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Geflügelte Rache

30. Mai 2014

Jede Geschichte hat verschiedene Perspektiven. Und jede dieser Perspektiven wirft ein anderes Licht auf die Geschichte. Keiner hat das passender filmisch verpackt als Akira Kurosawa in „Rashomon“. Hier wird dann auch deutlich, dass es immer darauf ankommt, wer die Geschichte erzählt und zu welchem Zweck. So wird aus einem guten Menschen plötzlich ein Schurke oder aus einem Schurken ein nettes Wesen.

Wahrscheinlich haben auch die Disney-Studio-Bosse sich das so gedacht und wechseln jetzt erstmals die Perspektive und betrachten einen klassischen Disney-Bösewicht aus einem neuen Blickwinkel.

„Maleficent“ erzählt die Geschichte der „bösen“ Fee, doch, Halt… stopp… böse ist sie ja überhaupt nicht. Stattdessen ist sie ein Opfer, und zwar Opfer der Ambitionen des jungen Stefan, der unbedingt König werden will und der armen Maleficent deswegen unendliche Schmerzen zufügt, um an sein Ziel zu kommen. Klar, dass sich die Gute später am König Stefan (Sharlto Copley) rächt…. mit dem nur allzu bekannten Fluch. Doch bis Aurora (Elle Fanning) 16 Jahre alt wird, hat Maleficent ein wachsames Auge auf das Mädchen…

Ein kleiner Teufel, diese Fee…

Als es vor ein paar Jahren hieß, man würde der bösen Fee aus „Dornröschen“ einen eigenen Film widmen, fand ich die Idee eigentlich ziemlich cool. Als ich dann hörte, dass Angelina Jolie die Maleficent spielen würde, fand ich das auch cool. Und nachdem ich den Film jetzt gesehen habe, weiß ich, dass es keine bessere Wahl für diese Rolle hätte geben können. Angelina Jolie ist wie gemacht für diese Rolle und sie spielt sie mit einer fantastischen Ausstrahlung.

Es spielt hier aber auch wirklich alles zusammen. Die hohen Wangenknochen (auf die ich fast ständig starren musste) ziehen ihr Gesicht so merkwürdig lang, verleihen ihr etwas leicht unheimliches. Make-Up und Kostüme erfüllen ihren Zweck und machen aus Angie Maleficent. Aber es ist Jolies Koketterie, ihr leichter Sarkasmus oder auch nur ihr gedämpftes Lachen, dass dazu führt, dass diese Maleficent wirklich so gut funktioniert. Für Angelina Jolie dürfte „Maleficent“ die Rolle sein, die man noch lange, lange Zeit mit ihr verbinden wird – da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher. Denn auch wenn einige Sachen am Film vielleicht hätten besser sein können, Angelina Jolie ist hier in Topform und einfach nur grandios.

Was mich dann aber am Film an sich ein bisschen gestört hat, ist die Tatsache, dass Disney es sich nicht so richtig gewagt hat, wirklich eine Schurkin aus Maleficent zu machen… ich hatte auf ein düsteres Erwachsenen-Drama mit märchenhaftem Hintergrund erwartet, aber da ist man bei Disney wohl wirklich an der falschen Adresse. „Maleficent – Die dunkle Fee“ ist ein Märchen. Dabei muss man Disney doch trotz allem zu gute halten, dass sie es ordentlich aufgepeppt haben. Natürlich wird der alte Disney-Klassiker zitiert, aber es bleibt bei ein paar denkwürdigen Zitaten. Ansonsten erzählt „Maleficent – Die dunkle Fee“ eine erfrischend neue Geschichte… ein interessantes Märchen und die Geschichte einer Frau, die bitterböse betrogen wurde.

Wie schon gesagt, für Angelina Jolie ist „Maleficent“ eine grandiose Rolle, doch alle anderen bleiben in diesem Film ein bisschen außen vor. Sharlto Copley hängt als eindimensionaler König Stefan irgendwo im Hintergrund und hat eigentlich nicht wirklich viel zu melden. Gleiches gilt auch für Elle Fanning. Ihre Aurora ist niedlich und nett anzuschauen, aber mehr kommt da leider auch nicht bei raus. Letzten Endes sind alle Darsteller in diesem Film nur dafür verantwortlich, Angelina Jolie noch besser aussehen zu lassen. Für Jolie super, für uns irgendwann vielleicht ein bisschen zu viel.

Immerhin begeht „Maleficent“ nicht den Fehler wie andere Märchenverfilmungen. Das Ganze wird nicht modernisiert und mit Mist aufgepimpt. Die Story bleibt märchenhaft, vielleicht auch vorhersehbar, aber es ist trotzdem unterhaltsam.

Wertung: 7 von 10 Punkten (Angie ist einfach nur spitze… ohne sie wäre dieses Projekt nichts)

P.S.: Mal gucken, welchen Disney-Bösewicht wir als nächstes serviert bekommen. Vielleicht ein Prequel zu „König der Löwen“, damit wir wissen, warum Scar zu seinem Namen kam??? Sollte sich „Maleficent“ auszahlen, ist so eine Bösewicht-Reihe wahrscheinlich wirklich nicht so unwahrscheinlich… nur an Angie wird wohl eine lange Zeit erst einmal niemand rankommen.

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