The Breakfast Club“ gespielt hat, in „WarGames“ nervt sie sehr.
Ich habe den Film jetzt zum ersten Mal gesehen, aber so richtig beeindruckt hat er mich nicht. Es kommt irgendwie nur bedingt Spannung auf und die Story wirkt extrem konstruiert… fast so, als hätte ein Computer nach dem Schema „Wenn das, dann…“ das Drehbuch geschrieben. Ja, der Film spielt sehr schön mit diesem „Kalter Krieg“-Thema und hat am Ende sogar noch die tolle Moral, dass dieses Spiel nur zu gewinnen ist, wenn man es gar nicht erst spielt. Und ja, auch wenn das im Endeffekt ein bisschen spoilert, tut das nichts zur Sache. Denn bis „WarGames“ zu diesem Punkt kommt, passiert nicht sonderlich viel.
Aus Nostalgie-Gründen kann man sich „WarGames“ schon mal anschauen… Computer-Bastler und -Liebhaber werden sich vielleicht noch an der alten Technik erfreuen können, aber großes Kino ist „WarGames“ jetzt nicht unbedingt.
Wertung: 7 von 10 Punkten (solide Unterhaltung, die allerdings kaum Spannung erzeugt)
Das ist ein klassischer Kalter-Kriegs-Film der Achtziger und mit heutigen Maßstäben nicht zu messen. Seinerzeit konnte ein Kid mit PC und Telefonmodem eben noch beeindrucken und niemand fand das wirklich so abwegig, was David da machte.
Viel später bei Hackers, war die Entwicklung schon so weit, dass jeder wusste: das geht niemals, was die da machen :-))
An sich ging es ja auch um die Verletzlichkeit der Technik und, dass man sich auf keinen Fall nur auf einen Computer verlassen darf, wenn es um menschliche Entscheidungen geht.
Auf jeden Fall ist er auch noch heute einer meiner Lieblingsfilme.
Klar, heutzutage würde das per Smartphone ablaufen… und wäre nicht einmal ansatzweise so cool. 😉
Ja wahrscheinlich ;D
Naja … der bleibt trotzdem auf der Watchlist, schätze ich. 🙂 Ist irgendwie Pflicht … . Aber bei „dass er als Computer-Nerd eine Frau mit seinen Fähigkeiten beeindrucken kann“ musste ich an meine vielen vielen Kollegen auf Arbeit denken. Was würden die sagen 😀
Klar ist der Pflicht… er ist ja auch nach wie vor unterhaltsam!. Tja, und was die Kollegen dazu sagen, kann ich dir nicht sagen 😀