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Das gute Monster

1. Oktober 2014

Wie ist das eigentlich mit Dracula? Woher kommt der? Also ich meine jetzt nicht aus Transsylvanien, sondern woher das Wesen Dracula kommt? Bram Stoker setzt uns den ja als gegeben hin und seitdem ist er eines der kultigsten Monster überhaupt geworden. Aber woher kommt Dracula eigentlich, warum ist er dieses blutsaugende Monster geworden? Francis Ford Coppola hat da bislang die schönste Antwort geliefert: Sein Vlad Tepes (Gary Oldman) verkraftet den Tod seiner Frau nicht, macht Gott dafür verantwortlich und zerstört dessen Kreuz. Daraufhin strömt daraus Blut und Vlad wird mit ewigem Leben und dem ewigen Drang nach Blut gestraft. Fertig! So passt mir das eigentlich ganz gut. Immerhin braucht Coppola dafür auch nur knapp 10-15 Minuten und macht mit dem Rest weiter.

Regisseur Gary Shore ist das aber zu wenig, und deswegen macht er aus diesen 15 Minuten knapp 90 Minuten Film und nennt das Ganze „Dracula Untold“. Darin lernen wir ebenfalls den Fürsten Vlad Tepes (Luke Evans) kennen. Der wurde als Kind von den Türken groß gezogen und als Krieger fürchtete man ihn unter dem Namen „Vlad der Pfähler“. Doch das liegt alles hinter Vlad. Jetzt ist er nur noch Fürst und Ehemann für seine Frau Mirena (Sarah Gadon) und Vater für seine Kinder. Nur will ihn die Vergangenheit nicht loslassen. Sein „Bruder“ und Sultan Mehmed II (Dominic Cooper) will Europa erobern und braucht für seine Armee noch ein paar tausend Jünglinge. Und Vlads Sohn soll dazu gehören. Um seinen Sohn, seine Familie und sein Land zu retten, geht der Fürst nun ein Risiko ein: Ein Dämon/ Vampir (Charles „Tywin Lannister“ Dance) verleiht ihm für drei Tage unglaubliche Kräfte… trinkt Vlad während dieser Zeit kein Blut, verschwinden sie wieder. Tut er es doch, bleiben sie für ewig!

Er ist der echte Bat-Man…

Die große Frage (oder besser: die großen Fragen), die ganz offensichtlich im Raum stehen, sind folgende: a) brauchen wir noch einen weiteren Dracula-Film? Und b) wenn ja, taugt „Dracula Untold“ was bzw. bringt der irgendwas Neues mit ins Boot, was woher noch nicht da war?

Nun, die Antwort auf Frage A muss jeder für sich finden. Zwingend notwendig war’s wohl nicht, immerhin haben wir knapp 14 Jahren gut damit gelebt, Dracula nicht mehr unter uns zu haben… aber vielleicht waren wir auch einfach zu gequält von glitzernden Vampiren (uärghs). Und die Antwort auf Frage B… nun, die ist recht simpel: „Dracula Untold“ taugt nicht wirklich was, ist aber trotzdem recht „amüsant“ anzuschauen.

Wie sich das erklärt? Nun, wirklich viel Neues gibt’s nicht! Wie schon erwähnt, hat Coppola das Ganze in seiner Dracula-Fassung auch schon erzählt – nur kürzer und auch ein bisschen cooler. Gary Shores „Dracula Untold“ möchte versuchen, uns den Fürsten Vlad weniger als Monster, sondern als Mensch zu präsentieren. Dafür müsst ihr nur vergessen, dass er Jahrelang „Vlad, der Pfähler“ war und das mit dem Vergessen könnte sogar funktionieren. Wenn’s funktioniert, ist „Dracula Untold“ aber letztendlich trotzdem nichts anderes als eine Art Superhelden-Entstehungsgeschichte mit einem etwas fiesen Twist (der ja auch kein wirklicher Twist ist):

Luke Evans kann fliegen, kann super gut hören, sich in zig Fledermäuse verwandeln und ist dabei auch noch super stark. Also so eine Art Superman, nur dass er statt Kryptonit eine Lichtallergie hat. Auch wenn das irgendwie nicht so wirklich in unser schon lange geformtes Bild von Dracula passt, ist es gut in Szene gesetzt – sofern man denn auf Comic-Action steht. Dann gibt’s witzige Sequenzen, in denen Luke Evans gegen jede Menge Gegner angeht und als Sieger hervortritt. Muss man wirklich mögen, sonst macht „Dracula Untold“ wirklich Null Sinn.

