Ohne Bremsen
Ich bin ja früher auch wie ein Weltmeister mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren. Das ganze Jahr durch, bei Wind und Wetter… erst zur Schule, dann zur Uni und später sogar noch zur Arbeit. Erst jetzt, wo ich wirklich mindestens eine Stunde mit dem Rad unterwegs wäre, um zur Arbeit zu kommen, habe ich mich für die öffentlichen Verkehrsmittel entschieden. Ist eine nervige, aber etwas sichere Fortbewegungsart – gerade für Berlin. Hier muss man als Radfahrer schon ein kleines bisschen bekloppt und ein winzig kleines bisschen lebensmüde sein, um sich beim Radfahren auf den Straßen Berlins wirklich wohl zu fühlen.
Weniger ängstlich und sehr viel lebensmüder als ich ist da hingegen Joseph Gordon-Levitt als Kurier-Fahrer Wilee (kleine Anspielung an einen gewissen Koyoten) in „Premium Rush“. Wilee fährt am liebsten ohne Bremsen… helfen am Ende ja doch nicht wirklich. Helfen kann Wilee so richtig auch niemand, als der den Umschlag der jungen Nima (Jamie Chung) durch die Stadt fahren soll. Denn dieser Umschlag ist mehreren Leuten sehr viel wert – besonders der korrupte Cop Bobby Monday (Michael Shannon) will diesen Umschlag und lässt dabei nichts unversucht. Eine wilde Jagd durch New York beginnt…
Ich muss ganz ehrlich sein, ich hätte erwartet, dass „Premium Rush“ sehr viel spannender werden würde. Wilde Verfolgungsjagden durch New York… und dann ist eine Partei dabei auf einem Fahrrad. Klingt auf jeden Fall ziemlich verlockend, doch irgendwann geht dem Film die Puste aus.
Es fängt alles mit einer Art Hommage an Scorseses „Casino“ an – Wilee fliegt im hohen Bogen in Zeitlupe durchs Bild… es ertönt zwar keine klassische Musik und kein zynischer De Niro kommentiert das Ganze, aber irgendwas an dieser Szene war mir persönlich schon zu viel. Das war mir schon zu gewollt, bevor der Film überhaupt richtig begonnen hatte. Es wurde aber auch nicht besser in den Szenen, in denen Wilee in Zeitlupe verschiedene Möglichkeiten durchspielt, wie er am besten durch den Verkehr kommt. Das hatte so was von Guy Ritchies „Sherlock Holmes“ – nur mit sehr viel mehr Computer und weniger stylish als es vielleicht gerne gewesen wäre.
Kleinigkeiten, möchte man meinen… denn eigentlich geht es nach der „Casino“-Eröffnung erst einmal recht spannend und auch gut inszeniert weiter. Die Fahrten durch New York lassen einen schon hier und da kurz zusammenzucken – und wer echte Fahrradkuriere kennt, der weiß, dass das hier Gesehene durchaus realistisch sein kann. Wer kümmert sich schon um rote Ampeln oder andere Verkehrsteilnehmer, wenn die Zeit ständig weitertickt. Doch Fahrrad-Fahren ist nach einer Weile irgendwann auch langweilig… zwar versucht Koepp das Ganze hier und da durch ein paar Stunts aufzupeppen – doch es bleibt Fahrrad-Fahren.
Dazu kommt, dass sich die Story nicht wirklich weiterentwickelt und zur Hälfte des Films sogar eher langweilig wird. Die kleinen Rückblenden, die uns die Geschichte des Umschlags erzählen, sind ein netter Touch, aber mehr auch nicht. Immerhin wirkt das ganze Geschehen dann ein kleines bisschen so, als würde alles in Echtzeit ablaufen (ein Konzept, dass bei diesem Film sicherlich gut gepasst und dem Ganzen etwas mehr Schwung verliehen hätte).
Gordon-Levitt strampelt sich fleißig einen ab, wirklich Charakter kann er dabei aber auch nicht zeigen. Der Einzige, der hier so ein bisschen zu überzeugen weiß, ist Michael Shannon als Riesen-Arschloch.
„Premium Rush“ ist leider nichts besonderes. Die Action ist manchmal ganz okay, aber es fehlt irgendwann der Schwung in der Story, die schnell langweilt. Fahrrad fahren, telefonieren und verfolgt werden reicht dann doch nicht allein für eine gute Story.
Wertung: 4 von 10 Punkten (ein paar coole Ideen – einige auch geklaut – mehr aber auch nicht)
Da war ich damals sehr großzügig mit meiner Wertung, was aber auch am schlechten „Looper“ lag, den ich davor gesehen hatte.
Für Fahrradkuriere eigentlich der richtige Film 😆
Der perfekte Film für Fahrradkuriere… und auch diejenigen, die schon mal von einem halb tot gefahren wurden 😉 Eins davon trifft wahrscheinlich auf jeden Menschen irgendwann mal in seinem Leben zu, aber so richtig gut wird’s dadurch trotzdem nicht. Im Gegensatz zu „Looper“, den ich eigentlich sehr mochte.