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Mensch oder Maschine?

7. Februar 2014

Ach ja, ach ja… mittlerweile weiß man ja schon gar nicht mehr, ob man sich wegen all dieser Remakes, die in regelmäßigen Abständen unsere Kinos überschwemmen, überhaupt noch aufregen soll. Es bringt ja doch nichts. Sie kommen ja doch immer wieder. Da werden gute alte Klassiker genommen und angeblich neu gedacht. Es will ja nie einer wirklich von einem Remake sprechen. Nein, niemand hat die Absicht, ein Remake zu drehen. Wenn man wenigstens schlechte Filme überarbeiten würde… aber nein, es müssen natürlich immer die dran glauben, die eigentlich unantastbar sein sollten. Und so muss jetzt leider auch Paul Verhoevens „RoboCop“ dran glauben…

Der junge Pollizist Alex Murphy (Joel Kinnamen) ist nach einem Anschlag nur noch durch die Roboter-Technik von OmniCorp zu retten. Für Besitzer Raymond Sellars (Michael Keaton) der perfekte Zeitpunkt, um endlich auch in den USA seine Roboter an den Markt zu bringen, die ja schon auf der ganzen Welt für Recht und Ordnung sorgen. Mit Hilfe des grandiosen Dr. Norton (Gary Oldman) will Sellars durch den RoboCop Murphy sein Imperium erweitern. Doch so ganz will der Robo-Mann nicht, wie alle anderen… denn statt brav die Kriminalität zu bekämpfen, untersucht Murphy den Anschlag auf sein Leben.

Man muss ja mittlerweile echt Mitleid mit Paul Verhoeven haben. Erst wurde sein „Total Recall“ neu aufgelegt und jetzt sein „RoboCop“. Dabei kann man Verhoeven nicht „besser“ machen. Geht einfach nicht. Verhoeven hat seinen ganz eigenen, manchmal vielleicht auch etwas kranken Sinn fürs Kino, für Splatter, für Action. Verhoeven ist kultig und das gilt ganz besonders für seine Robo-Polizisten. Und dementsprechend kann ein Remake nur versagen, oder?

Ich habe versucht, den neuen „RoboCop“ möglichst neutral zu schauen (wenn das in irgendeiner Weise geht). Doch allein schon das Aussehen des neuen Cyborg-Bullen machte es mir nicht so leicht: Mit diesem sehr auf stylisch getrimmten Anzug wirkt dieser RoboCop, als wäre er direkt aus seiner Spielzeugabteilung ins Kino gelaufen. Ich beschwere mich nicht einmal, dass er schwarz ist, aber der neue „RoboCop“ sieht mir zu geleckt aus. Aber gut, das sagt ja noch nicht so viel über den Film aus…

Die Story ist größtenteils gleich geblieben. Nur einige kleinere Änderungen wurden vorgenommen. Es geht aber weiterhin um die böse Omnicorp, böse Schurken und einen Roboter, der sich daran erinnert, dass er eigentlich ein Mensch ist. Die Mediensatire, die im Original steckte, wird im neuen „RoboCop“ sehr viel offensichtlicher in den Vordergrund gestellt. Es könnte ja sonst noch passieren, dass irgendjemand im Publikum nichts davon mitbekommt. Samuel L. Jackson darf als TV-Moderator immer dann, wenn man eine kleine Pause in der Story braucht, um geruhsam zum nächsten Akt zu führen, ein bisschen vom Leder ziehen. Der wütet dann im Live-Fernsehen. Das ist zwar nett, aber halt auch zu offensichtlich und hilft der Story am Ende auch nicht wirklich weiter.

Interessanter ist da schon der stärker in den Vordergrund gerückte „Dr. Frankenstein“-Aspekt. Gary Oldmans Dr. Norton setzt seinen Robo-Mann aus Einzelteilen zusammen und sorgt sich dann rührend darum, was mit ihm passiert. Oldman wird hier zur Stimme der Vernunft, während Ex-Batman Michael Keaton als geldgieriger OmniCorp-CEO einfach nur Gewinne einfahren will. Komme, was da wolle. Die beiden Schauspieler sind das Highlight des Films – eine Batman-Reunion der etwas anderen Art 🙂

Der neue RoboCop Joel Kinnaman kann dagegen nicht so richtig punkten. Ist ja auch schwierig, wenn man die meiste Zeit hinter einem Visier versteckt ist. Aber selbst ohne das, kommt sein Alex Murphy nicht so richtig zur Geltung. Die Familiengeschichte, die hier mit Abbie „Sucker Punch“ Cornish etwas mehr Emotionen mit reinbringen soll, funktioniert gar nicht. Die bleibt leider nur oberflächlich und hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Die Action ist brav, sauber inszeniert und FSK-12-gerecht. Das heißt, es knallt zwar viel, aber es passiert wenig. Oder anders ausgedrückt: „RoboCop“ liefert nichts, was man nicht schon Dutzende Male gesehen hat – es ist nett, aber mehr auch nicht.

Im Endeffekt ist der neue „RoboCop“ wie ein Teebeutel, den man ein zweites Mal benutzt hat: Es hat zwar noch etwas Geschmack, aber schmeckt nicht so wie beim ersten Mal.

Wertung: 6 von 10 Punkten (bleibt beim Original, das hat wesentlich mehr zu bieten)

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