Immerhin ist Luke Evans jemand gefunden, der sowohl den gequälten als auch den erstarkten Vlad Tepes überzeugend darstellt. Das war’s dann aber leider auch schon. Sarah Gadon, die ich ja vor allem durch „Enemy“ sehr lieb gewonnen habe, bringt dem Film nichts… außer das Vlad halt jemanden hat, für den er leiden kann. Stellt sich euch als Spideys Gwen Stacy oder Supermans Louis Lane vor. Sie ist im Endeffekt auch nur dafür da, dass der neu gewordene Held eine verletzliche Seite hat, die sein Erzfeind Kobold / Luthor / Sultan angreifen kann. Und für seinen Erzfeind bekommt Dominic Cooper leider auch nicht wirklich viele Möglichkeiten, dem wirklich etwas Bedrohliches beizusteuern. Auch Charles Dance hat nicht wirklich viel zu tun, ist er im Endeffekt doch auch nichts weiter als die Spinne, die Peter Parker beißt.

Wenn man „Dracula Untold“ als verkappte Comic-Helden-Story hinnimmt, kann man 90 Minuten durchaus gut unterhalten werden. Das Ganze wird aber dennoch nicht lange in Erinnerung bleiben, eben weil sich keiner getraut hat, dem „Untold“ im Titel wirklich gerecht zu werden. Ein krasse Neuinterpretation wäre interessant gewesen, gibt’s hier nur leider nicht. Da reichen dann auch wirklich Coppolas 15 Minuten vollkommen aus!

Wertung: 6 von 10 Punkten (Dracula als Comic-Superheld… wem’s gefällt…)

8 Kommentare leave one →
  1. 1. Oktober 2014 08:29

    Werd Ich mir ansehen, aber ohne große Erwartungen. Dracula gab es schon so oft, vielleicht zu oft. Ich liebe die alten Hammer Filme, der Atmosphäre wegen, und Christopher Lee war für mich einfach der beste Darsteller. Coppolas Version war schön, aber auch sehr „inspiriert“ von Dracula ’79. Den kann man leider auf DVD nicht ansehen, wenn man ihn damals im Kino gesehen hat, wegen der nachträglichen Farbreduktion. Grässlich!
    Und dann war da letztes Jahr diese unsägliche TV Serie. Und der unsägliche „Van Helsing“.
    Aber wie gesagt, ich seh mir den hier an. Und sei es nur für den Verriss danach 🙂

    • donpozuelo permalink*
      1. Oktober 2014 12:48

      Mit den Hammer-Filmen hat das wirklich nicht viel zu tun 😉 Es ist halt einfach nen Comic-Film, der durchaus unterhält… aber leider auch nichts Neues beisteuert. So ein Film für zwischendurch… kann man machen 😉

      • 1. Oktober 2014 13:01

        Diese „für zwischendurch mal“ Filme muß es auch geben, es kann ja nicht nur ein Meisterwerk nach dem anderen geschaffen werden. Wie gesagt, den geb ich mir bestimmt. Am Kinotag, wenns billiger ist 😉 es wäre definitiv kein Film, für den ich Vollpreis und womöglich noch 3-D Zuschlag zahlen würde.

        • donpozuelo permalink*
          1. Oktober 2014 14:50

          Der ist ja zum Glück ohne 3D, das ist immerhin schon mal was. Und ja, Vollpreis müsste es auch nicht sein 😀

  2. 1. Oktober 2014 20:47

    Schade, ich fand den Gedanken der Neuinterpretation ganz cool. Und wie da oben schon sagtest: in dem Twilight-Zeitalter habe ich das Gefühl, dass man das mal machen kann. Also einer der mal wieder bedrohlich ist, dunkel und gefährlich. Naja … sehr klug, dass es trotzdem so fast zu Halloween läuft. Wird geguckt – auch wenns vielleicht nicht gruselig genug für den „Shoktober“ ist. Machst du eigentlich auch bei einer der ganzen Aktionen mit? Shoktober, Horrorctober?

    • donpozuelo permalink*
      2. Oktober 2014 10:03

      Ich habe nur grob was vom Horrorctober/ Shoktober gehört… was muss ich denn da machen? 😉

      • 3. Oktober 2014 15:51

        Beim Horrorctober musst du 13 Filme bis zum 31.10. schauen – ich schätze mal, dass Halloween selber eingeschlossen ist 😉 http://cinecouch.net/2014/09/jans-son-of-horrorctober/
        Weil ich weiß, dass ich 13 Filme nicht schaffe (ich will ja vllt. auch mal keinen Horror gucken, einen Monat lang im Dunkeln Angst haben müssen, ist schon ganz schön anstrengend…), habe ich mich mal am Begriff Shoctober orientiert. So gelesen bei Michael Wagner https://movieloveundying.wordpress.com/category/filmmarathon/shoktober/
        ich bin mir nicht sicher wie da die Regeln sind. Ich hab für mich einfach festgelegt, dass ich aus einem vorher festgelegten Pool aus Filmen mindestens 7 sehen will und aus einem Pool an Serienstaffeln mindestens 2. Ach und ja … dann natürlich darüber bloggen. 😉

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