Die unbesiegbaren Bundaunt-Brüder
Warum ich Shia LaBeuf nicht mag, hat eigentlich einen ganz simplen Grund: Er hat es gewagt, in dem furchtbaren vierten Teil von Indiana Jones, nach dem Hut zu greifen. Keiner greift nach diesem Hut!!! Aber gut, das ist nur ein Grund, warum ich mit Shia irgendwie nicht so viel anfangen kann. Irgendwie nervt es, wenn einer sich mit dem „Transformers“-Franchise einen Namen macht, nur um danach ziemlich großkotzig zu behaupten, er wolle so einen Scheiß nie wieder machen. Stattdessen möchte er jetzt echte Filme machen, weswegen er dann angeblich für Lars von Trier in „Nymphomaniac“ blank ziehen will. Das ist ja alles ganz schön für ihn, nur sich seiner eigenen Vergangenheit dann so radikal zu verweigern, finde ich schon verdammt arrogant. Und somit trage ich diesen Gedanken immer im Kopf, wenn ich mir einen Film mit Shia LaBeuf anschaue… weswegen ich in den meisten Fällen ziemlich schnell von ihm genervt bin.
Aber es geschehen noch Zeichen und Wunder… und so darf ich stolz verkünden, dass ich einen Film gefunden habe, in dem mich Shia LaBeuf nicht komplett genervt hat. In John Hill Hillcoats „Lawless“ spielt LaBeuf den jüngsten der Bundaunts Jack. Gemeinsam mit seinen älteren Brüdern Forrest (Tom Hardy) und Howard (Jason Clark) betreiben die drei 1931 eine Schwarzbrennerei in Franklin County, Virginia. Als mit Special Agent Rakes (Guy Pearce) ein Bulle ins County kommt, vor dem sich der sture Forrest nicht verbiegen will, drohen die Geschäfte den Bach herunterzugehen. Jack fühlt sich von seinen Brüdern nicht beachtet und versucht daraufhin selbst, das Geschäft in die Hand zu nehmen und trifft sich mit Mafiosi Floyd Banner (Gary Oldman). Doch auch dadurch werden die Geschäfte nicht einfacher, zumal Rakes die Brüder immer härter verfolgt
Auf „Lawless“ habe ich mich wirklich sehr gefreut und eigentlich gehofft, den Film auch im Kino sehen zu können. Doch irgendwie schaffte es nur Ruben Fleischers „Gangster Squad“ in die Kinos. Erst habe ich mich immer wieder gefragt, warum nur: Beide Filme können große Namen aufweisen. Schließlich vereint Hillcoat nicht nur Tom Hardy, Shia LaBeuf, Jessica Chastain, Guy Pearce, Gary Oldman und Mia Wasikowska… und natürlich darf man Drehbuchautor Nick Cave nicht vergessen. Aber im Gegenteil zu Rubens doch eher Hochglanz-Thriller ist „Lawless“ sehr viel dreckiger, brutaler und realistischer.
Tom Hardy, Jason Clark und Shia LaBeuf funktionieren als Bruder-Trio perfekt. Hardy spielt den Hau-Drauf, den sturen Bock, während LaBeuf das passende Gegenstück dazu spielt – den nach Ruhm sehnenden Emporkömmling, der mehr will als gut für ihn ist. Jason Clark bietet dabei das neutrale Mittelstück, der immer wieder zwischen den Brüdern steht, ohne sich für eine Seite entscheiden zu können. Dieses dysfunktionale Brüder-Gespann ist zum Scheitern verurteilt. Vor allem dann wenn mit Guy Pearces Rakes einer der fiesesten Gegenspieler in diesem Film die Bühne betritt. Allein schon vom Aussehen her wirkt Rakes abstoßend, aber wenn er sich dann als eiskaltes und unbarmherziges Arschloch outet, dann bekommt man richtig Angst vor ihm.
Mit der Figur von Rakes zeigt sich dann auch gleich von Anfang an, dass „The Road“-Regisseur John Hillcoat hier keinen Film für Weicheier gedreht hat. Wenn Jack in einer Szene richtig Prügel von Rakes bezieht, dann tut einem das beim Zuschauen weh. Diese Szene steht für mich jetzt gemeinsam mit der Badehaus-Szene aus „Eastern Promises“ ganz oben auf der Liste der realistischsten Gewaltdarstellungen im Film. Aber nicht nur hier, auch sonst geht der Film nicht gerade freundlich mit seinen Protagonisten um… wie gesagt: „Lawless“ ist dreckig und brutal.
Aber zum Glück verkommt Hillcoats Film nicht zu einer reinen Gewaltorgie. Die Story ist, abgesehen von ein paar Längen, spannend aufgebaut und dank der großartigen Darsteller wirklich fesselnd. Es ist zwar ein wenig schade, dass gerade Gary Oldman und Jessica Chastain mit wirklich nur kurzen Rollen abgespeist werden, aber man kann ja nicht alles haben.
„Lawless“ ist ein knallharter Gangster-Thriller, dessen Realismus einen manchmal echt von den Socken haut, aber wie gesagt, manchmal geht Hillcoat auch ein wenig zu weit. Aber es sei ihm verziehen, denn „Lawless“ ist, was Story und Cast angeht, ein Funken interessanter als sein Konkurrent „Gangster Squad“… weswegen ich es nach wie vor schade finde, dass „Lawless“ nicht bei uns in die Kinos kam. Verdient hätte er es auf jeden Fall.
Wertung: 9 von 10 Punkten (Shia LaBeuf nervt nicht… das sagt doch schon alles, oder nicht?)
Definitiv der besser Gangster-Film, so sehe ich das auch! Ach, wenn ich mir das so durchlese, muss ich glatt nochmal selbst die Blu-ray einlegen. 🙂
Hab dir btw. ein Stöckchen zugeworfen.
Stöckchen ist mir voll ins Auge geflogen und ich denke mal, zum Wochenende wird das fertig!!! Ich mag ja die Blogger-Stöckchen 😀
😀 Ja, deine Kritik hat mich damals ja auch noch mal darin bestärkt, mir den Film zu zulegen. Der ist wirklich großartig!!!
Ach, ich bin ja so gut… *Schulterklopf*
Guter Vergleich zu Eastern Promises, obwohl es dazwischen ja auch noch eine Menge anderer Beispiele gibt (ich sage nur American History X). Je länger der Gedanke in meinem Kopf herumspukt, muss ich sagen, dass sich Viggo Mortensen und Guy Pierce irgendwie auch optisch ähneln 🙂
„American History X“ hatte ich nicht mehr so sehr im Kopf, aber gerade diese eine Szene, in der Pearce auf den guten Shia einschlägt… das hat mich irgendwie sofort an „Eastern Promises“ erinnert.
Ja, wie gesagt, jetzt, wo du es sagst, kann ich das gut nachempfinden. Pierce erinnert generell durch seine ganze Aufmachung sehr an Mortensen. Optisch. Und beide Filme funktionieren ja auch nur über realistische Gewaltdarstellung.
Bei der Gewalt-Nummer geb ich dir Recht, aber Pearce erinnert mich jetzt nicht unbedingt an Mortensen…
Vielleicht haben mich die über den Kopf geklebten Haare drauf gebracht 😀